Donnerstag, 28.09.2023: Der lächelnde Papst

Am 28. September 1978, heute vor 45 Jahren, starb Albino Luciani, besser bekannt als Johannes Paul der I. In die Geschichte ist er als der lächelnde Papst eingegangen. Dabei war er gerade mal 33 Tage in diesem Amt. Um seinen natürlichen Tod rankten sich lange Zeit Legenden und Verschwörungstheorien.

Albino Luciani stammte aus armen Verhältnissen in Norditalien. Sein Vater war Saisonarbeiter, Sozialist und äußerst antiklerikal eingestellt. Seine Mutter war streng katholisch und zog ihn mit seinen drei Geschwistern und zwei Stiefschwestern auf. Über seinen Berufswunsch Priester zu werden war sein Vater nicht sonderlich begeistert. Aber er respektierte ihn. In einem Brief schrieb er seinem Sohn: "Ich hoffe, dass du, wenn du Priester wirst, auf der Seite der Armen stehst, denn Christus war auf ihrer Seite."

Albino wollte Dorfpfarrer werden - das klappte nur aber nur kurz. Schnell machte der pfiffige und kluge Theologe Karriere. Gerade mal zwei Jahre war er Kaplan in seinem Heimatort. Und dann gibt es bei ihm ca. aller zehn Jahre einen gewaltigen Karrieresprung.  Schon als 25 jähriger wurde er Vizerektor eines Priesterseminar, lehrte Dogmatik und promovierte nebenbei zum Doktor der Theologie. Zehn Jahre später wurde er Generalvikar, salopp gesagt Cheforganisator eines Bistums.1958, wieder 10 Jahre später wird er selbst Bischof.1969 wird er dann Patriarch von Venedig. Geht's noch höher? Ja - zehn Jahre später! 1978 wird er nach einem nur eintägigen Konklave zum Papst gewählt. Als Papstnamen wählt er erstmals einen Doppelnamen: Johannes Paul. Als erster Papst der Neuzeit verzichtet er auf die Krönung mit der Papstkrone. In einer seiner wenigen Ansprachen redet er von Gott als Vater, aber noch mehr, sagt er, ist er Mutter ( E' papà; più ancora è madre.)

Guido Erbrich, Senderbeauftragter der katholischen Kirche beim MDR. 3 min
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3 min

gesprochen von Guido Erbrich

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Do 28.09.2023 05:45Uhr 02:43 min

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Durch sein freundliches Auftreten gewinnt er schnell Sympathien. Als er plötzlich an einem Herzinfarkt stirbt kommen Gerüchte hoch. Johannes Paul I. sei vergiftet worden, weil er korrupte Machenschaften aufdecken wollte. Seriöse Historiker mochten diesen Gerüchten allerdings nicht folgen. Vieles spricht dafür, dass Lucianis Konstitution den Herausforderungen des Amtes einfach nicht gewachsen war. Sein Privatsekretär sagte es so: "Er ist zusammengebrochen unter einer Bürde, die zu groß war für seine schmalen Schultern."

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Stephan Ringeis

Stephan Ringeis

geb. 18.09.1962 in Jena | aufgewachsen in Berlin | Studium der Theologie am Theologischen Seminar der Evangelisch-methodistischen Kirche in Bad Klosterlausnitz von 1982 bis 1987 | Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche in Neudorf/Erzgebirge 1987 bis 1990 | Pastor in Wilkau-Haßlau 1990 bis 1997 | Pastor in Zwickau von 1997 bis 2009 | Superintendent des Distrikts Zwickau der Evangelisch-methodistischen Kirche 2009 bis 2019 | Pastor im Interimsdienst (Geistliche Begleitung von Gemeinden in Übergangssituationen) | verheiratet | drei Kinder

Kurzbiografie Guido Erbrich | Senderbeauftragter der katholischen Kirche beim MDR

Guido Erbrich | Senderbeauftragter der katholischen Kirche beim MDR

geboren 1964 | Ausbildung zum Tontechniker | Arbeit beim Sender Leipzig | Studium der Theologie und Philosophie in Erfurt, Prag und New Orleans | Seit 1996 Referent im Bistum Dresden-Meißen | Leiter des "Roncalli Hauses" Heim-Volkshochschule und die Erwachsenenbildungsstätte des Bistum Magdeburg | Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim Mitteldeutschen Rundfunk

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.