Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN

Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Dr. Ulrike Lynn.

Donnerstag, 14.11.2024: Gemeinsame Zeit

Ich bekomme nur noch selten "richtige" Post. Handgeschriebene Briefe werden abgelöst von kurzen WhatsApp-Nachrichten oder Emails. Aber heute lag ein ganz besonderes Geschenk in meinem Briefkasten - völlig unerwartet und überraschend.

Es ist ein Adventskalender, den mir eine Freundin schickt - ohne Worte, aber doch mit so viel Botschaft.

Es ist noch etwas Zeit bis zum ersten Türchen, aber ich weiß jetzt schon: sie wird denselben Kalender bald auch in ihrem Zimmer aufhängen. Genau das macht diese Geste so kostbar. Sie ist ein Zeichen der Verbundenheit und auch eine Einladung, die Adventszeit auf besondere Weise gemeinsam zu erleben, obwohl wir kilometerweit voneinander entfernt leben.

Dr. Ulrike Lynn 3 min
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gesprochen von Ulrike Lynn

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Do 14.11.2024 05:45Uhr 02:35 min

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Die Wochen vor Weihnachten sollten eigentlich eine besinnliche Vorbereitungszeit auf die Geburt Christi sein. Für mich sind sie aber oftmals von Hektik und Stress geprägt. Familiäre Verpflichtungen, Weihnachtsvorbereitungen, Geschenkeinkäufe und berufliche Jahresendprojekte drängen die Vorfreude auf das Hohe Fest in den Hintergrund. Von Ruhe und Besinnlichkeit kaum -  etwas zu spüren.

In dieser vollen und dichten Zeit brauche ich einen Anker der Ruhe und der Besinnung. Meiner Freundin geht es wohl ähnlich.

Dieser Kalender wird unser tägliches Ritual, ein Moment der Nähe, des Innehaltens und des Miteinanders - ein wahres Geschenk des Herzens. Und ist es nicht das, was Gott uns in dieser besonderen Zeit schenken möchte?

Advent bedeutet Warten, Ankunft und Nähe - darin liegt eine tiefe Einladung, uns zu öffnen, uns auf das Wesentliche zu besinnen und in der Gemeinschaft mit anderen und mit Gott Ruhe zu finden.

So wie wir durch diesen Kalender miteinander verbunden sind, so sind auch wir in Gott verbunden, in einer Liebe, die keine Grenzen kennt und die uns immer wieder Wege zeigt, einander nahe zu sein. In kleinen Zeichen, liebevollen Gesten, in einem gemeinsamen Moment der Stille.

Das alles habe ich heute geschenkt bekommen. Es ist viel mehr als ein Kalender. Und er erinnert mich daran: Es ist so wichtig, trotz räumlicher Entfernung Wege der Verbundenheit zu finden - Wege, auf denen auch Gott uns begleitet.

Mittwoch, 13.11.2024: Gastfreundschaft

Nicht nur Chemnitz und Region wird 2025 Europäische Kulturhauptstadt, sondern auch die slowenisch-italienische Grenzstadt Nova Gorica/Gorizia.

Anfang Oktober besuchte ich mit einer Gruppe Kultur-Interessierter die Stadt und die Menschen dort. Wir durften tief eintauchen in die Schätze und Traditionen, in die Wünsche und Sehnsüchte, und in die wunderbare Natur dieser Region.

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gesprochen von Ulrike Lynn

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Mi 13.11.2024 05:45Uhr 02:41 min

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Aber es war weit mehr als nur eine Gelegenheit, neue Orte zu entdecken. Die Reise war eine Einladung zu Begegnungen. Sie hat unser Verständnis von Gastfreundschaft vertieft und bereichert. In den Tagen, die wir miteinander verbracht haben, wurde deutlich, wie kraftvoll Gastfreundschaft sein kann - wenn sie nicht nur mit den Händen, sondern auch mit dem Herzen gelebt wird.

Unsere Gastgeber begegneten uns mit einer Herzlichkeit, die mir Gänsehaut und Tränen brachte, weil sie uns spüren ließ: Wir sind willkommen.

