Montag, 10.02.2025: Nie wieder
"Fahrtkartenkontrolle, bitte." Auch wenn die Deutsche Bahn keinen guten Ruf hat, ich fahre oft mit dem Zug. Trotz mancher Verspätung reist man bequem. Angefangen beim Buchen der Tickets im Internet über die Wahl der Platzkarten, bis hin zum Komfort Check-In, mit dem man sich die Ticketkontrolle sparen kann.
Das funktionierte dummerweise an diesem Tag nicht. Deshalb merkte erst die Zugbegleiterin, dass ich kein gültiges Ticket habe. Ich habe mein Smartphone hingehalten mit der Bahn-App, aber darauf war nur der QR-Code der Hinfahrt zu sehen. Die Rückfahrt fehlte. Unangenehm. "Sie haben kein gültiges Ticket". Die Zugbegleiterin sagte es zum Glück nicht so laut.
Denn etwas peinlich berührt einen das schon. Ich bat um etwas Geduld - "kein Problem, ich komme später noch einmal", hörte ich - irgendwo muss der Fehler liegen. Ich fand sie nicht, die Rückfahrkarte.
Schon 1890 waren in Deutschland Bahnfahrkarten ohne Rückfahrt im Umlauf, wiederholt bis in die Zeit der Naziherrschaft ab 1933. "Freifahrkarte mit Schnellzugbenutzung - gültig ab jeder deutschen Station nach Jerusalem, hin - und nicht wieder zurück, für Juden und Judengenossen aller Länder." Das stand darauf.
Auf dieser niederträchtigen Weise wurde Mitmenschen deutlich gemacht, dass sie nicht gewollt sind. Später in dieser Zeit gab es keine Fahrkarten, aber Güterzüge, nicht nach Jerusalem, sondern in den Tod. Ohne Rückfahrt. Aus bösartigen, Menschen verachtenden Fahrkarten wurde eine brutale Realität.
"Und, gefunden?" Die nette Stimme der Zugbegleiterin unterbrach meine Gedanken. Ich wischte konfus einige Male über mein Smartphone. Irgendwie, ja..., da war sie, die Rückfahrtkarte mit QR-Code. Zack, Lesegerät drauf und schon erledigt. "Gute Reise", sagte sie. Ich machte es mir bequem und sah aus dem Fenster und sagte leise mich hin "Nie wieder".