Artikeltitel Planet Aqua
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Adventskalender, Türchen 20 Buchempfehlung: Planet Aqua - Unser Zuhause im Universum neu denken

20. Dezember 2024, 05:00 Uhr

Einmal alles neu denken: Dafür ist der Ökonom und Zukunftsforscher Jeremy Rifkin bekannt und deshalb werden seine Thesen durchaus auch mal kritisiert. Er ist ein streitbarer Geist, der mit "Planet Aqua" ein ebenso streitbares Buch vorgelegt hat. Aber es versammelt auch zahlreiche spannende und visionäre Perspektiven auf unser Verhältnis zum Wasser und wie es sich in Zukunft verändern muss.

"Planet Aqua" ist ein faszinierendes, aber auch herausforderndes Buch, das sich mit einem der drängendsten globalen Probleme unserer Zeit beschäftigt: der Wasserknappheit auf der Erde und den Auswirkungen des Klimawandels. Es geht letztendlich um das Überleben und die Entwicklung der Menschheit, meint Rifkin. Und so beleuchtet er, wie der Zugang zu Wasser in naher Zukunft nicht nur eine ökologische, sondern auch eine soziale und wirtschaftliche Frage von zentraler Bedeutung sein wird.

Keine leichte Kost, aber ein echter "deep dive"

Ganz wichtig ist wohl festzuhalten: Das Buch ist keine leichte Kost. Es verlangt von seiner Leserschaft, sich mit den Gedanken des Autors auseinanderzusetzen und das ist mitunter nicht immer gut fürs Gemüt. Aber es regt das Denken an: Hat Rifkin recht mit seiner Schuldzuschreibung? Wie drastisch ist die Situation wirklich und was braucht es tatsächlich, um sie zu ändern?

Das Buch ist also besonders für Menschen geeignet, die an globalen Herausforderungen und den Schnittstellen zwischen Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft interessiert sind. Denn die Perspektiven sind vielfältig, aus denen Rifkin auf die drängenden Fragen der Klimakrise schaut und darauf, wie sie mit der Ressource Wasser zusammenhängen. Es ist, dessen muss man sich bewusst sein, ein Kopfsprung tief in die Problematik von Wassermangel und seiner globalen Konsequenzen.

Von der Analyse zur Vision

"Planet Aqua" nimmt uns mit auf eine komplexe Reise durch die Welt der Wasserknappheit. Der Autor zeigt unter anderem auf, wie der Klimawandel zu extremen Wetterschwankungen führt, die das Wasserangebot weltweit bedrohen. Gleichzeitig stellt er dar, wie die globale Gesellschaft schon heute mit diesen Herausforderungen konfrontiert ist – von politischen Spannungen über Umweltkatastrophen bis hin zu sozialen Unruhen. Insgesamt ist das eine Analyse, die bekannt ist, wenn man sich mit dem Thema beschäftigt. Dennoch bietet das Buch im ersten Teil eine gute Zusammenfassung der Problemlage.

Im zweiten Teil wird es dann visionär: Im Zentrum steht hier die Vorstellung davon, wie die Menschheit sich anpassen könnte, um die drohende Wasserkrise zu bewältigen. Rifkin schlägt dafür unter anderem eine Art modernes Nomadentum mit mobilen Stadtstrukturen vor. Das fühlt sich beim Lesen an einigen Stellen wie Science-Fiction an und – wenn man die Film-Brille absetzt – wie ein Versuch, globale Flüchtlingsströme mehr schlecht als recht zu managen. Aber gut, warum nicht mal raus aus der Kiste und die Dinge ganz anders denken? Rifkins Ideen regen jedenfalls zum Grübeln und zum Streiten an. Das Buch ist dabei keine einfache Analyse, sondern fordert zu einer tiefergehenden Reflexion über die Struktur unserer Gesellschaft und die Notwendigkeit eines globalen Umdenkens heraus.

