Montag, 10.02.2025: Nie wieder

"Fahrtkartenkontrolle, bitte." Auch wenn die Deutsche Bahn keinen guten Ruf hat, ich fahre oft mit dem Zug. Trotz mancher Verspätung reist man bequem. Angefangen beim Buchen der Tickets im Internet über die Wahl der Platzkarten, bis hin zum Komfort Check-In, mit dem man sich die Ticketkontrolle sparen kann.

Pastor Stephan Ringeis, Senderbeauftragte für die evangelischen Freikirchen 2 min
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gesprochen von Stephan Ringeis

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Mo 10.02.2025 05:45Uhr 02:26 min

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Das funktionierte dummerweise an diesem Tag nicht. Deshalb merkte erst die Zugbegleiterin, dass ich kein gültiges Ticket habe. Ich habe mein Smartphone hingehalten mit der Bahn-App, aber darauf war nur der QR-Code der Hinfahrt zu sehen. Die Rückfahrt fehlte. Unangenehm. "Sie haben kein gültiges Ticket". Die Zugbegleiterin sagte es zum Glück nicht so laut.

Denn etwas peinlich berührt einen das schon. Ich bat um etwas Geduld - "kein Problem, ich komme später noch einmal", hörte ich - irgendwo muss der Fehler liegen. Ich fand sie nicht, die Rückfahrkarte.

Schon 1890 waren in Deutschland Bahnfahrkarten ohne Rückfahrt im Umlauf, wiederholt bis in die Zeit der Naziherrschaft ab 1933. "Freifahrkarte mit Schnellzugbenutzung - gültig ab jeder deutschen Station nach Jerusalem, hin - und nicht wieder zurück, für Juden und Judengenossen aller Länder." Das stand darauf.

Auf dieser niederträchtigen Weise wurde Mitmenschen deutlich gemacht, dass sie nicht gewollt sind. Später in dieser Zeit gab es keine Fahrkarten, aber Güterzüge, nicht nach Jerusalem, sondern in den Tod. Ohne Rückfahrt. Aus bösartigen, Menschen verachtenden Fahrkarten wurde eine brutale Realität.

"Und, gefunden?" Die nette Stimme der Zugbegleiterin unterbrach meine Gedanken. Ich wischte konfus einige Male über mein Smartphone. Irgendwie, ja..., da war sie, die Rückfahrtkarte mit QR-Code. Zack, Lesegerät drauf und schon erledigt. "Gute Reise", sagte sie. Ich machte es mir bequem und sah aus dem Fenster und sagte leise mich hin "Nie wieder".

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Michael Markert

Michael Markert

Geboren am 08.03.1964 in Karl-Marx-Stadt | Studium der Theologie in Leipzig, Erfurt (1983-1989) und Philadelphia (1990-1991) | Pfarrer in der Michaelis-Friedens-Kirchgemeinde Leipzig (1997-2009) | Studienleiter am Pastoralkolleg Meißen (2009-2021) | Rektor im Kirchlichen Fernunterricht (seit 2021) | lebt in Leipzig | verheiratet | drei erwachsene Kinder

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Stephan Ringeis

Stephan Ringeis

geb. 18.09.1962 in Jena | aufgewachsen in Berlin | 1982 bis 1987 Studium der Theologie am Theologischen Seminar der Evangelisch-methodistischen Kirche in Bad Klosterlausnitz | 1987 bis 1990 Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche in Neudorf/Erzgebirge | 1990 bis 1997 Pastor in Wilkau-Haßlau | 1997 bis 2009 Pastor in Zwickau | 2009 bis 2019 Superintendent des Distrikts Zwickau der evangelisch-methodistischen Kirche | 2019 bis 2023 geistliche Begleitung von Gemeinden in Umbruchsituationen | seit 2023 Aufsichtsratsvorsitzender der Agaplesion gAG, einem christlichen Gesundheitskonzern | verheiratet | drei Kinder

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.