Dienstag, 26.09.2023: 50 Jahre fairer Kaffee
Die Finnen sind darin Weltmeister. Und auch wir in Deutschland sind in dieser Disziplin gar nicht so schlecht. Kaffeetrinken. Uns Sachsen hat man dafür einen Spitznamen verpasst: Kaffee Sachsen. Und unser Größter (vergessen wir hier mal das er aus Thüringen kommt) Johann Sebastian Bach hat sogar eine Kaffeekantate geschrieben. Und ich gehe jede Wette ein, dass jetzt, wo diese Sendung läuft, in tausenden Küchen die Kaffeemaschine blubbert und vielen Räumen ein zart duftendes, wachmachendes Aroma verleiht.
Es ist fünfzig Jahre her, da wurde das erste Mal in Deuschland ein ganz besonderer Kaffee verkauft. Fair gehandelter Kaffee, der damals "Indio-Kaffee" genannt wurde. Die Idee hatte ein Bildungsreferent von Misereor, dem katholischen Werk für Entwicklungszusammenarbeit. Er fragte sich: Warum muss Kaffee immer über eine Vielzahl von Zwischenhändlern gehen, die alle etwas verdienen wollen? In der Regel, und das ist leider bis heute so, verdienen vor allem Händler und Zwischenhändler an dem Produkt. Die Produzenten, also die Bäuerinnen und Bauern, die den Kaffee anbauen, verdienen fast nicht. Der hohe Gewinn, den viele Kaffeeproduzenten machen, die keine fairen Preise zahlen, verdanken sie der Ausbeutung von Menschen, die am Anfang der Lieferkette stehen. Hinter dem fair gehandelten Kaffee steckt dagegen von Anfang an eine andere Idee: Die Erzeuger sollen auf "ehrliche Weise" entlohnt werden. Das heißt schlicht, der Preis muss reichen, dass Bäuerinnen und Bauern nicht nur ihre Kosten decken und ihre Familien ernähren, sondern auch in eine nachhaltige Zukunft investieren können.
Die kirchlichen Hilfswerke fördern seitdem diese Idee und längst sind sie nicht mehr allein damit. Dabei wurde der fair gehandelte Kaffee zum guten Beispiel auch für andere Waren und Produkte. So dauerte es nicht lange und es entstanden nach und nach immer mehr "Weltläden" - die neben Kaffee eine Vielzahl weiterer Produkte verkaufen, natürlich ebenfalls zu fairen Preisen. Mittlerweile ist fair gehandelter Kaffee ein weithin bekanntes Produkt, das auch in die meisten Supermärkte Einzug gehalten hat,
Bei aller Freude darüber, ist die Bilanz nach 50 Jahren trotzdem gemischt. Immer noch hat fairer Kaffee in Deutschland einen Marktanteil von lediglich rund sechs Prozent. In der Schweiz sind es zum Beispiel fast 16. Lassen Sie sich Ihren Kaffee schmecken, und glauben sie mir, wenn er fair daher kommt, schmeckt er mindestens doppelt so gut. Nämlich Ihnen und den Menschen, die ihn angebaut haben.
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