Adventskalender, Türchen 19 Buchempfehlung: Nexus – Eine kurze Geschichte der Informationsnetzwerke von der Steinzeit bis zur künstlichen Intelligenz
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19. Dezember 2024, 05:00 Uhr
Die Verbreitung und Verarbeitung von Informationen war und ist wesentlich für die Welt, wie wir sie heute kennen, aber ihr Wesen ist zweischneidig. Das sagt Bestseller-Autor Yuval Harari in seinem neuesten Buch. Peggy Grunwald hat es gelesen.
Ein Buch für Menschen, denen der Fortbestand unserer Gesellschaft am Herzen liegt
"Nexus" ist für all jene ein Geschenk, die sich für Geschichte interessieren, um daraus etwas für unsere Gegenwart und die Zukunft zu lernen, die sich für technische Entwicklungen begeistern, aber keine Nerds sind und für Menschen, denen der Fortbestand unserer Gesellschaft am Herzen liegt.
Wie wir uns informieren. Und was das mit der Entwicklung der Menschheit zu tun hat
Es geht um Informationen als Grundbausteine der Zivilisation, wie wir sie kennen, genauer: um den Einfluss von Information auf die Entwicklung des Homo sapiens zum mächtigsten Tier der Erdgeschichte, auf die Entwicklung aller modernen Gesellschaften und auf unsere unmittelbare Zukunft im Zeitalter von künstlicher Intelligenz und sozialen Medien. Yuval Harari nimmt diese großen Linien der Menschheitsgeschichte vom Neandertaler über die Antike bis zur Neuzeit auf und leitet daraus unmittelbare Prognosen ab. So beschreibt er künstliche Intelligenz als eine "existentielle Gefahr", stellt aber sofort fest, "nicht wegen der Böswilligkeit der Computer, sondern wegen unserer eigenen Unzulänglichkeiten".
Gerade in Bezug auf KI zeichnet der Autor ein düsteres Bild der "informierten" Gesellschaft und erinnert damit in verblüffender Genauigkeit an aktuelle Entwicklungen auf der ganzen Welt. "Aber eine menschliche Spezies, die in feindliche Lager gespalten ist, welche sich gegenseitig nicht verstehen können, hat kaum eine Chance, verheerende Kriege zu verhindern…wäre überdies nicht in der Lage, die Sprengkraft der KI zu regulieren."
Dennoch blickt "Nexus" nicht ausschließlich pessimistisch in die Zukunft der Menschheit, sondern zeigt auf, welche Entscheidungen jetzt mit geballter Anstrengung erbracht werden müssen, um später vernünftig gemeinsam existieren zu können. "Um weisere Netzwerke zu schaffen, müssen wir vielmehr sowohl das naive als auch das populistische Informationsverständnis aufgeben, unsere Unfehlbarkeitsfantasien ablegen und uns der harten und eher profanen Arbeit des Aufbaus von Institutionen mit starken Selbstkorrekturmechanismen widmen. Das ist vielleicht die wichtigste Erkenntnis, die dieses Buch zu bieten hat."
Historiker und Bestsellerautor
Yuval Harari ist Historiker mit geschichtsphilosophischem Blick und einem Gespür für bahnbrechende Entwicklungen. Seine Erfolgstitel "Homo Deus" und "Eine kurze Geschichte der Menschheit" machten ihn einem großen Publikum bekannt.
Verständlich und wissenschaftlich präzise
Harari arbeitet wissenschaftlich und belegt alle wesentlichen Thesen in einem reichhaltigen Anhang. Er schreibt dabei aber wunderbar verständlich und eingängig. Mit teils erstaunlichen historischen Vergleichen weitet er den Horizont und öffnet die Augen für aktuelle Entwicklungen. "Die Erkenntnis 'Ich weiß, dass ich nichts weiß' ist ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zur Weisheit, wie Sokrates lehrte. Das gilt für die Weisheit von Computern genauso wir für menschliche Weisheit. Deshalb sollte jeder Algorithmus als Erstes lernen, dass er Fehler machen könnte."
Ein "zweischneidiges Schwert"
Die Verbreitung und Verarbeitung von Informationen war und ist wesentlich für die Welt wie wir sie heute kennen, aber ihr Wesen ist zweischneidig: der Buchdruck brachte zum Beispiel einerseits die Wissenschaften in der Renaissance zum Blühen und verbreitete andererseits den Aberglauben, der Menschen "Hexen" jagen und verbrennen ließ. In den sozialen Medien erleben wir das Phänomen heute ähnlich. Was wird die künstliche Intelligenz daraus (und mit uns) machen? Noch liegt es in unserer Hand!
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 04. Dezember 2024 | 15:45 Uhr
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