Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN | 07. - 12.04.2025

Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Pastorin Kathrin Posdzich, am Sonntag Holger Treutmann.

Sonnabend, 12.04.2025: Der Weg ist das Ziel

Neulich hab ich eine Alpakawanderung mitgemacht. Das heißt, ich bin mit einem knuffigen Alpaka über Feld und Wiese getrottet. Wir haben das als Familie gemacht, elf Leute, jeder bekam so ein sympathisches Tier per Leine in die Hand gedrückt.

Bevor wir losgingen, hat der Besitzer uns ein bisschen was erklärt. "Die Leine nicht ziehen, immer lockerlassen!" sagte er. "die Tiere gehen hin, wo sie eben hinwollen. Lassen sie ihnen Zeit". Und außerdem erwähnte er noch: "Wenn die abhauen, laufen lassen. Dann laufen sie halt hinterher, sie finden sich schon wieder".

Kathrin Posdzich 2 min
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gesprochen von Pastorin Kathrin Posdzich

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Sa 12.04.2025 08:50Uhr 02:04 min

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Als wir losgingen, hing am Gatter ein Schild, auf dem stand "Der Weg ist das Ziel". Die entspannten Regeln im Kopf sind wir losmarschiert. Ich musste sehr schnell schmunzeln, über mich, über die anderen in der Gruppe. Natürlich haben wir alle versucht, unsere Alpakas gut unter Kontrolle zu halten, wollten sie dirigieren.

Aber ich hab schnell gemerkt: Die Gelassenheit der Tiere übertrug sich auf mich, ich konnte mit ihnen gar nicht hektisch sein. Und wenn doch mal eins abgehauen ist, fanden sich Tier und Mensch schnell wieder zusammen. Am Ende der Wanderung begrüßte uns wieder das Schild: Der Weg ist das Ziel. Und ich dachte: aber echt!

Dieser Weg hat mir beigebracht, dass Locker-Lassen eine echte Option ist auf dem Weg durchs Leben. Glauben wird auch oft als ein Weg bezeichnet, einen Weg, den Gott und Mensch aufeinander zugehen. Mir dämmert, dass dieser Weg viel mit Lockerlassen zu tun hat.

Ich lasse meine Ängste und meine Kontrollversuche locker, vielleicht sogar los. Weil ich glaube, dass Gott mich auf meinem Weg gut begleitet. Das macht mit der Zeit gelassen. Da stimmts dann wirklich: Der Weg ist das Ziel.

Freitag, 11.04.2025: Kreuzschwere Hoffnung

Über meinem Schreibtisch hängt ein Bild von Simon. Simon mit seiner kreuzschweren Hoffnung. Simon erinnert mich immer wieder, dass Hoffnung kein leichtes Leben garantiert.

Simon aus Kyrene, der kräftige Mann mit der dunklen Haut, soll Jesus helfen, seinen schweren Kreuzbalken zu tragen. Das ist eine ganz morbide Situation. Der verurteilte gefolterte muss sich selber zum Richtplatz schleppen und dabei noch schwer tragen. Das schafft er nicht, unterwegs bricht er immer wieder zusammen.

Kathrin Posdzich 2 min
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gesprochen von Pastorin Kathrin Posdzich

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Fr 11.04.2025 05:45Uhr 02:07 min

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Die Folter, das Auspeitschen, die Schläge, sie haben ihn schon zu sehr geschafft. Da muss Simon helfen. Er steht gerade zufällig in der Nähe und die Soldaten packen ihn - mitgefangen, mitgehangen. Simon packt mit zu und für einen kurzen Moment, noch ganz im Sterben und Schmerz, ist Hilfe da für Jesus. Kreuzschwere Hoffnung.

Sie ist nicht spektakulär, sondern abgewetzt und angestrengt. Auf meinem Bild sehe ich zwei Männer, die sich mit einem Arm gegenseitig um die Hüfte fassen und mit dem anderen Arm über ihren beiden Schultern den Balken tragen. Sie schauen mich beide direkt an: rechts Jesus, blass, blutüberströmt. Links Simon, wettergegärbt, bärtig.

Sie tragen zusammen das Kreuz und sind in ihrer Unterschiedlichkeit sehr ähnlich. Oft weiß ich gar nicht, wer wer ist. Und erkenne mich in beiden wieder: Ich bin die, die leidet. Ich bin die, die mitträgt: mein Kreuz, das von anderen, das Kreuz einer Welt, in der nie alles gut wird. Nur wenig. Fast nichts. Manchmal ist die Hoffnung kreuzschwer. Aber es ist Hoffnung. Danke Simon.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Holger Treutmann

Holger Treutmann

1963 in Springe bei Hannover geboren | verheiratet | 2 Kinder | Studium in Bethel, Göttingen, Berlin | 1989 1. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover | 1989-1993 Pharmareferent bei Astra-Chemicals Wedel/Hamburg | 1993-1995 Vikariat in Bröckel bei Celle | 1995 2. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannover | 1995 Wechsel in die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen | 1995-1999 Pfarrer in Eibenberg-Kemtau und Chemnitz-Reichenhain | 1999-2005 Pfarrer in St.-Pauli-Kreuz-Gemeinde Chemnitz | 2006 - Januar 2016 Pfarrer der Frauenkirche in Dresden | Ehrenamtlicher Mitarbeiter der Notfallseelsorge Dresden | seit Februar 2016 Senderbeauftragter der Ev. Kirchen beim MDR und Rundfunkbeauftragter der Ev.-Lutherischen Landeskirche Sachsens

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.