Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN | 15. - 20.01.2024
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Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Thomas Przyluski.
Sonnabend, 20.01.2024: Lieber vegetarisch
Der Sonntag steht vor der Tür. Die Großeltern haben die vielköpfige Großfamilie zum Mittagessen eingeladen. Oma ist bekannt und beliebt für ihre Kochkünste. Morgen soll es Rotkohl, Klöße und Rinderrouladen geben.
Helene hat ein Problem damit. Seit acht Monaten verzichtet sie beim Essen auf Fleisch. Die 16jährige ernährt sich vegetarisch. Für Helene ist das keine Frage einer Diät und schon gar kein Modetrend. Sie macht das aus Überzeugung. Helene ist auf eine vegetarische Ernährungsweise umgestiegen, weil sie die Massentierhaltung und die industrielle Fleischproduktion ablehnt. "Mir tun die Tiere leid", sagt sie. "Dafür hat Gott sie doch nicht geschaffen! Sie sind doch Gottes Geschöpfe, genau wie ich. Sie sollen doch nicht sterben, nur damit ich etwas zu essen habe."
Auch der gigantische Bedarf an Wasser und Futtermitteln für die industrielle Tierhaltung beschäftigt sie sehr. Sie sagt: "Wenn unsere Erde lebenswert bleiben soll und wir Gottes wunderbare Schöpfung bewahren wollen, müssen wir unseren Lebensstil ändern, auf einige Dinge verzichten oder eben seltener machen. Fleisch essen zum Beispiel. Ich verzichte lieber gleich ganz drauf."
Wenn Helene an das bevorstehende Mittagessen bei den Großeltern denkt, schlagen zwei Herzen in ihrer Brust: Sie liebt ihre Oma und will sie nicht verletzen, in dem sie das Essen zurückweist. Sie will aber auch in ihrer Haltung konsequent bleiben.
Die Mutter schlägt ihr vor: Besprich doch das mit Oma, rede mit ihr. Sie wird bestimmt Verständnis für dich haben. Und dann gehst du ein paar Stunden vorher hin und ihr kocht gemeinsam; sie das Fleisch und du eine schöne vegetarische Alternative dazu.
Freitag, 19.01.2024: Eigene Schönheit
"Meine Nase sieht richtig schei...". Bevor sie weitersprechen kann, falle ich ihr ins Wort. "Stop! Nicht dieses Wort!" "Jajajaja, aber die Nase ist nun mal wirklich kacke", schimpft sie weiter, "und die blöden Pickel und meine struppigen Haare sowieso." Julia ist 14 und derzeit an kaum einem Tag zufrieden mit ihrem Gesicht und ihrem Körper.
Ich halte ihr einen Zeitungsartikel vor die Nase, den ich zufälligerweise soeben entdeckt habe: "Fast eine halbe Million Menschen", lese ich vor, "unterziehen sich jährlich in Deutschland einer Schönheitsoperation." Sie hübschen da ein wenig auf und bessern dort ein wenig nach. Hier Fett weg, dort ein Polster mehr, die Nase gerichtet, die Falten geglättet. "Brustvergrößerungen, Lidstraffungen, Fettabsaugung - das sind aktuell die Top 3", referiere ich.
Wir diskutieren: Warum fällt es manchen Menschen so schwer, sich so zu akzeptieren wie sie sind? Warum hat das Aussehen einen so hohen Stellenwert? Wo kommt die Sehnsucht nach makelloser Schönheit her?
Eine Schönheitsoperation kommt für Julia nicht in Frage. Das nehme ich erleichtert zur Kenntnis. Sie hilft ihrem vermeintlichen Makel höchstens mit Make-up und Lockenstab nach. Aber sie berichtet vom Freundeskreis, von ihrem Leben in den so genannten sozialen Medien: Immer geht es um Schönsein und Aussehen: die ideale Nase, die dichtesten Augenbrauen, die glattesten gelockten glänzenden Haare. Julia fühlt einen … Druck, auch so auszusehen. Das fremde Bild vergleicht sie mit ihrer eigenen vermeintlichen Unzulänglichkeit.
Wie erleichternd und befreiend muss es aber sein, sich nicht immer mit anderen vergleichen und optimieren zu müssen. Da kann ein mächtiger Druck wegfallen.
Wie schön wäre es, wenn Julia sagen könnte: "Ja, so wie ich bin, bin ich richtig. Nicht alles ist perfekt an mir, aber alles an mir ist echt und natürlich. Danke, guter Gott, dass du mich so wunderbar geschaffen hast, so unverwechselbar. Ich bin ich."