Montag, 25.09.2023: Verlieren und gewinnen

Unsere jüngste Tochter spielt seit ein paar Monaten Fußball. In einer frisch zusammengestellten Mädchenmannschaft. Da es aber kaum Mädchenmannschaften gibt, treten sie fast immer gegen Jungenmannschaften an. Und da fallen derzeit die allermeisten Tore gegen sie.

Und hier wird es spannend. Denn diese Niederlagen schaffen es mitnichten, dass die Mädchen jedes Mal bedrückt und mit hängenden Köpfen vom Platz gehen. Pustekuchen. Wenn es schon 6 zu 0 für die anderen steht und ein Mädchen schafft es, das erste Tor für ihr Team zu erzielen, wird gejubelt, als ob gerade die Weltmeisterschaft gewonnen wurde. Jede gelungene Aktion wird beklatscht und fröhlich lärmen die Eltern und Geschwister am Spielfeldrand. Der Stimmung auf und am Platz tun die Niederlagen jedenfalls keinen Abbruch. 

Am Ende eines jeden Spieles werden Hände geschüttelt. Und da es bei den Kleinen nach jedem Spiel noch den schönen Brauch des Elfmeterschießens gibt, schießen die Mädchen dann doch noch ein paar Tore.

Nicht, dass die Mädchen nicht gewinnen möchten. Das nun nicht. Aber wenn das nicht klappt, geht die Welt nicht unter – und das ist etwas, was vielen Menschen schwer fällt: Auch mal zweitbeste zu sein. Neidlos einzusehen, dass andere es an diesem Tag besser gemacht haben.

Schnell werden dann die Schuldigen gesucht. Das war gut zu sehen, als unsere Fußballnationalmannschaften in den letzten Monaten verloren. Die Frauen fliegen gegen Südkorea aus der WM, und die Männer werden zu Hause von Japan abgefertigt. Man hätte sich nicht gewundert, wenn Staatstrauer angeordnet worden wäre. Jedenfalls musste der Bundestrainer gehen und Tante Käthe wieder ran.

Ganz anders bei der WM 2014 als die Nationalmannschaft Brasilien mit 7:1 abfertigte und dann den Pokal nach Hause holte. Ein ganzes Land im Siegestaumel. Aber gehört nicht beides zum Spiel? Gewinnen und Verlieren?

Beim Siegen ist der Jubel groß, bei der Niederlage das Geheul. Da fehlt doch was!

Guido Erbrich, Senderbeauftragter der katholischen Kirche beim MDR. 3 min
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3 min

gesprochen von Guido Erbrich

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Mo 25.09.2023 05:45Uhr 02:30 min

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Von den kleinen Mädchen können die großen Profis und ihre Fans jedenfalls eine Menge lernen. Denn richtig verlieren zu können, ist auch ein Sieg – selbst, wenn hier auf eine ganz andere Art gewonnen wird.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Stephan Ringeis

Stephan Ringeis

geb. 18.09.1962 in Jena | aufgewachsen in Berlin | Studium der Theologie am Theologischen Seminar der Evangelisch-methodistischen Kirche in Bad Klosterlausnitz von 1982 bis 1987 | Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche in Neudorf/Erzgebirge 1987 bis 1990 | Pastor in Wilkau-Haßlau 1990 bis 1997 | Pastor in Zwickau von 1997 bis 2009 | Superintendent des Distrikts Zwickau der Evangelisch-methodistischen Kirche 2009 bis 2019 | Pastor im Interimsdienst (Geistliche Begleitung von Gemeinden in Übergangssituationen) | verheiratet | drei Kinder

Kurzbiografie Guido Erbrich | Senderbeauftragter der katholischen Kirche beim MDR

Guido Erbrich | Senderbeauftragter der katholischen Kirche beim MDR

geboren 1964 | Ausbildung zum Tontechniker | Arbeit beim Sender Leipzig | Studium der Theologie und Philosophie in Erfurt, Prag und New Orleans | Seit 1996 Referent im Bistum Dresden-Meißen | Leiter des "Roncalli Hauses" Heim-Volkshochschule und die Erwachsenenbildungsstätte des Bistum Magdeburg | Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim Mitteldeutschen Rundfunk

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.