Mittwoch, 15.01.2025: Mit Jesus reden
Gestern Nachmittag ist er mir wieder begegnet: ein Mann mittleren Alters, ein gepflegtes Äußeres, ein fester Schritt. Das Auffällige: Häufig wenn wir uns begegnen, meist im Park oder am Fluss, redet er halblaut vor sich hin. Als ob er mit jemanden spricht, der neben ihm läuft.
Manch ein Passant denkt bestimmt, der führt Selbstgespräche. Oder, womöglich, der ist nicht ganz richtig im Kopf. Aber ich weiß, mit wem er spricht: mit Jesus. Irgendwann, vielleicht bei unserer vierten, fünften Begegnung, fasste ich mir ein Herz und sprach ihn an.
Ich fragte ihn, mit wem er denn redet. Und da sagte er: „Ich rede mit Jesus. Immer, wenn mich etwas stark beschäftigt, rede ich mit Jesus. Manchmal rede ich mehr in Gedanken, manchmal leise, geflüstert, aber hin und wieder auch laut.“
„Und“, fragte ich, „spricht denn Jesus auch mit Ihnen, antwortet er?“ „Naja“, sprach er, „eine direkte Antwort bekomme ich leider nicht. Also, keine Worte, die ich direkt hören kann. Wenn ich mit Jesus rede, spüre ich seine Nähe.
So wie jetzt mit Ihnen hier. Und das gibt mir wertvolle Kraft. Oft fühle ich mich hinterher erleichtert. Das, was mich so beschäftigt hat, ist nicht weg, es ist noch da; aber es ist leichter geworden, es liegt mir nicht mehr so schwer auf der Brust. Dann sage ich: Jesus, danke für deine Hilfe.
Andere gehen zum Therapeuten, ich rede halt mit Jesus.“ Wenn wir uns seither begegnen, so auch gestern wieder, nicken wir uns leicht mit dem Kopf zu und ein wissendes Lächeln huscht über unsere Gesichter - als ob wir ein Geheimnis teilen.
In Jesus ist Gott als Mensch zu uns Menschen gekommen; das haben wir vor drei Wochen an Weihnachten gefeiert. Wenn Gott in Jesus Mensch geworden ist, dann kann ich doch auch mit ihm reden wie mit einem Menschen. Es ist gut, mit Jesus zu reden. Es tut gut, mit Gott zu reden.