Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN | 11. - 17.09.2023
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Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Stephan Ringeis, am Sonntag Daniel Schmidt.
Sonntag, 17.09.2023: Lass fahren dahin...
Sonnabend, 16.09.2023: Interesse
Vor einem Restaurant bei Schwarzenberg nahm ich eine schwarze Kreidetafel in den Blick. Normalerweise stehen auf diesen Schildern besondere Empfehlungen oder Tagesgerichte. In diesem Fall konnte ich eine Empfehlung für den Alltag lesen. In schöner Kreideschrift war geschrieben: "Es geht nicht darum, jemanden zu fragen, wie es ihm geht. Es geht darum, zuzuhören, wenn derjenige antwortet."
Der das Schild beschriftet hat, hat offensichtlich im täglichen Gastbetrieb eine leider typisch menschliche Verhaltensweise wahrgenommen: das oberflächliche Interesse. Die Höflichkeitsfloskel. Jemand kommt rein, grüßt lässig mit der Hand, sagt "Wie geht's? Gut? - Sieht man ja" und bevor der Wirt antworten kann, geht der Gast schon an seinen Tisch. Als sei es damit getan. Vollkommenes Desinteresse an der Antwort. Vielleicht ging es dem Wirt nicht gut. Dann wäre es besser gewesen, zu schweigen. Auf der anderen Seite stelle ich mir den Wirt vor, der sich am späten Abend am Tresen noch allerhand anhören muss. Wenn jemand beim Bier erzählt, wie es ihm geht. Dann ist zuhören gefragt. Einfach zuhören. Ich glaube, es kommt schon auch darauf an, jemanden zu fragen, wie es geht. Aber dann muss ich auch zuhören können. Zeit haben. Und womöglich darauf gefasst sein, von Enttäuschungen, Wunden und Sorgen zu hören, nicht nur einfach gute Geschichten.
Für mich ist Gott so ein gastfreundlicher Wirt. Er hört mir unendlich geduldig zu. Und sein Interesse an mir ist nicht oberflächlich. Er will wirklich wissen, wie es mir geht. Und ich habe schon manchmal gedacht, ich müsste Gott mal fragen, wie es ihm eigentlich geht.
Freitag, 15.09.2023: Lindigkeit
Manchmal können Menschen schon aneinander verzweifeln. So muss es jemand gegangen sein, der an sein Gartentor ein ganz besonderes Schild hängte. Auf diesem Schild war zu lesen "Das ist eine Ausfahrt. Auch für die Dümmsten."
Offensichtlich wurde seine Ausfahrt immer wieder mit Autos zugeparkt. Für ihn vollkommen unverständlich, denn "Das sieht doch der Dümmste", dass hier eine Ausfahrt ist. Nein, es sahen wiederholt viele nicht und es war für einen Unbeteiligten auch nicht unbedingt auf den ersten Blick zu erkennen, zumal auf der Straße und auch im betreffenden Grundstück gebaut wurde. Eine etwas unübersichtliche Lage.
Da spielen menschliche Augen schon einmal verrückt und sie sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Deshalb gibt es auch überall die genormten Schilder: Einfahrt oder Ausfahrt freihalten. So ein Schild hätte es ja auch getan. Aber nun lese ich "Das ist eine Ausfahrt. Auch für die Dümmsten." Regt das nun zum Schmunzeln an oder bin ich verärgert.
Ich fuhr mit dem Fahrrad vorbei, war also unschuldig. Aber ich fragte mich, wie wohl die Beteiligten reagieren. Wer lässt sich gern als "dumm" bezeichnen. "Das kann ja wohl nicht wahr sein." - "Was denkt der oder die sich? Sollte seine Einfahrt erstmal richtig markieren." Was unbeteiligte zum Schmunzeln anregt, kann hier Falschparker richtig treffen.
Es gibt unzählige solche Situationen im Alltag. Ärgern oder einfach Schmunzeln. Ich empfehle "schmunzeln". Das Schild ist ja auch ein bisschen witzig. Und manchmal stelle ich mich ja auch dumm an. Dann ist es gut, auch über sich selbst zu lachen und manches Wort - oder Schild - nicht auf die berühmte Goldwaage zu legen.
Die Bibel nennt das übrigens an einer Stelle "Lindigkeit", ein schönes Wort, er klingt weich und ist das Gegenteil von hartherzig, gegen andere und sich selbst.