Verpackungsmüll wie To Go Getränkebecher und Fast Food Abfall
Fast Food-Verpackungen: nicht nur ein Müll-, sondern auch ein Gesundheits-Problem? (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Rüdiger Wölk

Ewigkeitschemikalien "Sichere" PFAS-Verpackungen sind immer noch gefährlich

28. März 2023, 17:00 Uhr

PFAS-Chemikalien sollen aufgrund ihrer negativen Auswirkungen auf Umwelt und Menschen in der EU verboten werden. Forscher aus den USA und Kanada zeigen nun, dass auch vermeintlich sichere Ersatz-Stoffe gefährlich sind.

"Wenn man es in einem Satz zusammenfassen würde: Alle für Umwelt und Menschen schlechten Eigenschaften versammelt in einer Stoffgruppe“, so beschreibt Prof. Thorsten Reemtsma vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig die Gruppe dieser sogenannten Ewigkeits-Chemikalien. Selbst vermeintlich umweltfreundlichen Produkte wie Outdoor-Bekleidung, Bettwäsche und Möbel enthalten PFAS, per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen. Die sind wasser-, fett- und schmutzabweisend und kommen fast überall zum Einsatz, zum Beispiel bei Regenjacken, Pfannen, Burger-Verpackungen oder Toilettenpapier.

PFAS kommen in der Natur nicht vor und können durch Wasser, Licht oder Bakterien nicht abgebaut werden. Die Stoffe werden mit diversen Erkrankungen wie Krebs, einem hohen Cholesterinspiegel, Fettleibigkeit und bei Kindern Immunschwächen wie Asthma in Verbindung gebracht. "Die Beschränkungen für PFAS sind dringend geboten", so Umweltforscher Reemtsma. Und das ohne Ausnahme, sagen Forschende aus Kanada und den USA. Sie haben vermeintlich sichere PFAS-Alternativen aus Lebensmittelverpackungen untersucht, die aus größeren polymeren PFAS bestehen, die angeblich zu groß und zu schwer sind, um aus den Verpackungen zu entweichen.

Größere Moleküle zerfallen einfach

Das, so das Ergebnis der Untersuchung, ist ein Trugschluss. Denn auch die größeren Moleküle zerfallen in kleinere, die immer noch schädlich sind und in Lebensmittel und die Umwelt gelangen können. Untersucht wurden 42 papierbasierte Verpackungen und Schalen, die in Fast-Food-Restaurants in Toronto gesammelt wurden. Ein als toxisch bekanntes PFAS – 6:2 FTOH (6:2 Fluortelomeralkohol) – war laut der Studie die am häufigsten in diesen Proben nachgewiesene Verbindung. Über zwei Jahre maßen die Forschenden die Konzentration der PFAS und stellten fest, dass sie bei einer Lagerung im Dunkeln und bei Raumtemperatur um 85 Prozent abnahm. Der größte Teil davon waren die vermeintlich sichern polymeren PFAS, die so in die Umwelt abgegeben wurden.

Für das Forscherteam gibt es nach diesen Ergebnissen nur eine mögliche Empfehlung, so Arlene Blum, Executive Direktorin des Green Science Policy Institute und Ko-Autorin der Studie: "Die beste Vorgehensweise zum Schutz unserer Kinder und zukünftiger Generationen besteht darin, die gesamte Klasse von PFAS so schnell wie möglich aus allen nicht wesentlichen Anwendungen zu entfernen, von Lebensmittelverpackungen bis hin zu Regenjacken."

Links/Studien

Die Studie "Per- und Polyfluoralkyl-Substanzen in kanadischen Fast-Food-Verpackungen" ist in "Environmental Science & Technology Letters" erschienen.

gp

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 28. Februar 2023 | 12:25 Uhr