Geschäftsmann fährt Auto und nutzt Smartphone
Forschende empfehlen, das Dienstwagenprivileg deutlich zu reduzieren. Bildrechte: IMAGO / Westend61

Wissen-News Klimaschädliche Subventionen im Verkehr schwächen CO2-Bepreisung

31. August 2023, 15:35 Uhr

Das deutsche Steuersystem im Verkehrssektor ist noch sehr auf die Nutzung fossiler Energieträger ausgerichtet. Das zeigt eine neue Studie des Ariadne-Projekts. Privilegien etwa für Dienstwagen sollten umgestaltet werden.

Einige Hundert Euro Belohnung pro Tonne CO2: Subventionen im Verkehr, wie das Diesel- oder Dienstwagenprivileg, bedeuten negative CO2-Preise in Höhe von minus 70 bis zu minus 690 Euro pro Tonne CO2 und schwächen die Wirkungsweise der CO2-Bepreisung als wichtiges Instrument der Klimapolitik. Das zeigen Forschende des Kopernikus-Projekts Ariadne in einer neuen Studie. Die Ariadne-Berechnungen unterstreichen, dass Deutschlands derzeitiges Steuer- und Abgabesystem im Verkehrssektor noch stark auf die Nutzung fossiler Energieträger ausgerichtet ist und so die Erreichung der deutschen Klimaziele erschwert.

Pendler mit Dienstwagen werden aktuell belohnt

"Aktuell treten wir beim Klimaschutz im Verkehr mit einem Fuß aufs Gas, mit dem anderen auf die Bremse: Emissionsverursachende sollten durch den CO2-Preis eigentlich Anreize zur Senkung von Emissionen erhalten", erklärt Ariadne-Experte Patrick Plötz vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI. "Unsere Forschung zeigt, wie sehr Haushalte, die Diesel fahren, längere Wege mit dem privaten Auto oder Dienstwagen zur Arbeit pendeln oder innerdeutsche Flüge nutzen, aktuell durch Subventionen für den Ausstoß einer Tonne CO2 belohnt werden."

Um die Bedeutung von Subventionen im Verkehr für die deutsche Klimapolitik herauszustellen und einzuordnen, haben die Forschenden sie mit dem CO2-Preis, einem tragenden Instrument der Klimapolitik, vergleichbar gemacht. Die Forschenden betrachten vier Subventionen mit Einfluss auf die nationalen CO2-Emissionen des deutschen Verkehrssektors: das Dieselprivileg (Energiesteuervergünstigung für Dieselkraftstoff), die Pendlerpauschale (Entfernungspauschale), das Dienstwagenprivileg (Pauschale Besteuerung des geldwerten Vorteils privat genutzter Dienstwagen) und die Kerosinsteuerbefreiung (Energiesteuerbefreiung für Kraftstoffe im inländischen Flugverkehr). "Wir haben zum ersten Mal vier wesentliche Subventionen aus dem Verkehrsbereich in negative CO2-Preise umgerechnet. Die Umrechnung ermöglicht einen Vergleich mit dem tatsächlichen CO2-Preis für den Verkehr", erläutert Ariadne-Fachmann Nicolas Koch.

Links/Studien

Ein Kurzdossie der Studie ist auf der Website des Ariadne-Projekts erschienen.

cdi/pm

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR Aktuell | 23. April 2024 | 10:06 Uhr

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