Illustration - Asteroid vor der Erde 3 min
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Fragen an den Physiker und ESA-Experten Richard Moissl

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Weltraum Asteroid 2024 YR4 auf Kurs Erde? Risiko einer Kollision stark gesunken

21. Februar 2025, 13:21 Uhr

Ein neu entdeckter Asteroid könnte im Jahr 2032 die Erde gefährden. Doch inzwischen haben Nasa und Esa nach neuen Berechnungen die Wahrscheinlichkeit gesenkt. Vorher waren bereits Reaktionsgruppen aktiviert worden. Auch eine deutsche Firma arbeitet an einem Abwehrplan. Das James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) soll den Asteroid genauer untersuchen. Doch das Risiko eines Einschlags könnte bald auf null sinken.

Update 21. Februar: Risiko eines Einschlags stark heruntergestuft

In den letzten Tagen sind die Zahlen für die Wahrscheinlichkeit eines Einschlags von YR4 auf der Erde stark geschwankt. Nach einem Hoch am Mittwoch (19. Februar) von 3,1 (Nasa) beziehungsweise 2,7 Prozent (Esa) stuften beide Weltraumorganisationen das Risiko bis zum heutigen Freitag auf 0,28 (Nasa) beziehungsweise 0,16 Prozent (Esa) herab. Die Europäische Weltraumorganisation teilte in einem Blog zum Asteroiden mit: "Dank neuer Beobachtungen befindet sich die Erde nun am Rande unseres schrumpfenden 'Unsicherheitsfensters'. Wenn dieser Trend anhält, könnte das Risiko bald bei 0 % liegen." Schwankungen in der Risikobewertung seien demzufolge normal und ein Abfall auf 0 Prozent wahrscheinlich.

Update 17. Februar: Deutsche Firma arbeitet an Abwehrplan

Die Bremer Weltraumfirma OHB hat mit der Ausarbeitung eines Missionsplans begonnen, um den Asteroiden im Notfall abzulenken. Das teilte das Unternehmen heute mit. OHB hat bereits Erfahrungen mit Asteroiden-Missionen. Sie hat die Hera-Sonde entwickelt und gebaut, die unterwegs ist zum Asteroiden Dimorphos. Sie soll untersuchen, welche Folgen der Einschlag der Sonde Dart auf dem Felsen hatte.

Jetzt arbeitet das Unternehmen an der Ramses-Mission. Diese hat den Asteroid Apophis zum Ziel. Auch für Apophis lag die Einschlagswahrscheinlichkeit wie bei Asteroid 2024 YR4 zeitweise bei über 2 Prozent, sank dann jedoch nach weiteren Beobachtungen und genauerer Bestimmung der Flugbahn auf 0. Apophis wird sich der Erde am 13. April 2029 bis auf 32.000 Kilometer annähern. Die Esa-Mission soll eine Sonde zu Apophis zu bringen, die den Vorbeiflug aus nächster Nähe beobachtet und die Veränderungen der Beschaffenheit des Asteroiden durch die Schwerkraft der Erde dokumentiert, so OHB in seiner Mitteilung. Zwar sei es sehr wahrscheinlich, dass auch für 2024 YR4 die Einschlagswahrscheinlichkeit noch auf 0 sinken werde. Falls doch nicht, sollte die Menschheit in der Lage sein, frühzeitig mit der Entwicklung einer Abwehrmission zu beginnen. Denn: die nächste Startmöglichkeit für eine Einschlagsonde ergibt sich bereits 2028, wenn YR4 wieder an der Erde vorbeifliegt.

Update 12. Februar: JWST soll neue Daten liefern

Nasa, Esa und CSA (die kanadische Raumfahrtagentur) haben beschlossen, den Asteroid 2024 YR4 mit dem James-Webb-Weltraumteleskop zu untersuchen. "Um die Gefahr, die vom Asteroiden 2024 YR4 ausgeht, genau einschätzen zu können, benötigen wir eine genauere Schätzung seiner Größe", heißt es in der Mitteilung auf dem Blog der Esa. Bisher gehe man von 40 bis 90 Meter Durchmesser aus. Da nicht klar ist, wie gut der Asteroid das sichtbare Licht reflektiert, sind diese Zahlen nicht sicher. 40 oder 90 Meter bedeuten jedoch einen riesigen Unterschied bei einem möglichen Einschlag.

