Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN
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Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht Pfarrer Michael Markert, am 1. Feiertag Landesbischof Tobias Bilz.
Mittwoch, 25.12.2024: Wort zum 1. Christtag
Früh am Morgen kommt sie ins Wohnzimmer. Die anderen schlafen noch. Heruntergebrannte Kerzen, Papier.
Sie greift nach dem Geschenk, über das sie sich besonders gefreut hat. Eine Halskette. Sie freut sich am Geschmeide. Was für ein schönes Wort, das so changiert zwischen schmieden und geschmeidig sein; Handwerk und Ästhetik. Und je länger sie den kleinen Anhänger betrachtet, desto schöner wird er. Vielleicht ist das mit guter Kunst so - dass sie beim zweiten und dritten Mal etwas mehr von ihrer Schönheit offenbart.
Der Bibeltext für den frühen Morgen dieses 1. Weihnachtsfeiertages ist so ein Schmuckstück, das beim näheren Betrachten immer schöner wird und geheimnisvolle Fragen stellt.
Im Anfang war das Wort
und das Wort war bei Gott
und Gott war das Wort.
Dasselbe war im Anfang bei Gott.
Dieses kleine runde Wortgebilde hängt an einem weiteren Satz, wie an einer Kette: Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit.
Jesus kommt von Gott aus der Ewigkeit und wird Mensch. Eine Kostbarkeit, die sich jeder Weihnachtsgläubige wie ein Kleinod auf die Brust und ans Herz legen kann.
Gott wohnt unter uns. Die Frage ist, welche Worte wir in uns wohnen lassen. Ist es dieses Wort nie endender Liebe Gottes zu mir?
Oder lasse ich mich von anderen Worten bestimmen, die über mich gesagt sind? Du wirst nie ein guter Musiker, nie ein guter Sportler, niemals ein großer Redner. Das sind Worte, die bremsen und Entwicklung im Keim ersticken.
Manche tragen sie ein Leben lang mit sich herum, weil sie, von Eltern oder Lehrern gesagt, in uns wirksam werden. "Sie können es nicht." Ein Satz aus der Politik dieses Jahres, der behindern und Wirkung entfalten soll. Oder so ein Wort wie "Remigration", das manche auf Fahnen und T-Shirts bei sich wohnen lassen. Unwörter und Hate-Speech.
Weihnachten dagegen ist Love-Speech vom Himmel, sagt Johannes. Es gibt Worte, die schöpferisch sind, weil sie Lebensentfaltung ermöglichen. Es gibt Worte, die das Herz weit machen, weil sie Barmherzigkeit atmen.
Worte des Lobes. Worte, die echtes Verstehen suchen. Worte die wahr sind und doch nicht Recht haben wollen.
"Geliebt" - das ist das ewige Wort vom Himmel, das jeder Mensch bei sich wohnen lassen darf. Tragen Sie es mit sich wie ein Schmuckstück und lassen Sie sich erleuchten davon auf Ihrem Weg.
Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest.
Dienstag, 24.12.2024: Menschenart und Gottesart
24. Dezember - ist der Namenstag Adams und Evas.
Der beiden, die in der Bibel für unsere Menschenart stehen.
Adam heißt Mann aus Erde, Eva bedeutet Lebensspenderin.
Sie kommen aus dem Garten Eden
Und mussten von dort aufbrechen um der Erkenntnis willen.
Liebe und Leiden liegen seither im Leben oft eng zusammen.
Die Erde ist fruchtbar,
aber es ist mühsam, ihr Frucht abzuringen.
Sie können das Leben weitergeben,
aber immer wieder lauert das Verderben,
selbst bei den eigenen Kindern.
Man möchte fast nicht darüber sprechen.
Adam und Eva waren nur am Anfang nackt und unschuldig,
sie sind wie wir, sind unter uns und stecken in uns,
und teilen mit uns den Traum und die Erinnerung
an das Leben, das leicht und frei ist, im Garten.
Heute haben sie Namenstag.
Und heute feiern wir zugleich hinein in den Geburtstag Jesu,
und bestaunen die junge Mutter Maria, die neue Eva. Auch Lebensspenderin.
Die beiden, Jesus und Maria, stehen in der Bibel für die Gottesart unter uns Menschen.
Gott erscheint im Menschen und das spürt man den Menschen ab.
Sie erfahren und zeigen,
dass unser Leben durchlässig ist für den Himmel,
dass die Liebe nicht vergebens ist,
dass die Macht Gottes
aus dem Schreien eines Neugeborenen
entwaffnend erkennbar wird.
Das Leben will anfangen,
wachsen, Gestalt gewinnen
auch unter uns, in uns, mit uns,
das Leben liegt vor uns,
es kommt noch anders.
Heute und morgen wird es in die Welt geboren.
Montag, 23.12.2024: Hast du es verdient?
"Und sei schön brav, dass der Weihnachtsmann auch wirklich kommen kann." Scherzhaft sagt das ein Onkel zu seinem kleinen Neffen bei der Verabschiedung am Bahnsteig. Ein wenig muss man sich Weihnachten verdienen, wird dem Kind da beigebracht. Es könnte sonst auch ausfallen. Solche Sprüche gehörten in meiner Kindheit ganz selbstverständlich zur Vorweihnachtszeit. Und sie setzen sich mit ihrer Botschaft bei manchen Menschen fest. Habe ich Weihnachten eigentlich verdient?
"Die meisten Menschen brauchen mehr Liebe als sie verdienen", soll die Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach gesagt haben. Das klingt schon etwas gnädiger und realistischer. Denn bei manchen Kindern, die inzwischen vielleicht auch erwachsen sind, blieb doch der Eindruck hängen, dass sie es nicht immer verdient hatten. Zuviel ging daneben und zu viel Streit gab es. Und dann wurde es trotzdem Weihnachten.
"Die meisten Menschen brauchen mehr Liebe als sie verdienen." Wieviel Liebe verdient ein Mensch? Was ist das Existenzminimum, das Bürgergeld an Liebe, das jemand verdient? Ist da nicht immer noch etwas faul an dieser Rechnung? Denn im Grunde hat jedes Menschenkind Anspruch auf bedingungslose Liebe, einfach weil es da ist. Einfach, weil das der Weg in ein starkes und freies Leben ist. Und jeder erwachsene Mensch, der das erfahren hat, kann davon zehren.
Ich lebe davon, dass ich bedingungslos geliebt wurde. Auch wenn sich im Laufe des Lebens immer mehr kaufmännisches Denken in meine Strichlisten der Liebe eingeschlichen hat.
Das Weihnachtsfest will von der völlig unverdienten Liebe erzählen, die den Glanz und das Licht in die dunkle und ausgezehrte Welt bringt. Es erzählt von dem Geschenk, das mir unabhängig vom Gabentisch mit der Geburt Jesu gemacht ist. Sie gilt damals und heute vor allem denen, die nicht mit Zuwendung und Gütern überschüttet sind. Und leuchtet hoffentlich auch aus dem Geschenk, das ich heute noch besorgen will.