Die Kunstköpfe, die mit künstlichem Regenwasser besprüht worden waren (Bild lks.), wiesen weniger Perforationen und weniger stark beschädigte Bereiche auf, als die trockenen (re.).
Die Kunstköpfe, die mit künstlichem Regenwasser besprüht worden waren (li.), wiesen weniger Perforationen und weniger stark beschädigte Bereiche auf, als die trockenen (re.). Bildrechte: René Machts/TU Ilmenau

Wissen-News TU Ilmenau: Regenwasser reduziert Schädigung bei Blitzeinschlägen in den Kopf deutlich

12. Februar 2024, 12:11 Uhr

Ilmenauer Forschende haben untersucht, wie sich Nässe auf der Kopfhaut bei direkten Blitzeinschlägen auswirkt. Das Ergebnis könnte bei künftigen Unwettern wichtig für die Überlebenschance der Betroffenen werden.

Demnach werden bei nasser Kopfhaut im Vergleich zu trockener Kopfhaut weniger starke Einschläge verzeichnet und die Nässe reduziert zudem den elektrischen Strom, dem das Gehirn ausgesetzt ist. Bei einem direkten Blitzeinschlag in den Kopf, so schlussfolgerten die Wissenschaftler des Fachgebiets Biomedizinische Technik und des Fachgebiets Blitz- und Überspannungsschutz der TU Ilmenau, hätte ein Mensch eine deutlich höhere Überlebenschance. 

Schon frühere theoretische Forschungen gingen davon aus, dass nasse Haut den elektrischen Strom, dem ein menschlicher Körper bei einem Blitzschlag ausgesetzt ist, reduzieren könnte. Doch es fehlte der praktische Beleg für diese Annahme, den nun die Ilmenauer Forschenden lieferten. Die Wissenschaftler konstruierten menschenähnliche Modellköpfe und setzten sie hochenergetischen elektrischen Entladungen aus, die natürlichen Blitzen nachempfunden waren. Zur Nachbildung der Kopfhaut, des Schädels und des Gehirns hatten die Modellköpfe drei Schichten und um die elektrische Leitfähigkeit von menschlichem Gewebe nachzuempfinden, wurden Materialien wie Wasser, Natriumchlorid, Graphit und Agarose verwendet.

Dann führten die Wissenschaftler ein vergleichendes Experiment durch: Ein Kopf wurde den elektrischen Entladungen in trockenem Zustand ausgesetzt, ein anderer war zuvor mit künstlichem Regenwasser besprüht worden. Auf dem nassen Kunstkopf fanden sich in der Umgebung der Einschlagstellen der Blitze weniger Perforationen und weniger stark beschädigte Bereiche. Zudem waren beim nassen Kopf die aufgezeichneten Stromstärken, denen das Gehirn ausgesetzt war, geringer als beim trockenen. Aus beiden Ergebnissen schlussfolgerten die Wissenschaftler, dass die Überlebenschance eines Menschen, in dessen Kopf ein Blitz einschlägt, deutlich höher ist, wenn die Kopfhaut regennass ist. Dennoch gehen von einer Blitzentladung große Gefahren aus und es sollte bei Gewitter schnellstmöglich eine geschützte Umgebung aufgesucht werden.

cdi/pm

Links/Studien

Die Studie "Rain may improve survival from direct lightning strikes to the human head" wurde im Fachmagazin "Scientific Reports" veröffentlicht.

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