Ansteckungsgefahr Sars-CoV-2 Können wir trotz Corona baden gehen?
Hauptinhalt
24. Juni 2020, 14:28 Uhr
Die Temperaturen steigen. Anfang Juni sind über 25 Grad möglich. Für Meteorologen ist das Sommer. Freibäder öffnen, Seen und Flüssen laden zum Baden ein. Doch gibt es ein Ansteckungsrisiko in Zeiten von Covid-19?
Ob im Cospudener See südlich vom Leipziger Zentrum, in der Saale nahe der Ziegelwiese in Halle, an der Bleilochtalsperre in Thüringen oder in einem der fast 450 Freibäder in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen - die Möglichkeiten, sich in Mitteldeutschland im kühlen Nass zu erfrischen, sind vielfältig. Und das sollte genutzt werden. Das sächsische Gesundheitsministerium etwa hatte schon Anfang Mai klargestellt: "Das Baden gilt als Bewegung und Sport an der frischen Luft. Unter Einhaltung der Abstandsregelungen ist dagegen nichts einzuwenden."
Geringe Ansteckungsgefahr in Badegewässern
Weltweit sind sich Wissenschaftler einig, dass eine Übertragung über Wasser sehr unwahrscheinlich ist. So sieht auch das Umweltbundesamt (UBA) in Dessau-Rosslau "keine Hinweise darauf, dass das Sars-CoV-2 über den Wasserweg übertragen wird". Dr. Regine Szewzyk vom UBA erklärt MDR Wissen: "Es ist nicht zu erwarten, dass über den Abwasserpfad in Badegewässer relevante Konzentrationen an Coronaviren, die zu einer Infektion führen können, eingetragen werden.“ So sind beispielsweise im Cospudener See 109 Millionen Kubikmeter Wasser. Viren, die eine infizierte Person mit ins Wasser bringt, werden hier sehr stark verdünnt. Abwässer, die möglicherweise weitere Viren enthalten, werden außerdem nicht direkt in Badegewässer eingeleitet. Verschiedene Wissenschaftler aus den USA und den Niederlanden hatten Spuren von SARS CoV-2 im Stuhl Infizierter gefunden, allerdings nur mittels molekularbiologischer Verfahren. Infektiös war das Virus nicht mehr. Eine Ansteckung in Seen oder Flüssen ist somit äußerst unwahrscheinlich.
Chlor inaktiviert das Virus
In konventionellen Schwimmbädern, die das enthaltene Wasser regelmäßig filtern und desinfizieren, spielt eine besondere Eigenschaft des Virus eine wichtige Rolle. So handelt es sich bei Covid-19 um ein sogenanntes behülltes Virus. Das Erbgut ist also von einer Lipid-Doppelmembran umgeben. Durch eine Desinfektion mit Chlor wird die Membran beschädigt und damit auch die "potenziellen Krankheitserreger inaktiviert oder abgetötet", erklärt das UBA. Das irische Health Protection Surveillance Centre hält hierfür ein Milligramm Chlor pro Liter ausreichend. Höher stuft das Umweltbundesamt die Ansteckungsgefahr in Bädern mit biologischer Aufbereitung ein. Hier werde lediglich auf natürliche Reinigungs- und Abbauprozesse gesetzt. Daher sollte die Wassertemperatur nicht über 23° Celsius liegen, weil bei höheren Temperaturen die Gefahr des Wachstums von Krankheitserregern besteht.
Risiko: Ansteckung an Oberflächen
Das eigentliche Risiko lauert vor und nach dem Schwimmen. Was wird alles angefasst, bevor der Badespaß beginnt? Wird der Mindestabstand in der Umkleidekabine und auf der Liegewiese eingehalten? Die Ansteckung mit Covid-19 über direkten Kontakt oder Oberflächen ist wesentlich wahrscheinlicher als über das Wasser selbst. Dies gilt insbesondere für Schwimmbäder, in denen die Umkleidekabinen und Duschen geteilt werden. So sollte selbstverständlich vor und nach dem Schwimmen geduscht werden, bestmöglich zu Hause. Auch sieht das Umweltbundesamt Bedarf, dass insbesondere das Personal in Schwimmbädern einen "verantwortungsvollen Umgang mit der individuellen Hygiene" hat. Wichtig bleibt, ausreichend Abstand einzuhalten. Außerdem hat Dr. Regine Szewzyk noch einen wichtigen Hinweis parat: "Menschen, die wissen, dass Sie eine Infektion haben, sollten nicht baden gehen." Das gelte immer, ob in Zeiten von Corona oder nicht.