Das JWST wird daher den Asteroiden im Infrarotlicht (Wärme) untersuchen. "Infrarotbeobachtungen ermöglichen eine viel genauere Schätzung der Größe eines Asteroiden", schreibt die Esa und verweist auf einen kürzlich in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichten Artikel, an dem Mitglieder des Planetary Defence Office der ESA mitgearbeitet haben. Die Untersuchungen sollen im März und im Mai stattfinden.

Das James Webb Weltraumteleskop
Das James Webb Weltraumteleskop soll auf den Asteroiden ausgerichtet werden. Bildrechte: NASA

Update 10. Februar : Wahrscheinlichkeit jetzt über 2 Prozent

Nach neuesten Berechnungen ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Asteroid 2024 YR4 im Jahr 2032 die Erde trifft, jetzt auf über zwei Prozent gestiegen. Die Nasa gibt einen Wert von 2,2 Prozent an, die Esa 2,02 Prozent.

Er ist 40 bis 100 Meter breit und steuert auf die Erde zu. Der Asteroid 2024 YR4 wurde Ende des Jahres mit dem ATLAS-Teleskop in Río Hurtado in Chile entdeckt. Jetzt überwacht das Büro für Planetenverteidigung der Europäische Weltraumorganisation (Esa) den erdnahen Asteroiden. Denn es ist nicht komplett ausgeschlossen, dass er die Erde treffen könnte. "Der Asteroid 2024 YR4 hat eine 99-prozentige Chance, die Erde am 22. Dezember 2032 sicher zu passieren, aber ein möglicher Einschlag kann noch nicht ganz ausgeschlossen werden", erklärte die Esa noch Ende Januar. Diese Zahl hat sich jetzt verändert. Nach aktuellen Berechnungen wird sich 2024 YR4 im Dezember 2032 der Erde auf rund 170.000 Kilometer nähern. Das ist nicht einmal die Hälfte des Erde-Mond-Abstandes von durchschnittlich 384.405 Kilometern.

Asteroid - artist's impression
Asteroiden sehen im Weltall so schön aus, wenn sie mit etwa 40 bis 100 Meter Breite doch auf die Erde einschlagen, könnte es ungemütlich werden. Bildrechte: ESA

Asteroid mit größtem Risiko: Einschlag im Meer?

Die Weltraumbehörde setzte den Asteroiden an die Spitze der Esa-Liste der Asteroidenrisiken. Seit Anfang Januar führen Astronomen mit Teleskopen auf der ganzen Welt vorrangige Folgebeobachtungen. "Es ist noch zu früh, um zu bestimmen, wo genau auf der Erde ein möglicher Einschlag stattfinden könnte", erklärte die Esa. Erste Schätzungen belaufen sich entlang des östlichen Pazifischen Ozeans, das nördliche Südamerika, den Atlantischen Ozean, Südasien und das Arabische Meer.

Vorbereitungen planetarer Verteidigung begonnen

Die Esa erklärte: "Zwei von den Vereinten Nationen unterstützte internationale Asteroiden-Gruppen – das Internationale Asteroidenwarnnetz (IAWN) und die Beratungsgruppe für Weltraummissionen (SMPAG) - erwägen derzeit ihre nächsten Schritte.“

Asteroiden aus der Bahn schubsen

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) wies auf der Plattform "Bluesky“ darauf hin, wie "wichtig Projekte zur Asteroidenabwehr sind“. Zum Beispiel sei bei der NASA-Mission DART, ein kleiner Asteroid testweise aus der Bahn "geschubst“ worden. Die Esa-Sonde Hera werde den aktuellen Asteroiden nun "vor Ort“ nochmal genauer untersuchen.

Mann 6 min
Dirk Schlesier über die Hera-Mission. Bildrechte: MDR, Planetarium Halle, Dirk Schlesier, Esa

Wahrscheinlichkeit eines Einschlags dennoch gering

Auch wenn die Vorbereitung für die planetare Verteidigung begonnen haben und der Asteroid aktuell auf der Liste riskanter Objekte ganz oben steht, schätzt die Esa einen Einschlag für relativ unwahrscheinlich ein. Sie beziffert die Wahrscheinlichkeit, dass der Himmelskörper auf der Erde einschlägt mit 1,2 Prozent.  Dieses Ergebnis deckt sich mit unabhängigen Schätzungen des Center for Near-Earth Object Studies (CNEOS) und NEODyS der NASA.

