Weltraum Asteroid steuert auf Erde zu: James-Webb-Teleskop soll "2024 YR4" untersuchen
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12. Februar 2025, 11:56 Uhr
Ein neu entdeckter Asteroid könnte im Jahr 2032 die Erde gefährden. Nasa und Esa haben nach neuen Berechnungen die Wahrscheinlichkeit erhöht und bereits Reaktionsgruppen aktiviert, um mögliche Gefahren zu bewerten und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Diese Organisationen arbeiten daran, die Risiken zu analysieren und Strategien zu entwickeln, um die Erde vor einem möglichen Einschlag zu schützen. Dabei soll jetzt das James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) helfen.
Update 12. Februar: JWST soll neue Daten liefern
Nasa, Esa und CSA (die kanadische Raumfahrtagentur) haben beschlossen, den Asteroid 2024 YR4 mit dem James-Webb-Weltraumteleskop zu untersuchen. "Um die Gefahr, die vom Asteroiden 2024 YR4 ausgeht, genau einschätzen zu können, benötigen wir eine genauere Schätzung seiner Größe", heißt es in der Mitteilung auf dem Blog der Esa. Bisher gehe man von 40 bis 90 Meter Durchmesser aus. Da nicht klar ist, wie gut der Asteroid das sichtbare Licht reflektiert, sind diese Zahlen nicht sicher. 40 oder 90 Meter bedeuten jedoch einen riesigen Unterschied bei einem möglichen Einschlag.
Das JWST wird daher den Asteroiden im Infrarotlicht (Wärme) untersuchen. "Infrarotbeobachtungen ermöglichen eine viel genauere Schätzung der Größe eines Asteroiden", schreibt die Esa und verweist auf einen kürzlich in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichten Artikel, an dem Mitglieder des Planetary Defence Office der ESA mitgearbeitet haben. Die Untersuchungen sollen im März und im Mai stattfinden.
Update 10. Februar : Wahrscheinlichkeit jetzt über 2 Prozent
Nach neuesten Berechnungen ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Asteroid 2024 YR4 im Jahr 2032 die Erde trifft, jetzt auf über zwei Prozent gestiegen. Die Nasa gibt einen Wert von 2,2 Prozent an, die Esa 2,02 Prozent.
Er ist 40 bis 100 Meter breit und steuert auf die Erde zu. Der Asteroid 2024 YR4 wurde Ende des Jahres mit dem ATLAS-Teleskop in Río Hurtado in Chile entdeckt. Jetzt überwacht das Büro für Planetenverteidigung der Europäische Weltraumorganisation (Esa) den erdnahen Asteroiden. Denn es ist nicht komplett ausgeschlossen, dass er die Erde treffen könnte. "Der Asteroid 2024 YR4 hat eine 99-prozentige Chance, die Erde am 22. Dezember 2032 sicher zu passieren, aber ein möglicher Einschlag kann noch nicht ganz ausgeschlossen werden", erklärte die Esa noch Ende Januar. Diese Zahl hat sich jetzt verändert. Nach aktuellen Berechnungen wird sich 2024 YR4 im Dezember 2032 der Erde auf rund 170.000 Kilometer nähern. Das ist nicht einmal die Hälfte des Erde-Mond-Abstandes von durchschnittlich 384.405 Kilometern.
Asteroid mit größtem Risiko
Die Weltraumbehörde setzte den Asteroiden an die Spitze der Esa-Liste der Asteroidenrisiken. Seit Anfang Januar führen Astronomen mit Teleskopen auf der ganzen Welt vorrangige Folgebeobachtungen. "Es ist noch zu früh, um zu bestimmen, wo genau auf der Erde ein möglicher Einschlag stattfinden könnte", erklärte die Esa. Erste Schätzungen belaufen sich entlang des östlichen Pazifischen Ozeans, das nördliche Südamerika, den Atlantischen Ozean, Südasien und das Arabische Meer.
Vorbereitungen planetarer Verteidigung begonnen
Die Esa erklärte: "Zwei von den Vereinten Nationen unterstützte internationale Asteroiden-Gruppen – das Internationale Asteroidenwarnnetz (IAWN) und die Beratungsgruppe für Weltraummissionen (SMPAG) - erwägen derzeit ihre nächsten Schritte.“
Asteroiden aus der Bahn schubsen
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) wies auf der Plattform "Bluesky“ darauf hin, wie "wichtig Projekte zur Asteroidenabwehr sind“. Zum Beispiel sei bei der NASA-Mission DART, ein kleiner Asteroid testweise aus der Bahn "geschubst“ worden. Die Esa-Sonde Hera werde den aktuellen Asteroiden nun "vor Ort“ nochmal genauer untersuchen.
