Raumfahrt Von Null auf Hundert: Wie die Emirate den Weltraum erobern wollen
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10. Februar 2021, 09:26 Uhr
Am Dienstagabend hat die Sonde "Hope" der Vereinigten Arabischen Emirate den Mars erreicht, der Eintritt in einen Orbit ist geglückt. Für das kleine Land ist es ein enormer Erfolg.
Um 17.15 mitteleuropäischer Zeit konnte Mission Control den Erfolg verkünden: Den Vereinigten Arabischen Emiraten war es mit ihrer Mars-Sonde gelungen, einen stabilen Orbit um den roten Planeten einzunehmen. Das Bremsmanöver, dass das Raumschiff von 121.000 auf 18.000 km/h abbremsen sollte, war geglückt. Damit ist Hope als erste von drei Marsmissionen der Menschheit angekommen, die 2020 zu unserem Nachbarplaneten aufgebrochen sind. Die "Hope Probe" Mission ist eine besondere Raumfahrtmission, vor allem, da die Emirate noch relativ neu sind im Space Business.
Erst im Juli 2009 beförderte das Land seinen ersten Erdbeobachtungssatelliten in den Weltraum. Damals musste bei der Entwicklung von DubaiSat-1 noch ein südkoreanischer Satellitenbauer helfen. Ins All wurde der Satellit mit einer ukrainischen Trägerrakete gebracht. Nun, nicht einmal zwölf Jahre später, erreicht die erste arabische Marsmission den roten Planeten. Zwar verließen sich die Emirate auch diesmal auf ausländische Trägerraketen-Technologie. Die Raumsonde Hope haben sie aber selbst entwickelt.
Hoffnung für die arabische Jugend
Fatma Hussain Lootah ist bei der Mission die Leiterin der Instrumentenkunde. Für sie steht fest, dass der Missionsname eine Botschaft ist. Egal ob man den englischen oder arabischen Namen "al-Amal" betrachtet, der übersetzt für "die Hoffnung" steht. "Sie heißt Hope Probe. Als seine Hoheit, Muhammad bin Raschid, der Herrscher von Dubai, den Namen bekannt gab, war er sehr spezifisch. Sie sollte eine Botschaft der Hoffnung an die sein, besonders in der arabischen Region, wo wir manchmal heikle Probleme haben."
Ein weiteres Zeichen setzte die Regierung mit dem Zeitpunkt der Mars-Ankunft. In diesem Jahr wird das Land ein großes Jubiläum feiern. Vor fünfzig Jahren hat es seine Unabhängigkeit erklärt. So spielen Geburtstag und Raumfahrterfolg zusammen.
Der Mars ist nur ein Mittel
Damit dies funktioniert, mussten die Emirate die harte Rocket Science in ihr eigenes Land holen. Die Aufträge einfach an andere ausländischen Firmen zu geben war keine Option. Mohsen Al Awadhi ist der Leitende Ingenieur für Missionssysteme bei der Mission und erinnert sich an einer der ersten Botschaften der Regierung: "Eine Sache, die sie sogar am Anfang gesagt haben: Mars ist nicht das Endziel. Das Erreichen des Mars bedeutet nicht, dass die Mission erfolgreich ist. Für uns bedeutete das, dass der Wissenstransfer dieser Mission für die Führung wichtig ist."
Al Awadhi kann besten Gewissens behaupten, dass es dem Land sehr gut gelungen ist, das nötige Raumfahrtwissen zu erlangen. Nach seinem Wissensstand wurden drei unterschiedliche Teams dafür gegründet. "In den letzten sechs Jahren, gab es drei verschiedene Teams: Ein Team war in Dubai ansässig und für die Analysen und Datenimplementierung zuständig. Ein anderes Team, das zwischen den akademischen Partnern, die wir in den VAE und den USA hatten, hin und her reiste. Sie spielten eine wirklich große Rolle bei dieser Mission."
Wissenstransfer aus den USA
Und dann gab es noch das dritte Team, zu dem auch Al Awadhi gehörte. Er und seine Kollegen lebten zwischen 2015 und 2020 in den USA. Sie waren Ingenieure und Wissenschaftler aus den Vereinigten Arabischen Emirate, die von den Amerikanern so viel wie möglich über die Raumfahrttechnologien lernen sollten. Dieses Wissen sollten sie mit nach Hause bringen. Der ehemalige Luftfahrt- und neue Raumfahrtingenieur erzählt: "Die Anforderung war: Ihr werdet das nicht kaufen. Ihr werdet es bauen. Ihr werdet wissen, wie man es konstruiert. Ihr werdet wissen wie man es betreibt. Und dann sammelt die Daten und veröffentlicht die wissenschaftlichen Informationen."
Das waren harte Voraussetzungen, denn die meisten Unternehmen hatten kein Problem damit, ihnen die Raumfahrzeuge zu bauen und ihnen beizubringen, wie man sie bedient. Doch Al Awadhi und alle anderen aus seinem Team brauchten jemanden anderes. Jemanden, der ihnen tatsächlich zeigt, wie man ein Raumfahrzeug konstruiert und jemanden, der ihnen die Architektur dahinter erklärt.
Gelingt das Bremsmanöver?
Die harte Arbeit für die arabischen Ingenieure und Wissenschaftler hat sich gelohnt. Sie erreichen tatsächlich einen Marsorbit. Die größte Herausforderung steht ihnen aber noch bevor: Sie müssen auf eine Geschwindigkeit von ungefähr 16.000 Kilometern pro Stunde abbremsen. Derzeit rasen sie mit mehr als hunderttausend Stundenkilometern durch den Raum. Das Raumschiff wird den Bremsschub autonom einleiten. Der Vorgang soll nach 27 Minuten abgeschlossen sein. Ob das gelungen ist, erfahren Al Awadhi, Lootah und die gesamten Vereinigten Arabischen Emirate erst elf weitere Minuten später. So viel Zeit benötigt das Signal von der Sonde bis zur Erde.
Falls das Manöver aus irgendeinem Grund nicht klappt, ist es das Aus für die Mission. Entweder verglüht sie in der Mars-Atmosphäre oder fliegt am roten Planeten vorbei. Doch selbst dann wäre die Mission trotzdem ein großer Erfolg für die junge Raumfahrtnation. Lootah und ihre wissenschaftlichen Kolleginnen und Kollegen fiebern ebenfalls mit. "Selbst wir als Wissenschaftler sind sehr nervös und aufgeregt und unser ganzer Fokus liegt jetzt auf der MOI-Phase. Und wir hoffen auf eine erfolgreiche Marsorbit-Einbringung, damit wir die wissenschaftliche Reise von Hope Probe fortsetzen können." - Die Moi-Phase steht für "Mars Orbit Insertion", gemeint ist damit der Eintritt in eine stabile Umlaufbahn.
Diese wird voraussichtlich erst im April beginnen. Für die Zukunft haben die Emirate ebenfalls ambitionierte Pläne. Derzeit planen sie eine Mond-Mission mit einem Landefahrzeug. Außerdem wollen sie den Mars besiedeln. Im Gegensatz zu SpaceX Gründer Elon Musk soll die arabische Mars-Kolonisierung erst 2117 stattfinden.
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