Frühe Reaktion entscheidend zur Abwehr

Dennoch: Die Entdeckung des Asteroiden hat die wissenschaftliche Gemeinschaft alarmiert, da er als potenziell gefährlich eingestuft wurde. Die ersten Schritte zur Gefahrenabwehr sind in vollem Gange, und Experten sind sich einig, dass eine frühzeitige Reaktion entscheidend ist, um mögliche Schäden zu minimieren. Die Situation erinnert uns daran, wie wichtig es ist, die Himmelskörper, die unsere Erde umkreisen, genau zu beobachten und auf potenzielle Bedrohungen vorbereitet zu sein.

Umlaufbahnen der 42 neu fotografierten Asteroiden 1 min
Bildrechte: ESO/M. Kornmesser/Vernazza et al./MISTRAL algorithm (ONERA/CNRS)
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Die Europäische Südsternwarte (ESO) hat Gesteinsbrocken aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter fotografiert und vermessen. Dass genau 42 Bilder veröffentlicht werden, liegt an einem Jahrestag.

Di 12.10.2021 14:24Uhr 01:23 min

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Esa und NASA versuchen mehr über Flugbahn zu erfahren

Derzeit versuchen Esa und NASA mehr über Größe und Flugbahn des Asteroiden zu erfahren. Die Umlaufbahn des Asteroiden ist exzentrisch, was die genaue Bestimmung seiner Bahn erschwert. Er entfernt sich derzeit fast geradlinig von der Erde, so dass es schwierig ist, seine Bahn genau zu bestimmen, indem man untersucht, wie sich seine Flugbahn im Laufe der Zeit krümmt.

Bessere Technologie entdeckt mehr Himmelskörper

Die Esa relativiert die Ereignisse jedoch trotz gestarteter Vorbereitungen. "Mit der Verbesserung unserer Asteroiden-Überwachungstechnologie werden wir wahrscheinlich immer mehr Objekte entdecken, die nahe an der Erde vorbeifliegen und die wir in der Vergangenheit übersehen hätten“, erklärte sie. Der Asteroid 2024 YR4 werde auf der Torino Impact Hazard Scale nun auf Stufe 3 eingestuft. Der Esa zufolge sei es auch wichtig darauf hinzuweisen, dass "die Einschlagswahrscheinlichkeit eines Asteroiden anfangs oft ansteigt, bevor sie nach weiteren Beobachtungen schnell auf Null sinkt“. Eine Erklärung, warum dies geschieht, finden sich im folgenden Video:

Asteroid wird aus dem Blickfeld der Erde verschwinden

In den kommenden Monaten kann der Asteroid laut Esa allmählich aus dem Blickfeld der Erde verschwinden, "bevor wir die Möglichkeit eines Einschlags im Jahr 2032 vollständig ausschließen können“. In diesem Fall werde wird der Himmelskörper wahrscheinlich auf der Esa-Risikoliste verbleiben, bis er im Jahr 2028 wieder beobachtet werden kann.

Das Internationale Asteroidenwarnnetz

IAWN, in dem die NASA den Vorsitz führt, ist für die Koordinierung der internationalen Gruppe von Organisationen zuständig, die sich mit der Verfolgung und Charakterisierung von Asteroiden befassen. Gegebenenfalls würde das IAWN eine Strategie entwickeln, um die Regierungen der Welt bei der Analyse der Folgen von Asteroideneinschlägen und bei der Planung notwendiger Abhilfemaßnahmen zu unterstützen.

Die Esa ist Mitglied des IAWN und koordiniert derzeit zusätzliche Beobachtungen und aktualisiert regelmäßig ihre Risikobewertung.

Links/Studien

Die Mitteilung der Esa im Original.
Die Berechnungen der Nasa und der Esa zum Asteroiden 2024 YR4
Hier weitere Infos einschließlich des sogenannten Risiko-Korridors, also der im - wohlgemerkt unwahrscheinlichen - Fall eines Einschlags bedrohten Regionen auf der Erde.

Esa/NASA/DLR/tomi

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR aktuell | 30. Januar 2025 | 10:58 Uhr

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