Lichtverschmutzung Nachteulen: Lichter zählen im Dienst der Wissenschaft
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24. August 2021, 19:00 Uhr
Lust auf einen Nachtspaziergang, aber der innere Schweinehund lechzt nach TV und Sofa? Vielleicht ködern Sie ihn mit einem wissenschaftlichen Ausflug: Lichter zählen im Kampf gegen Lichtverschmutzung!
Auch wenn es abends draußen kühl ist und Sofa, Serien und Chips lauter rufen als in lauen Sommernächten: Alles kein Grund, sich im Frühherbst schon häuslich auf der Couch einzurichten, noch dazu wenn man sich abends beim Spaziergang selbst wissenschaftlich betätigen kann, statt Berichte über Studien zu lesen. Aber was kann man eigentlich abends draußen wissenschaftlich treiben? Lichter zählen! Und zwar im Rahmen des Citizen-Science-Projektes "Nachtlichter", das im September und Oktober mithilfe einer Web-App Informationen sammelt, welche Lichter wo nachts leuchten. Der Zählzeitraum wurde bewusst auf September und Oktober gelegt, sagt Christoph Kyba. Denn da sind zum einen die Tage nicht mehr so lang, zum anderen die Nächte auch noch nicht zu kühl für einen abendlichen Spaziergang draußen.
Warum sollte man Lichter zählen?
Bislang gibt es nur Daten über das Ausmaß der öffentlichen Beleuchtung in Städten und Kommunen. Wissen über private Lichtquellen ist bisher noch nicht systematisch erfasst worden, sagt Kyba. Der Physiker forscht seit Jahren am Geoforschungszentrum (GFZ) Potsdam über künstliche Beleuchtung. Anhand von Satellitenaufnahmen sei zwar bekannt, wo der Nachthimmel erhellt wird, aber eben nicht wovon. Deshalb hoffen Kyba und sein Team auf die Ergebnisse des Citizen-Science-Projektes. Die Daten könnten nämlich zeigen, welche Lichtquellen den Himmel besonders stark erhellen. Diese wissenschaftliche Grundlage braucht man wiederum, wenn man langfristig auch Beleuchtung nachhaltig planen und einsetzen will.
Wie kann man mitmachen?
Am einfachsten haben es neugierige Licht-Kartierer, wenn sie zum Beispiel in Dresden wohnen oder Leipzig, Bochum, Erlangen, Fulda, Würzburg, Potsdam oder in der Kleinstadt Preußisch-Oldendorf bei Detmold. Für diese Städte gibt es vordefinierte Forschungsabschnitte, in denen Lichter gezählt werden sollen. Aber auch anderswo kann gezählt werden: Man kann mit der App eigene Messabschnitte definieren und sich am besten direkt mit dem GFZ-Team kurzschließen. Die Kontakte dazu gibt es auf der Homepage der Aktion. "Das ist deshalb sinnvoll, damit man Abschnitte auswählt, für die es auch vergleichbare Ansichten aus Satellitenaufnahmen gibt", erklärt Christoper Kyba. Die App selbst öffnet sich, wenn man auf dem Handy die Homepage des Projektes ansteuert.
Lernen, wie man Lichter zählt
Selbst wenn man sich scheut, einen eigenen Forschungsbereich abzustecken: Das Online-Trainingsmodul für potenzielle Zähler ist an sich schon sehr erhellend, was Beleuchtung und Lichtquellen angeht. Das Training dauert etwa zehn Minuten. Und hinterher ist man ein Stück schlauer. Zum einen, weil man wahrscheinlich gar nicht ahnt, wo überall beleuchtet ist oder was so alles die Nacht zum Tag macht, weit über Straßenlaternen hinaus: beleuchtete Schilder, Poller, Fassenden, leuchtende Klingelschilder, Dekolichter im Garten.
Und wozu ist das gut?
Ein positiver Effekt für die Natur wäre dann, dass Menschen sich der Wirkung für die Natur bewusst werden, wenn sie im Garten zum Beispiel Beleuchtungen einsetzen. "Ausleuchtung ist nämlich oft in ungünstigen Lichtfarben und Mengen schlecht installiert", sagt Sabine Frank, Nachtschutzbeauftragte des Landkreises Fulda und des Biosphärenreservats Rhön. "Statt nur dahinzuleuchten, wo Licht gebraucht wird, strahlt das Licht in alle Richtungen, blendet Menschen und stört den Tag-Nacht-Rhythmus von Tier- und Pflanzenwelt im Umkreis von mehreren Kilometern." Wer sich mit Beleuchtung näher befasst, ändert dann vielleicht auch sein eher zufälliges Beleuchtungskonzept für den Gartenweg, den Teich oder den Balkon - und gestaltet die Beleuchtung so, dass sie zwar beim Orientieren hilft, aber die Natur nicht (oder weniger) stört.
(lfw)
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