Wahrscheinlichkeit eines Einschlags dennoch gering
Auch wenn die Vorbereitung für die planetare Verteidigung begonnen haben und der Asteroid aktuell auf der Liste riskanter Objekte ganz oben steht, schätzt die Esa einen Einschlag für relativ unwahrscheinlich ein. Sie beziffert die Wahrscheinlichkeit, dass der Himmelskörper auf der Erde einschlägt mit 1,2 Prozent. Dieses Ergebnis deckt sich mit unabhängigen Schätzungen des Center for Near-Earth Object Studies (CNEOS) und NEODyS der NASA.
Frühe Reaktion entscheidend zur Abwehr
Dennoch: Die Entdeckung des Asteroiden hat die wissenschaftliche Gemeinschaft alarmiert, da er als potenziell gefährlich eingestuft wurde. Die ersten Schritte zur Gefahrenabwehr sind in vollem Gange, und Experten sind sich einig, dass eine frühzeitige Reaktion entscheidend ist, um mögliche Schäden zu minimieren. Die Situation erinnert uns daran, wie wichtig es ist, die Himmelskörper, die unsere Erde umkreisen, genau zu beobachten und auf potenzielle Bedrohungen vorbereitet zu sein.
Esa und NASA versuchen mehr über Flugbahn zu erfahren
Derzeit versuchen Esa und NASA mehr über Größe und Flugbahn des Asteroiden zu erfahren. Die Umlaufbahn des Asteroiden ist exzentrisch, was die genaue Bestimmung seiner Bahn erschwert. Er entfernt sich derzeit fast geradlinig von der Erde, so dass es schwierig ist, seine Bahn genau zu bestimmen, indem man untersucht, wie sich seine Flugbahn im Laufe der Zeit krümmt.
Bessere Technologie entdeckt mehr Himmelskörper
Die Esa relativiert die Ereignisse jedoch trotz gestarteter Vorbereitungen. "Mit der Verbesserung unserer Asteroiden-Überwachungstechnologie werden wir wahrscheinlich immer mehr Objekte entdecken, die nahe an der Erde vorbeifliegen und die wir in der Vergangenheit übersehen hätten“, erklärte sie. Der Asteroid 2024 YR4 werde auf der Torino Impact Hazard Scale nun auf Stufe 3 eingestuft. Der Esa zufolge sei es auch wichtig darauf hinzuweisen, dass "die Einschlagswahrscheinlichkeit eines Asteroiden anfangs oft ansteigt, bevor sie nach weiteren Beobachtungen schnell auf Null sinkt“. Eine Erklärung, warum dies geschieht, finden sich im folgenden Video:
Asteroid wird aus dem Blickfeld der Erde verschwinden
In den kommenden Monaten kann der Asteroid laut Esa allmählich aus dem Blickfeld der Erde verschwinden, "bevor wir die Möglichkeit eines Einschlags im Jahr 2032 vollständig ausschließen können“. In diesem Fall werde wird der Himmelskörper wahrscheinlich auf der Esa-Risikoliste verbleiben, bis er im Jahr 2028 wieder beobachtet werden kann.
Das Internationale Asteroidenwarnnetz
IAWN, in dem die NASA den Vorsitz führt, ist für die Koordinierung der internationalen Gruppe von Organisationen zuständig, die sich mit der Verfolgung und Charakterisierung von Asteroiden befassen. Gegebenenfalls würde das IAWN eine Strategie entwickeln, um die Regierungen der Welt bei der Analyse der Folgen von Asteroideneinschlägen und bei der Planung notwendiger Abhilfemaßnahmen zu unterstützen.
Die Esa ist Mitglied des IAWN und koordiniert derzeit zusätzliche Beobachtungen und aktualisiert regelmäßig ihre Risikobewertung.
Links/Studien
Die Mitteilung der Esa im Original.
Die Berechnungen der Nasa und der Esa zum Asteroiden 2024 YR4
Hier weitere Infos einschließlich des sogenannten Risiko-Korridors, also der im - wohlgemerkt unwahrscheinlichen - Fall eines Einschlags bedrohten Regionen auf der Erde.
Esa/NASA/DLR/tomi
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR aktuell | 30. Januar 2025 | 10:58 Uhr
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