Dienstag, 14.05.2024: Abraham - der erste Migrant
Am letzten Wochenende war ich mit meiner Frau zu einer Hochzeit im Werratal eingeladen. Das liegt im hessisch-thüringischen Grenzgebiet. In der Regionalbahn, die uns von Erfurt aus pünktlich dorthin gefahren hat, war ein junger Zugbegleiter mit afrikanischen Wurzeln. Er sprach noch etwas gebrochen deutsch, mit kleinen grammatischen Fehlern. Aber mit dem Tarifsystem kannte er sich gut aus und konnte die Fahrgäste freundlich und kompetent beraten.
Wenn er nicht da gewesen wäre, hätte der Zug möglicherweise nicht fahren können. Die Personaldecke nicht nur bei der Bahn ist sehr angespannt. In Dresden wurde der S-Bahn-Takt wieder ausgedünnt - wie ich hörte, weil nicht genug Personal für die Züge verfügbar ist.
Die Bevölkerung wird immer älter. Es gibt immer weniger Menschen, die arbeiten können. Die Arbeitsagentur hat das mal ausgerechnet. Wie viele Menschen brauchen wir aus dem Ausland, um unseren Lebensstandard aufrecht zu erhalten - dass die Züge fahren können, dass es Pflegepersonal gibt und damit der Bäckermeister eine Verkäuferin findet?
Die Arbeitsagentur kommt auf 400.000 Menschen pro Jahr, die nach Deutschland kommen müssen. Davon sind wir weit entfernt. Es geht nicht nur um sogenannte Fachkräfte. Wir können jeden gebrauchen. Das ist die Situation. Natürlich braucht es Anstrengungen für die Integration. Das passiert nicht von alleine. Aber es ist eine Investition in die Zukunft - von uns selbst, und von den Menschen, die zu uns kommen.
In der Bibel ist immer wieder von Menschen die Rede, die ihre angestammte Heimat verlassen, um anderswo ein neues Leben zu beginnen. Abraham ist auch so einer. Er ist so etwas wie der erste Migrant. Auf Gottes Wort hin hat er an einem neuen Ort ein neues Leben angefangen. Damit wurde er zum Stammvater der biblischen Heilsgeschichte.
Rechtsextremisten wollen uns einreden, jeder Mensch sei mit seiner Geburt an einen Ort gebunden und dürfe dort nicht weg. Die Bibel sagt etwas anderes. Sie zeigt uns: Menschen sind unterwegs - und das mit dem Segen Gottes.