Montag, 11.11.2024: Isonzo
Durch Italien und Slowenien fließt ein besonderer Fluss: der Isonzo. Nicht als Grenze, eher als Naht, denn er trennt die beiden Länder nicht voneinander, sondern verbindet sie. Das Besondere an ihm ist seine Farbe: smaragdgrün leuchtet das Wasser. Klar und schwungvoll bahnt er sich einen Weg durch das enge Tal der Julischen Alpen.
Vor ein paar Wochen bin ich durch Slowenien gereist. Ich war stark beeindruckt von der Kraft und Schönheit des Isonzos.
Aber der Isonzo war auch Zeuge dunkler Zeiten in der Geschichte Europas. Während des Ersten Weltkriegs war er das Zentrum vieler Kämpfe, die unermessliches Leid und Zerstörung brachten. Doch durch alle Verwüstungen des Krieges floß der Isonzo unaufhaltsam grün immer weiter und verspricht auch - oder gerade heute - Heilung und Hoffnung inmitten dunkler Zeiten. Er wird zu einem Symbol für den Konflikt zwischen Zerstörung und Erneuerung.
Ein Fluss ist ein mächtiges Bild, das auch in der Bibel immer wieder vorkommt. In Hesekiel beispielsweise wird ein mächtiger Strom beschrieben, der vom Tempel aus ins Land fließt und Leben bringt, wohin er auch kommt. Ich lese das als ein Bild für die heilende, lebensspendende Kraft Gottes.
Ein Fluss steht für Bewegung, Leben und Veränderung. Er entspringt einer Quelle und fließt unaufhörlich, egal welche Hindernisse ihm im Weg stehen. Und er erinnert mich an meine Beziehung zu Gott: wenn Sein Geist durch mein Leben sprichwörtlich fließt, verwandelt er auch das, was tot oder bitter ist. Schenkt mir Heilung, neues Leben und fruchtbaren Boden. Auch dort, wo ich Dürre oder Trockenheit erlebt habe.
Das leuchtend-grüne Wasser des Isonzo ist ein kraftvolles Bild der Hoffnung. Ich erinnere mich, wie ich an seinem Ufer stand, und das Tosen der Strömung zusammen mit dem Vogelgezwitscher in den Baumkronen wie eine Einladung klang: Lass dich treiben, vertraue auf Gottes Führung, und glaube daran: Seine lebendigen Wasser können auch in dir und durch dich wirken.