Ein umfassender Ritt durch die Disziplinen

Es ist bereits angeklungen: Rifkin hat kein ökonomisches, kein sozialpolitisches oder naturwissenschaftliches Buch geschrieben, sondern versucht sich an einer allumfassenden Herangehensweise. Das ist ihm mal mehr, mal weniger gut gelungen. Etwas schwierig wird es aus meiner Sicht, wenn sich in wissenschaftliche Argumentationen die persönlichen Meinungen und Überzeugungen sowie etwas esoterisch anmutende Thesen schleichen. Aber wie gesagt: Das Buch regt dadurch eben auch zum Mitdenken und Auseinandersetzen mit den Ideen des Autors an. Für alle, die tief in das Thema eintauchen möchten, ist das Buch ein wertvoller Beitrag zur Diskussion um den Klimawandel und die Zukunft der Ressourcen.

Werden wir mal etwas konkreter: Ein spannender Aspekt, den Rifkin in "Planet Aqua" thematisiert, ist die Idee der "Wasserdiplomatie". Er beschreibt, wie Länder, die auf benachbarte Wasserressourcen angewiesen sind, durch strategische Zusammenarbeit und innovative Vereinbarungen Konflikte vermeiden könnten. Diese Vision von globaler Zusammenarbeit ist eine der hoffnungsvolleren Ideen im Buch. Ein eher dystopischer Gedanke ist dagegen die Möglichkeit, Wasser als digitale Währung zu nutzen. In einer Welt, in der Ressourcen immer knapper werden, schlägt er vor, dass Wasser – ähnlich wie Energie – eines Tages über digitale Plattformen und Blockchain-Technologien verwaltet und gehandelt werden könnte.

Jeremy Rifkin, Autor von "Planet Aqua"
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Der streitbare Vordenker

Autor Jeremy Rifkin ist ein amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler, Zukunftsforscher, Aktivist und Politikberater. Er ist bekannt für seine Arbeiten zu den Themen Nachhaltigkeit, Energie und soziale Umwälzungen. Rifkin habe außerdem bereits zahlreiche Regierungen und Politiker beraten, heißt es vom Verlag – etwa in den USA, Europa und China. Doch der Autor ist nicht unumstritten: In der Vergangenheit wurde er unter anderem wegen seiner Methodik, Argumentationsweise und seiner provokativen Ansichten kritisiert. Dennoch gilt er als einflussreicher Denker, dessen Werke wichtige Diskussionen über ökologische und ökonomische Herausforderungen angestoßen haben.

Futter für die grauen Zellen

Abschließend bleibt zu sagen, dass das Buch es schafft, gleichzeitig inspirierend, frustrierend, aufrüttelnd und kontrovers zu sein. Das an sich ist eine recht beeindruckende Leistung, wie ich finde. Was mir besonders im Gedächtnis geblieben ist, ist die eindrückliche Darstellung der Verknüpfung von Wasserkrise und Klimawandel. Rifkin beschreibt eindrucksvoll, wie der Wassermangel nicht nur ökologische, sondern auch soziale und wirtschaftliche Konflikte schürt. Diese Verbindung macht greifbar, wie dringlich das Problem tatsächlich ist. Obwohl der Ansatz manchmal zu komplex und fragmentiert wirkt, ist es doch gerade dieser breite Blickwinkel, der dabei hilft, das Thema aus verschiedenen Perspektiven zu verstehen.

Insgesamt ist "Planet Aqua" also ein empfehlenswertes Buch für all jene, die sich mit den tiefgreifenden Fragen der Zukunft der Erde auseinandersetzen möchten. Es bietet auf jeden Fall wertvolle Einsichten und Denkanstöße für die dringend notwendigen Diskussionen rund um den Klimawandel und die Wasserknappheit.

Buchcover - Jeremy Rifkin: Planet Aqua. Unser Zuhause im Universum neu denken
Bildrechte: Campus Verlag

Die Daten zum Buch Jeremy Rifkin: Planet Aqua. Unser Zuhause im Universum neu denken. Aus dem Englischen von Jürgen Neubauer. Campus-Verlag 2024, 304 Seiten, 32 €, ISBN 9783593519364

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 04. Dezember 2024 | 15:45 Uhr

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