Hirnforschung Einsame Menschen haben eine veränderte Hirnstruktur
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22. Dezember 2020, 14:55 Uhr
Aufgrund der Corona-Pandemie verbringen 2020 viele Menschen die Weihnachtstage allein. So sind auch Isolation und Einsamkeit zum Problem geworden. Das hat Folgen für unsere Gesundheit: Die Einsamkeit spiegelt sich in den Strukturen unseres Gehirns wieder. Die Gehirne einsamer Menschen unterscheiden sich in einigen Regionen von anderen, sagen kanadische Forscher.
Depressionen, Stress-Symptome bis hin zu einer geringeren Lebenserwartung: Einsamkeit macht uns krank. Diese Erkenntnis war auch der Grund, warum er wissen wollte, welche Folgen sie für unser Gehirn hat, sagt Neurowissenschaftler Nathan Spreng von der McGill University im kanadischen Montreal:
Einsamkeit wirkt sich in vielerlei Hinsicht nachteilig auf die körperliche und geistige Gesundheit aus und erhöht die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken - insbesondere an Alzheimer. Mit der Enge und dem sozialen Abstand derzeit ist das Problem in die Höhe geschnellt.
Aber wie unterscheiden sich die Gehirne von einsamen Menschen? Spreng und sein Team analysierten die Daten von rund 40.000 Erwachsenen mittleren und älteren Alters. Die stellen sie der Forschung in der sogenannten UK Biobank freiwillig zur Verfügung. Die Kanadier hatten unter anderem Daten aus der "Röhre" - also dem Magnetresonanztomographen, über die Genetik und eine psychologische Selbsteinschätzung zur Verfügung.
Anschließend verglichen sie die MRT-Daten von Menschen, die angegeben hatten, sich einsam zu fühlen und solchen, die das nicht taten. Und tatsächlich: Das Team konnte Unterschiede im sogenannten Ruhezustandsnetzwerk finden. Dabei handelt es sich um mehrere Hirnregionen, die an unseren inneren Gedanken beteiligt sind, so Spreng:
Wir haben festgestellt, dass das Ruhezustandsnetzwerk speziell von Einsamkeitsgefühlen beeinflusst worden ist. Die graue Substanz hatte zum Beispiel ein größeres Volumen, die Hirnbereiche waren besser vernetzt und es gab Unterschiede im Fornix.
Der Fornix ist ein Bündel von Nervenfasern, das Signale in das Netzwerk überträgt. Das sei bei einsamen Menschen besser erhalten gewesen. Aber was bedeutet das? Wir verwenden dieses Hirnnetzwerk, wenn wir uns an die Vergangenheit erinnern, uns die Zukunft vorstellen oder bei Tagträumen, erläutert der Biomedizin-Ingenieur Danilo Bzdok von der McGill University.
Diese Entdeckung spricht dafür, dass einsame Menschen sich häufiger soziale Interaktionen vorstellen oder sich an vergangene Ereignisse erinnern, um diese soziale Lücke zu füllen.
Und dem passe sich das Gehirn in den entsprechenden Bereichen offenbar an, so die kanadischen Forscher. Wie dieser Effekt Demenz und Alzheimer begünstigen kann, will Neurowissenschaftler Spreng jetzt in einem nächsten Schritt herausfinden.
Es ist von entscheidender Bedeutung, die neuronalen Mechanismen zu verstehen, die mit Einsamkeit verbunden sind. Künftig wollen wir deshalb die Auswirkungen der Einsamkeit auf den Verlauf der Alzheimer-Erkrankung untersuchen.
Wir beginnen gerade erst, die Auswirkungen der Einsamkeit auf das Gehirn zu verstehen, schließt das Forschungsteam. Und je mehr wir lernen, desto besser erkennen wir, wie dringend wir das gesellschaftliche Problem der Einsamkeit angehen müssen.
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