Die Italiener und Slowenen zeigten uns nicht nur die Schönheit ihrer Heimat. Sie teilten auch ihre Geschichten, ihre Hoffnungen und ihren Glauben mit uns. In diesen Augenblicken spürten wir: uns verbindet so viel mehr als die Unterschiede, die auf den ersten Blick vielleicht sichtbar sind. Ihre Gastfreundschaft machte deutlich: der Glaube kann Brücken bauen, die weit über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg reichen.

Menschen willkommen zu heißen, darin liegt ein besonderer Segen. Zeigen wir durch unser einladendes Tun nicht sogar die Liebe Gottes? Die Begegnung mit den Menschen von Nova Gorica hat mich jedenfalls inspiriert. Wie sie möchte ich auch meine Türen und mein Herz so für andere Menschen öffnen können. Für mich war und ist diese Reise ein lebendiges Zeugnis dafür, wie sehr Gastfreundschaft unser Leben bereichern kann, wenn wir es wagen, dem anderen herzlich zu begegnen.

In der Gastfreundschaft begegnen wir nicht nur anderen, sondern auch Gott - manchmal in den kleinsten Gesten und unscheinbarsten Momenten.

Auf unserer Reise bin ihm mehrmals begegnet und trage diese Erinnerungen wie einen Schatz in mir.

Dienstag, 12.11.2024: "Verspäte mich um 10 min, sorry"

Solche Nachrichten tippe ich in letzter Zeit leider öfters in mein Handy, wenn ich gerade mal wieder in einer Sackgasse gelandet bin oder vor einer Straßensperrung stehe, die gestern noch nicht da war und über Nacht aus dem Boden geschossen ist. Die ganze Stadt scheint eine einzige Baustelle zu sein.

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gesprochen von Ulrike Lynn

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Di 12.11.2024 05:45Uhr 02:43 min

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Pünktlich am Arbeitsplatz, zur Verabredung oder beim Zahnarzt zu erscheinen, wird plötzlich zu einer Herausforderung, die mich stresst. Gerade im Auto und vor allem im Berufsverkehr. Ich stöhne und ächze, führe wütende Selbstgespräche. Manchmal höre ich mich sogar fluchen.

Geduld ist gefordert. Ich spüre, es fällt mir schwer, Hindernisse zu akzeptieren und nicht immer auf dem schnellsten Weg voranzukommen. Das gilt nicht nur für den Straßenverkehr - auch mit den Baustellen in meinem Leben kann ich nur selten nachsichtig sein. Im Alltag gibt es oft Zeiten, in denen scheinbar nichts vorangeht, Zeiten des Stillstands, des Wartens.

Dann muss ich mir Umleitungen schaffen, eigene kreative Schleichwege um das vermeintliche Hindernis. Was auf den ersten Blick wie eine Vollsperrung oder Sackgasse erscheint, entpuppt sich aber im Nachgang oftmals als Segen. Ich vertraue darauf: Auf den Baustellen meines Lebens ist Gott der Baumeister. Er arbeitet an mir, formt und verwandelt mich. Manchmal müssen alte Strukturen abgerissen werden, damit Neues entstehen kann.

Jede innere Baustelle fordert mich auf, meine Perspektive zu ändern, nach Lösungen zu suchen, neue Wege zu erkunden und nicht immer nur auf der Zielgeraden unterwegs zu sein.

Entschleunigung. Im Alltag wie im Straßenverkehr.

Als ich gestern vor einer Vollsperrung in der Innenstadt zum Anhalten gezwungen war und hilfesuchend um mich schaute, traf mein Blick den einer anderen Autofahrerin. Wir zuckten beide mit den Schultern und mussten plötzlich laut lachen. Eine kurze Begegnung und ein unerwartetes Gefühl von Verbundenheit in einer scheinbar ausweg-losen Situation. Am Ende sind wir beide ans Ziel gekommen, ja, vielleicht mit 10 Minuten Verspätung, aber am Ziel. Und unser Lachen habe ich mir noch den ganzen Tag über behalten. 

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzvita Dr. Ulrike Lynn

Dr. Ulrike Lynn

Ulrike Lynn wurde 1980 in Erfurt in geboren | studierte in Berlin Germanistik und Philosophie | sie promovierte im Fachbereich Semiotik | Seit 1. August 2023 ist sie die Beauftragte der Katholischen Kirche für die Europäische Kulturhauptstadt Chemnitz 2025.

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.