Erntezeit Apfelernte 2022: Warum manche Äpfel zwar süß, aber winzig sind
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17. Oktober 2022, 17:49 Uhr
Wer diesen Herbst in Sachsen mit dem Rad unterwegs war, hat unterwegs garantiert kraftvoll zugebissen: Viele Apfelbäume bogen sich unter der Last der saftigen Früchte. War 2022 trotz Hitzestress ein gutes Apfeljahr? Und was würde das für 2023 bedeuten? Haben sich die Bäume verausgabt und sieht es im kommenden Jahr mau aus in Sachen Apfel-Genuss?
Der Sommer war heiß und trocken, trotzdem hingen die Bäume voll, die Äste bogen sich vielerorts. Schon im August hatte das Statistische Bundesamt eine Rekord-Apfelernte vorhergesagt. Oder trügt der Schein? Udo Jentzsch ist Geschäftsführer des Landesverbandes Sächsisches Obst. Er bestätigt: In den Hausgärten hängen tatsächlich überall viele Äpfel an den Zweigen. Aber im Obstbau muss man genauer hinschauen, setzt er nach: "Territorial sieht das deutschlandweit doch sehr verschieden aus. In Süddeutschland war es für Äpfel ein hervorragendes Jahr, Norddeutschland eher durchwachsen. Im Regenschatten des Harzes, in der Region Mansfelder Land, Süßer See, fast bis Bitterfeld-Wolfen, wo es von Natur aus schon weniger Niederschläge gibt, war die Region diesen Sommer doppelt hart getroffen – einerseits durch die Trockenheit anderseits von Sonnenbrand durch die Hitze", weiß Jentzsch: "Hier in Sachsen liegt die Ernte zehn bis zwanzig Prozent unter der normalen Ernte." Einer der Gründe dafür ist ihm zufolge die Trockenheit in diesem Jahr. "Dort, wo Bäume vital sind, wo guter Boden ist, haben sie die Trockenheit gut weggesteckt. Der Regen im August und September hat dann aber für tolle Fruchtgrößen gesorgt."
Was die Ernte mindert: Magere Böden, hungrige Mäuse, Sonnenbrand:
Besonders zwei Faktoren haben 2022 den Bäumen zugesetzt und so die Apfel-Ernte regional vermindert: "Wo der Boden ohnehin mager ist, wo die Mäuse Wurzeln und Rinden angeknabbert und Bäume geschwächt haben." Und auch die Sonne hat ein Wörtchen mitgeredet und nicht nur für rotbackige, sondern für Äpfel mit Sonnenbrand gesorgt.
"Die Haut ist an diesen Stellen, schwarz, fühlt sich ledrig an", so beschreibt Jentzsch den Apfelsonnenbrand. Und zwar auf der Südwestseite des Apfels. Wir Verbraucher könnten uns also mal ganz praktisch vorstellen, wie der Apfel am Baum hing. Dumm nur, dass solch geschädigte Früchte nicht mehr in den Verkauf kommen, sondern im Most landen.
Der Sonnenbrand beim Apfel setzt übrigens ein ab 30, 32 Grad, in Verbindung mit hoher UV-Strahlung, weiß Jentzsch. "Da hört jede Pflanze auf zu assimilieren." Angesichts der heißen Sommer, die auch in Zukunft vermutlich nicht regenreicher und kühler werden: Gibt es heute eigentlich Apfelsorten, die besser mit Hitze und Trockenheit klarkommen als andere? "Nein", sagt der Experte. Apfel ist Apfel, ist es zu heiß und trocken, haben alle Äpfel ein Problem. Da kann man momentan nur mit ausgeklügelten, punktgenauen Bewässerungsstrategien aushelfen. Aber wie kann man Apfelbäume nun vor Sonnenbrand schützen? Der Mensch nutzt Kleidung oder Sonnencreme, und der Apfel? "Hagelnetze helfen, die schützen nicht nur vor Hagelschäden sondern auch vor UV-Strahlung."
Am Bundesforschungsinstitut in Dresden-Pillnitz wird derweil erforscht, wie man Apfelbäume fit macht für die heiße Zukunft. Hier gibt es eine Obstgenbank mit über 1.000 Apfelsorten – darunter viele Wildarten. Angebaut werden rund 850 Apfelsorten, um deren Entwicklung, mögliche Krankheitsanfälligkeiten und Klimastabilität beobachten zu können. Ein Problem dabei: Die milden Winter verschieben die Apfelblüte nach vorne ins Jahr, das erhöht das Risiko von Frostschäden.
Müssen sich Apfelbäume erholen?
Aber wie ist das eigentlich, was, wenn ein Apfelbaum dieses Jahr viele Früchte trägt, muss er sich dann ausruhen und nächstes Jahr wird ein mageres Apfeljahr? Tatsächlich hat Mutter Natur vorgebaut vor Überlastung.
Wenn nach der Blütezeit im Frühjahr besonders viele Blüten und kleine Früchte am Baum hängen, werden Phytohormone produziert, die dafür sorgen, dass im Folgejahr weniger Blüten und mehr Blätter entstehen. "Die Blüteninduktion wird dadurch gehemmt und führt zur Alternaz. "Die Blüteninduktion wird dadurch gehemmt", heißt das im Fachjargon der Apfelbauern. Weswegen in der Blüten-Phase im Obstanbau die Blütenpracht oder die ganz kleinen Früchte ausgedünnt werden, damit der Baum die Blütenbildung für das Folgejahr nicht hemmt. "Nur acht bis zehn Prozent bei einer sogenannten Weißblüte reicht für einen vollen Ertrag", sagt Jentzsch. Sonst kann der Baum die vielen Früchte nicht ernähren. "Das ist wie beim Menschen, teilen sich sechs Leute ein Schnitzel, bleiben alle mager. So ist das auch am Apfelbaum." So kommt es also nach übermäßiger Blüte, wenn sich viele kleine Äpfel gebildet haben, Ende Juni zum Fruchtfall, der Baum stößt die kleinen und schlecht entwickelten Äpfelchen ab.
Was der Baum mit den Miniäpfeln verrät
Und da, wo wir auf Streuobstwiesen oder in den alten Apfelalleen auf dem Land viele kleine Äpfel vorfinden, wissen wir ab sofort, warum das so ist, weil wir an das Schnitzelbeispiel denken: Niemand hat die Apfelblüte, bzw. im späten Frühjahr die Bäume ausgedünnt, also haben sich viele kleine Äpfel ein "Schnitzel" geteilt und sind zu mageren, aber dank des sonnigen Sommers zu süßen gesunden Happen herangereift. Die passen übrigens hervorragend in Brotbüchsen von Kindern. Und wie die gefüllt werden sollten, dafür hat Udo Jentzsch noch einen Vorschlag. "Kaufen Sie regional, kaufen Sie Äpfel aus Sachsen und Sachsen-Anhalt." Sonst gehen nämlich die Kulturlandschaften der Region den Bach runter, unabhängig von Regen oder Hitze.
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