Digital anwesend Ein bisschen wie in "Matrix": Zusammenarbeit in 3D-Simulationen
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13. Juli 2020, 14:02 Uhr
Was vor einigen Monaten noch kaum genutzt wurde, ist in Zeiten der Corona-Pandemie zum Alltag geworden: Arbeiten im Homeoffice und Meetings über Video-Konferenzen. Kaum jemand, der nicht noch einen Zoom-Call oder eine Teams-Sitzung hat. Doch in vielen Berufen reicht das auf Dauer nicht aus: Der Maschinenbauer muss auch mal in der Werkshalle stehen oder die Architektin im Gebäude. Das macht eine Softwareplattform mit Beteiligung der Universität Stuttgart jetzt möglich - trotz Homeoffice.
Uwe Wössner ist gerade in Wien. Eine Forschungskooperation mit der TU Wien führe den Spezialisten für Visualisierung vom Höchstleistungsrechenzentrum an der Universität Stuttgart nach Österreich, erzählt er. Dort betreue er mit seinem Team gerade Architekturstudenten: "Die haben neue Entwürfe gemacht für Pop-Up-Shelters - das heißt, temporäre Einrichtungen, wo Geflüchtete oder Obdachlose unterkommen können."
Die Studierenden haben wir jetzt während des Semesters über eine kooperative virtuelle Umgebung von Zuhause aus betreut und heute bin ich aber tatsächlich einmal nach Wien gefahren, weil es doch sehr nett ist, sich auch mal persönlich zu treffen.
Das Treffen der Avatare
Notwendig wäre das aber eigentlich nicht gewesen. Denn Wössner hat gemeinsam mit Visualisierungsexperten aus noch fünf weiteren Universitäten und Hochschulen eine Softwareplattform entwickelt, die es ermöglicht, sich einfach in virtuellen Räumen zu treffen. Aber nicht einfach im normalen Videochat, sondern in dreidimensionalen Simulationen - ein bisschen wie im Film Matrix, scherzt Wössner.
Zwar könne man auch bei Videokonferenzen den Desktop teilen und gemeinsam auf ein Dokument schauen, so der Visualisierungs-Spezialist, "wenn Sie jetzt aber an dreidimensionalen Objekten arbeiten, wie wir das in der Technik eigentlich oft tun, dann können Sie tatsächlich diese dreidimensionalen Objekte auch dreidimensional erleben."
Sie haben dann Avatare von den Gegenübern, die Ihnen zeigen, wo ihr Gegenüber steht, wo er hinschaut, was er macht. Sie können sich mit ihm unterhalten. Und dann ist es eigentlich so, wie wenn sie sich dort vor Ort in der Werkstatt oder in der Fabrik mit jemandem unterhalten würden.
Arbeiten mit VR-Brillen - Open Source
Und das geht ohne dafür das Home-Office verlassen zu müssen. Möglich machten das handelsübliche Virtual Reality-Brillen wie sie für Computerspiele verwendet werden. Sogenannte Head Mounted Displays, die an den Computer angeschlossen werden könnten, kosteten etwa zwischen 300 und 1.200 Euro.
Bisher werde die Software vor allem in der Medizin und in der Technik eingesetzt, so Wössner. Generell könnten sie aber alle nutzen - sie ist Open Source und im Internet frei zugänglich. Nur für größere Simulationen brauche es dann doch das Höchstleistungsrechenzentrum. Das kann aber 3D-Simulationen bereitstellen, die dann überall genutzt werden könnten. In manchen Fällen müsse sich aber doch jemand an einem bestimmten Ort befinden, erläutert Wössner. Denn sein Team unterstütze auch sogenannte Augmented Reality-Simulationen - also erweiterte Realitäten, bei denen virtuelle und reale Inhalte kombiniert werden.
Sie können also zum Beispiel in einem Gebäude stehen. Sie planen gerade mit dem Architekten einen Durchbruch in dem Gebäude oder ein neues Fenster in der Wand und der Architekt muss gar nicht mit Ihnen vor Ort stehen. Sie stehen im realen Raum, sie sehen virtuell den neu geplanten Durchbruch oder das neu geplante Fenster und haben die Kollegen, den Fachplaner, den Architekten mit dabei und alle zusammen machen eine Baubegehung.
Und dabei spart man auch noch Zeit und Kosten. Eine Technologie also, die Prozesse in der Arbeitswelt viel effektiver machen kann. Das dürfte nicht nur in Zeiten des Pandemie-bedingten Abstandhaltens eine spannende Perspektive sein.
Mehr über die Softwareplattform COVIS erfahren Sie auf der Website des Projektteams. Die Software ist Open Source. Der Programmcode ist hier auf GitHub veröffentlicht worden.
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