Augmented Reality auf vier Beinen Das US-Militär testet intelligente Brillen für Hunde
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25. Mai 2021, 08:46 Uhr
Augmented Reality nennt es sich, wenn den Trägern sogenannter intelligenter Brillen eine gemischte Wirklichkeit vorgegaukelt wird. Oft wird diese Technik in Videospielen angewandt. Neuerdings tragen auch Hunde der US-Army AR-Brillen, die ihnen eine andere Realität vorgaukeln. Wie das geht und was das soll, erfahren Sie hier.
Mater verteidigt sein Revier. Mater ist ein Rottweiler. Vor neun Jahren hat ihn sein Herrchen AJ Peper aus dem hessischen Lahntal in die USA überführt. Wenn Mater aber nicht Haus und Hof in Seattle verteidigen muss, ist er ganz brav und – wie sagt man so schön – will doch nur spielen.
Rottweiler ist Angestellter Nummer Eins
Mater ginge es gut, sagt sein Herrchen. Er liege dort hinten und kaue auf einem Knochen. Herrchen – also AJ Peper – ist der Gründer der amerikanischen Computerfirma Command Sight. Und Mater ist sein bester Mitarbeiter: "Mater ist Angestellter Nummer Eins. Ich achte darauf, dass er immer gut drauf ist – und zwar mit Belohnungen. Er ist nämlich der erste, der unsere Ausrüstung hier bei Command Sight testet. Erst dann probieren wir sie an anderen Hunden aus."
Nicht die ersten Brillen für Vierbeiner
Die "Ausrüstung", das sind Brillen, genauer: Augmented Reality-Brillen – also Brillen, die die Realität erweitern. So ganz neu ist diese Idee eigentlich nicht. Denn Brillen für Vierbeiner existieren bereits, erklärt Peper: "Es gibt Schutzbrillen für Hunde gegen UV-Licht oder gegen Sandstürme. Sie sehen aus wie Schneebrillen für Skifahrer. Nur die Haltebänder sind ein wenig anders. Es gibt sie in unterschiedlichen Größen, für alle Rassen, von Chihuahua bis Dogge."
Hunde-Realität von Herrchen manipuliert
Diese Brillen waren das Ausgangsmaterial für AJ Peper und seine Firma aus dem US-Bundesstaat Washington. Er fragte sich: Was, wenn der Hund durch seine Brille nicht nur das wahre Leben vor sich sähe, sondern Herrchen die Möglichkeit hätte, diese Realität – sagen wir – ein wenig zu manipulieren? "Wir erschaffen keine virtuelle Realität. Womit wir experimentieren, ist eher Augmented Reality. Wir verändern für den Hund die Umgebung vor seinem Auge", erklärt Peper.
Herrchen sieht, was der Hund sieht
Eine Kamera in der Brille nehme auf, was der Hund sehe. Der Hundeführer könne dann auf seinem Smartphone oder auf seinem Tablet genau das sehen, was der Hund in diesem Moment wahrnehme, so der Command Sight-Chef weiter:
Diese Umgebung kann der Mensch nun künstlich verändern. Der Hundehalter kann eine Coladose, ein Auto oder einen Türgriff markieren, indem er auf seinen Bildschirm klickt. Auf dem Display der Brille erscheint für den Hund dann ein Laserpunkt auf dem markierten Objekt. Und dann weiß der Hund, wo er hingehen soll.
Der Hund durchschaut dieses Spielchen nicht, glaubt er doch, der Laserpunkt befinde sich wirklich auf dem entsprechenden Objekt.
Laserpointer würde Hund und Herrchen verraten
Dieses Verfahren hat einen entscheidenden Vorteil, weswegen das US-Militär auf diese Technik aufmerksam wurde. Stephen Lee arbeitet als Wissenschaftler beim Army Research Office im Research Triangle Park im US-Bundesstaat North Carolina:
"Ich muss den Hund dazu gar nicht sehen können. Und ich muss keinen wirklichen Laser benutzen. Denn gerade im Dunkeln würde ein solcher Laserpointer nicht nur dem Hund zeigen, wohin er laufen soll. Auch jedermann in der Umgebung würde ihn sehen. Man könnte das also nicht unentdeckt machen", erklärt Lee das Problem. Mit dem neuen Verfahren würden sich aber weder der Hund noch der Polizist oder der Soldat, der ihn leitet, verraten.
Es ist ein künstlicher Laserpunkt, der nur im Gesichtsfeld des Hundes sichtbar ist und der ihn zum gewünschten Ziel leiten soll.
Vor allem fürs Militär interessant
Mögliche Anwendungen gibt es viele, gerade im militärischen Bereich: Hunde könnten so zu verletzten oder verschütteten Personen in schwierigem Terrain vordringen – und ihre Halter könnten sie dabei fernsteuern. Oder sie könnten die Vierbeiner Sprengstoff oder Drogen erschnüffeln lassen. Statt eines simplen Laserpunkts könnte Herrchen auch komplette Personen oder Gegenstände ins Gesichtsfeld des Hundes malen.
Die künftige Art des Hundeführens
Und der private Anwender, der werde auch profitieren, glaubt Stephen Lee: "Dem zivilen Markt werden zahlreiche Ideen einfallen, wie sich dieses Verfahren nutzen lässt. Sobald dieses Produkt ausgereift ist, wird es kommerzielle Interessen geben, zum Beispiel im Hundesport. 'Sehen, was mein Hund sieht.' Wir werden Hunde künftig so führen können, wie wir uns es bislang nicht vorstellen konnten."
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