Citizen Science 2021 Deutschland vergräbt Teebeutel und erforscht den Boden
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02. Januar 2021, 14:00 Uhr
Forschung für alle: Man nehme diverse Teebeutel, verbuddle sie im Boden, und schaue später nach, was draus geworden ist. Das ist das Prinzip des Citizen Science Projektes "Expedition Erdreich", das erforschen will, wie gesund unsere Böden sind. Geht kinderleicht und bringt spannende Daten für die Forschung. Wer will, lässt sich das Experimentier-Kistchen jetzt schon zuschicken.
Bodenständiger geht es wohl kaum in der Wissenschaft – in einem Bürgerforschungsprojekt soll 2021 das Erdreich untersucht werden. Mit unbenutzten Teebeuteln, die im Frühjahr acht Zentimeter tief in den Boden eingegraben werden. Immer zwei an dieselbe Stelle, einer mit Grünem, einer mit Rooibos-Tee. Wo man sie eingräbt, ist ziemlich egal. Und an einer anderen Stelle noch mal dasselbe Spiel. Wer zwei gegensätzliche Standorte wählt, kann mit sehr verschiedenen Ergebnissen rechnen. Die Standorte sollte man jedenfalls markieren um sie wiederzufinden und auch die GPS-Daten auf der Webseite des Citizen-Science-Projekts eintragen.
Nach drei Monaten werden die Teebeutel wieder ausgegraben, getrocknet und der Inhalt erneut gewogen. Die Ergebnisse können von Hand in ein Merkblatt notiert oder via Smartphone samt GPS-Daten und Fotos online auf der Projektseite eingetragen werden. Aus den Ergebnissen lassen sich Zersetzungsprozess und Stabilisierungsfaktoren ablesen. Also, wieviel vom Teematerial ist noch da, wieviel des zersetzten Tees ist in Humus gewandelt und im Boden eingelagert. Die Forscher erhoffen sich so Aufschluss darüber, welche Boden- und Witterungsfaktoren den Zersetzungsprozess und die Bodenfunktionen wie stark beeinflussen.
Was passiert mit dem eingegrabenen Teebeutel?
Mikroorganismen und Pilze zersetzen den Tee in den Beuteln. Regenwürmer dagegen kommen nicht an den Teebeutel-Inhalt ran, dafür sind die Teebeutel dem Projektteam "Expedition Erdreich" zufolge zu engmaschig. Wie schnell die Zersetzung geht, hängt ab von den Bodeneigenschaften wie Ph-Wert, Bodenart, und von der Witterung, also Temperatur und Niederschlag. In einem durchschnittlichen Boden in Deutschland werden binnen 90 Tagen fast 60 Prozent des Grünen Tees und weniger als 20 Prozent des Rooibostees umgesetzt. Diese Werte können sich jedoch von Standort zu Standort stark unterscheiden.
Wenn der Tee nur wenig zersetzt wird, stimmen die Lebensbedingungen für Mikroorganismen nicht. Bei zu wenig Regen, oder sandigem Boden, der nur wenig Wasser speichern kann, geht mikrobielles Leben im Boden ein. Ist der Boden dagegen zu nass, fehlt den Organismen die Luft zum Atmen. Und auch bei sauren Böden mit niedrigem ph-Wert haben es Mikroorganismen schwer.
Verrät der Zustand der Teebeutel etwas über die Bodenqualität?
Allein vom Teebeutel-Inhalt bzw. der Zersetzungsrate lässt sich nicht auf den Bodenzustand schließen, erklären die Projektbetreuer auf Anfrage von MDR WISSEN. Vielmehr spielen auch die Bodeneigenschaften und Witterungsbedingungen im Forschungszeitraum eine Rolle. Man muss also viele Faktoren zusammen betrachten, um sich ein Gesamtbild vom Zustand in der Humusschicht unter unseren Füßen zu machen. Die Ergebnisse des Citizen-Science-Projekts sind wichtiger Teil dieses Gesamtbildes. Sie werden in eine europäische Datenbank eingespeist und von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern für die Verbesserung von Boden- und Klimamodellen verwendet.
(lfw)