Informationstafel mit Verhaltensempfehlungen nach dem Aufenthalt in einem Zeckengebiet.
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Zecken 351 Prozent seit 2007: Deutliche Zunahme von Borreliose-Behandlungen in den USA

21. März 2024, 13:57 Uhr

Die Zahl der Borreliose-Behandlungen hat sich laut US-Krankenversicherern in den vergangenen 15 Jahren mehr als verdreifacht. Auch in Deutschland nehmen Lyme-Borreliosen zu, oftmals unbemerkt.

Wahrscheinlich begünstigt durch den Klimawandel haben sich Zecken in den vergangenen Jahren immer größere Verbreitungsgebiete erschlossen. Und da die Spinnentiere ein Zwischenwirt für Borrelien sind, die sie auf den Menschen übertragen können, hat auch die Zahl der von diesen Bakterien ausgelösten Borreliosen zugenommen. Eine neue Untersuchung bestätigt diese Entwicklung nun auch für die USA.

Das Informationsportal FairHealth hat dort etwa 36 Millionen Anträge auf Leistungen privater Krankenversicherungen ausgewertet, die zwischen den Jahren 2007 und 2021 gestellt worden. In diesem Zeitraum nahm die Zahl von Behandlungen gegen die Lyme-Borreliose und die Folgen der Infektion in ländlichen Regionen der USA um mehr als das Dreieinhalbfache zu.

Längere Sommer, mehr Infektionen: Zunahme der Antikörper gegen Borrelien weltweit

Demnach war die der Zahl der Borreliose-Behandlungen in ländlichen Räumen der USA im Jahr 2021 um insgesamt 357 Prozent gegenüber 2007 gewachsen. Allein in den vergangenen fünf Jahren habe die Zunahme der Behandlungen in diesen Regionen 60 Prozent betragen. In urbanen Regionen sei des Problem laut FairHealth etwas geringer ausgeprägt, aber dennoch deutlich. In den vergangenen 15 Jahren nahmen Borreliose-Behandlungen in den Großstädten und ihren Ballungsräumen um 65 Prozent zu, davon 19 Prozent in den vergangenen fünf Jahren.

In Europa hat mutmaßlich jeder fünfte Einwohner bereits einmal im Leben eine Borreliose gehabt. Das zeigt eine umfangreiche Auswertung von über 100 Studien zu Antikörpern gegen die Bakterien, die ein Team chinesischer Wissenschaftler im vergangenen Jahr durchgeführt hat. Auch diese Forscher stellten eine Zunahme der Fälle seit dem Jahr 2000 fest. Sie sehen mehrere Effekte als Ursache: Längere Sommer und wärmere Winter führen zu günstigen Bedingungen für die Zecken, industrielle Landwirtschaft zu guten Bedingungen für Wild und andere sogenannte Reservoirwirte, in denen die Borrelien jahrelang überleben können. Auf der anderen Seite verbringen Menschen in wärmeren und längeren Sommern mehr Zeit im Freien, was die Chance auf Kontakte zu Zecken erhöht.

In Deutschland sind die Bundesländer Thüringen und Sachsen besonders betroffen.

Zecke auf einem Arm 5 min
Zecke auf der Haut: Die Spinnentiere können unter anderem Borrelien übertragen, wenn sie sich lange Zeit festbeißen. Bildrechte: imago images/CHROMORANGE
Zecke auf einem Arm 5 min
Zecke auf der Haut: Die Spinnentiere können unter anderem Borrelien übertragen, wenn sie sich lange Zeit festbeißen. Bildrechte: imago images/CHROMORANGE

Gefürchtete Langzeitfolge: Neuroborreliose

Für die allermeisten Menschen verläuft die Infektion ungefährlich, doch schwere Spätfolgen sind möglich, wenn die Erkrankung lange unentdeckt bleibt. Eine Infektion mit den Bakterien verursacht zu Beginn meistens unspezifische Symptome, ähnlich einer leichten Sommergrippe. Deutlichstes Anzeichen kann eine sogenannte Wanderröte sein, rote Flecken auf der Haut, die sich ringförmig um die Einstichstelle herum ausdehnen. Doch nicht alle Infizierten entwickeln diese Wanderröte. Sie zeigt sich nur bei 40 bis 60 Prozent der Betroffenen, schätzt der Frankfurter Mikrobiologe Peter Kraizcy.

Danach kann die Krankheit wieder verschwinden und erst nach Monaten in Form von Gelenkschmerzen wieder auftauchen. Im seltenen, schwer verlaufenden Fällen kommt es zur Neuroborreliose, wenn die Krankheitserreger das Nervenwasser erreichen und sich im Nervengewebe einnisten, um sich dort vor dem Immunsystem zu verstecken. Dann kann es zu Lähmungen kommen.

Valneva und Pfizer entwickeln Impfstoff gegen Borreliose

Eine Borreliose ist nach Meinung von Fachärzten jederzeit mit Antibiotika gut behandelbar. Ist es allerdings zu schweren Schäden gekommen, etwa an Gelenken und Nerven, kann es passieren, dass diese Schäden nicht wieder vollständig abheilen.

Einige Hoffnungen setzen Mediziner daher auf die Entwicklung eines Impfstoffs, den die Unternehmen Valneva und Pfizer aktuell in einer Phase-3-Studie entwickeln. Er könnte zusätzlichen Schutz für Menschen bringen, die sich noch nie mit Borrelien infiziert haben.

(ens)