Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN | 14.-19.04.2025
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Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Tobias Petzoldt, am Karfreitag Tobias Bilz, am Ostersonntag Guido Erbrich.
Sonnabend, 19.04.2025: Im Garten
Von meinem Wohnzimmerfenster aus schaue ich auf eine Gartenanlage. Dort wird es in den letzten Wochen wieder munter. Die Pächter strömen auf ihre Schollen, am Wochenende wird gewerkelt und die Natur kündet vom Frühling. Knospen und Blüten blühen, die Osterglocken gehören dazu und morgen klingen dann auch die Glocken laut von den Kirchtürmen, weil Ostern ist.
Es ist kein Zufall, dass das Osterfest in dieser Jahreszeit liegt, in der alles Leben neu erwacht. Nach dem grausamen Gedenken des Leidens und Sterbens von Jesus feiern Christen im Frühjahr die Auferstehung und damit der Sieg über den Tod. Das, wovon die biblischen Überlieferungen in großen theologischen Zusammenhängen berichten, geschieht in kleiner Form im heimischen Garten. Und umgekehrt findet sich die Rede vom Garten auch in der Heiligen Schrift.
Denn bereits der Beginn der Passion, also der Leidensgeschichte Jesu, beginnt in einem grünen Gelände mit Namen Gethsemane. Dort, wo es vor unserem Auge frühlingsfrisch und frühblühend zugeht mit Krokus, Narziss und ausgeblasenen Eiern am Apfelbaum, hält Jesus sein letztes Mahl mit seinen Freunden. Sie dösen ein bisschen, träumen vor sich hin und schlafen immer wieder unvermittelt ein.
Darunter ist aber ein Mensch, der nicht mittrinkt und der sich wünscht, dass der Kelch an ihm vorüber gehen möge. Er ist einsam und zu Tode betrübt, weil er hier, zwischen blühenden Pflanzen, weiß, was ihm selbst bald blühen wird. Vielleicht steht in diesem Garten sogar ein frisch geschlagener Baumstumpf, dessen Holz schon weiter verarbeitet wurde zu einem Kreuz. An diesem Kreuz wird grausam die Todesstrafe vollzogen, wir haben in den Kirchen gestern am Karfreitag daran gedacht.
Als Jesu Leichnam vom Kreuz abgenommen wird, ist erneut die Rede von einem Garten. Denn dort befindet sich eine Höhle und da hinein bettet man Jesus schließlich zu seiner letzten Ruhe. Als aber die Trauernden am übernächsten Morgen in diesem Garten ankommen, geschieht Sonderbares: Der schwere Stein vor der Grabeshöhle ist weggerollt, die Gruft leer und der Eine erscheint denen, die an ihn glauben. Zwei Frauen meinen sogar, er sei der Gärtner.
Freitag, 18.04.2025: Das Wort zum Karfreitag
Donnerstag, 17.04.2025: Menschliche Muster
Manche finden, die Kirche und die ihrer Arbeit zugrunde liegenden biblischen Geschichten seien oft weltfremd und aus der Zeit gefallen. Dabei sind die Überlieferungen der Passionszeit alles andere als das. Sie sind voll von allzu menschlichen und hochaktuellen Verhaltensmustern.
So bittet Jesus seine Freunde, in der Nacht seines Verrates mit ihm zu beten und zu wachen. Er tut dies dreimal, und genauso oft schlafen sie wieder ein. Verzweifelt ruft er ihnen zu: „Könnt ihr nicht eine Stunde mit mir wachen?“ Sie blieben dösend, schläfrig und müde und er blieb einsam wachend.
Zum Verrat kam es, weil der Jünger Judas enttäuscht war von seinem Meister. Darum hat er ihn für Geld und gute Worte verkauft und verraten, beim Geld hört die Freundschaft auf. Es heißt, dass ihm dies später so leidtat, dass er sich selbst richtete.
Die Verurteilung Jesu war öffentlich. Das Volk durfte entscheiden und der Richter wusch seine Hände in Unschuld. Schwarmintelligent und manipulierbar riefen die Leute: Ans Kreuz mit Jesus. Alle Gewalt geht vom Volke aus. Volksentscheide sollten darum wohlüberlegt sein.
Später heißt es, dass die Jünger ängstlich waren und sich versteckten. Sie wollten verständlicherweise nicht mit dem Verurteilten in Verbindung gebracht werden. Petrus, der Jesus eben noch mit kraftvollen Worten ewige Treue geschworen hatte, betonte im Angesicht lebensgefährlicher Bedrohung dreimal, dass er mit diesem Jesus nichts zu tun habe.
Im normalen Leben kräht nach einer solchen Begebenheit kein Hahn mehr nach einem solchen Mitarbeiter, doch mit genau diesem Petrus will Jesus sein Reich bauen. Trotz allen Versagens hält Jesus also an seinen Freunden fest. Ein fehlerfreundlicher Gott.
Heute, am Gründonnerstag, gedenken Christen dem letzten Abendmahl. Dabei teilte Jesus sein Brot, teilte Jesus sich mit. Und weil der Mensch nicht vom Brot allein lebt, teilt Jesus weiter aus, teilt Gedanken und Glauben, teilt Angst und Ärger, teilt seine Zeit und einen Wunsch: Dass man bleiben soll, wachsam, betend und beieinander. Ein frommer Wunsch und ein wichtiges Ziel. Aktuell wie nie, damals, jetzt und allezeit.