Adventskalender, Türchen 22 Buchempfehlung: Polarschimmer. Eine Welt aus Eis und Licht – 54 Wochen in der Antarktis
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22. Dezember 2024, 05:00 Uhr
Die Polarregionen sind ein Forschungsgegenstand von großer Bedeutung für das Überleben auf der Erde. Und das, obwohl sie überlebensfeindlich sind. Überwintern in der Antarktis: wie geht das? Und wie fühlt es sich an?
Überwintern im ewigen Eis
Es mutet an wie ein Abenteuerbuch, ist aber eher die Geschichte einer Expedition in einem Raumschiff am Rand der Erde. Aurelia Hölzer hat 54 Wochen in der Antarktis verbracht und dabei die Neumayer-Station des Alfred-Wegener-Instituts auf dem Eiskontinent geleitet. Ihr Buch "Polarschimmer: Eine Welt aus Eis und Licht" ist der Bericht der Überwinterung der Chirurgin und ihres Teams im – hoffentlich – ewigen Eis des unbewohnten Südkontinents. Dabei gibt Hölzer einen tiefen Einblick in das, was man als ein an den Wissenschaften Interessierter selten zu sehen bekommt: Den Alltag der Forschenden. Und das in einer einmaligen Umgebung.
Ein Raumschiff in der Antarktis
Die deutsche Forschungsstation auf dem Schelfeis in der Atka-Bucht liegt über 13.000 Kilometer von der Heimat entfernt und wird ganzjährig bewohnt. Im antarktischen Winter bleibt ein kleines Team vor Ort, das die Station betreibt und Daten erhebt. "Polarschimmer" ist die Geschichte einer dieser Gruppen, die in der Antarktis, mit der Zivilisation nur digital verbunden und ohne Aussicht auf eine Evakuierung, bei Kälte und umgeben nur von Eis, Wind und Pinguinen die Polarnacht verbringt. Dabei mutet ihr Leben weniger wie das von Roald Amundsen an, sondern ähnelt eher dem von Captain Kirk und der Enterprise. Komplett auf sich allein gestellt, sind neben der Ärztin und einigen Forschern und Forscherinnen auch Ingenieure und ein Koch an Bord der Neumayer Station III. Vorweg: Wer Episoden über Lagerkoller, Psychokrieg und Beziehungsdramen in dieser besonderen Konstellation am anderen Ende der Welt in einem Container erwartet, wird bei der Lektüre bitterlich enttäuscht.
Neurologische Veränderungen in der Isolation
Dafür wartet das Buch mit der Geschichte eines sympathischen, hochkompetenten und wohlgeölten Teams auf, das in einer lebensfeindlichen Umgebung die Schönheit der Natur, aber auch ihre Fragilität erfährt. Das forscht – zu Veränderungen von Eis und Klima, zur Plattentektonik, das überwacht, ob heimlich Atombomben auf der Welt getestet werden und das auch selbst zum Forschungsgegenstand für die NASA wird. Denn die Überwinternden, liebevoll "ÜWIs" abgekürzt, verändern nicht nur ihr Verhalten in der Isolation, auch ihre Gehirne wandeln sich in der Polarnacht.
Volatiles System Polarregion
Polarschimmer nimmt den Lesenden mit in eine unbekannte, unwirtliche und unbewohnte Welt, die politisch einzigartig und geschützt ist. Eine Welt, die trotz ihrer vermeintlichen Lebensfeindlichkeit von Hölzer eine Schönheit zugeschrieben bekommt, die fesselt. Und die ob der zunehmenden Erkenntnisse über ihre Volatilität und die Gefahr für die Polarregion selbst, als auch für die darauffolgenden fatalen Auswirkungen für den ganzen Planeten, weniger Schreckens- als vielmehr Sehnsuchtsort mit der Dauer der Lektüre wird.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 04. Dezember 2024 | 15:45 Uhr
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