Freitag, 29.09.2023: Richtig ärgern

Ein hoffnungslos zerstrittenes Ehepaar kommt zur Eheberatung. "Egal, was passiert, es dauert nicht lange und wir streiten uns. Und dann zanken wir uns so lange, bis wir uns für Wochen nichts mehr zu sagen haben" - klagen sie verzweifelt. Der Eheberater hört aufmerksam zu, überlegt eine Weile, dann macht er einen ungewöhnlichen Vorschlag: "Wissen sie was, wenn sie das nächste Mal streiten wollen, gehen sie bitte ins Schlafzimmer. Dort stellen sie sich an ihrem Bett gegenüber auf, ziehen die Hauslatschen aus und stellen jeweils einen Fuß aufs Kissen. Erst dann legen sie bitte mit dem Streiten los. Streiten sie nach Herzenslust! Aber bleiben sie, wo sie stehen."

Guido Erbrich, Senderbeauftragter der katholischen Kirche beim MDR. 2 min
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gesprochen von Guido Erbrich

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Fr 29.09.2023 05:45Uhr 02:27 min

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Das Paar ist überrascht, aber es willigt ein und versucht es. Als sie nach ein paar Wochen wieder in die Eheberatung kommen, will der Eheberater natürlich wissen, wie es geklappt hat. "Ach", sagen die beiden, “so richtig gestritten haben wir uns gar nicht mehr. Immer, wenn wir ins Schlafzimmer gingen und den Fuß aufs Bett stellten, mussten wir so übereinander lachen, das der Frust verflogen war.“ Und dann konnten wir uns ganz gut über unsere Probleme unterhalten.

Ein tolles Rezept: Einfach mal zum Ärgerabbau einen anderen Blickwinkel einnehmen. Bei all den Konflikten unserer heutigen Welt, ob in Familien, unter Kollegen, Nachbarn und zwischen Nationen wünsche ich mir mal eine Besinnungspause mit Überraschungen - und eine Änderung der Spielregeln.

Dazu gehört, sich selbst nicht zum Maßstab aller Dinge zu machen. Auch andere Standpunkte zu hören und zuzulassen. Sich nicht auf jedes Streitross setzen. Einfach mal innehalten, kurz Luftholen und überlegen, ob der Streit sich lohnt. Wenn er sich wirklich lohnt, nur zu. Meistens ist das aber gar nicht der Fall. Also Tempo raus und mit anderen Augen sehen und anderen Ohren hören. Dabei muss man die Probleme nicht runterschlucken - aber offen sein für Lösungen sein und Kompromisse. 

Ich ahne, das ist schwerer als man denkt. Was nicht heißt, das man es nicht wenigstens mal versuchen soll. Ich wünsche Ihnen einen friedvollen Tag.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Stephan Ringeis

Stephan Ringeis

geb. 18.09.1962 in Jena | aufgewachsen in Berlin | Studium der Theologie am Theologischen Seminar der Evangelisch-methodistischen Kirche in Bad Klosterlausnitz von 1982 bis 1987 | Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche in Neudorf/Erzgebirge 1987 bis 1990 | Pastor in Wilkau-Haßlau 1990 bis 1997 | Pastor in Zwickau von 1997 bis 2009 | Superintendent des Distrikts Zwickau der Evangelisch-methodistischen Kirche 2009 bis 2019 | Pastor im Interimsdienst (Geistliche Begleitung von Gemeinden in Übergangssituationen) | verheiratet | drei Kinder

Kurzbiografie Guido Erbrich | Senderbeauftragter der katholischen Kirche beim MDR

Guido Erbrich | Senderbeauftragter der katholischen Kirche beim MDR

geboren 1964 | Ausbildung zum Tontechniker | Arbeit beim Sender Leipzig | Studium der Theologie und Philosophie in Erfurt, Prag und New Orleans | Seit 1996 Referent im Bistum Dresden-Meißen | Leiter des "Roncalli Hauses" Heim-Volkshochschule und die Erwachsenenbildungsstätte des Bistum Magdeburg | Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim Mitteldeutschen Rundfunk

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.