Dienstag, 26.11.2024: Gott, der Vater (I)
Welche Beziehung haben oder hatten Sie zu Ihren Eltern? Das Verhältnis von Eltern zu ihren Kindern ist wohl mit das intensivste, das Menschen miteinander haben können. Auch mit dem Ehepartner kann die Beziehung sehr intensiv sein. Dennoch gibt es immer wieder viele Ehen und Partnerschaften, die auch wieder auseinandergehen. Die Beziehung von Eltern zu ihren Kindern ist von anderer Natur. Auch dort gibt es mitunter Krisen, Streit, Zerwürfnisse. Aber dennoch bleibt das eigene Kind das eigene Kind - egal, was es getan hat.
Eltern lieben ihre Kinder bedingungslos. Wie auch sonst? Das neugeborene Kind kann ja selbst gar nichts leisten, um sich die Liebe der Eltern zu verdienen. Die elterliche Zuwendung ist also so etwas wie ein gewaltiger Vorschuss an Liebe und Vertrauen, der selbst dann noch anhält, wenn das Kind eine Trotzphase durchmacht oder in der Pubertät schwierig wird. Das gilt auch dann noch, wenn die Jugendliche ihre Autonomie und Selbständigkeit erkämpft, möglicherweise die Lehre vergeigt, und nur schwer auf eigene Füße kommt. Selbst Senioren verteidigen wacker den Termin im Kalender, an dem die Kinder zu Besuch kommen.
All dies schwingt mit, wenn Christen im Glaubensbekenntnis davon sprechen: "Ich glaube an Gott, den Vater". Diese vorauslaufende und unerschütterliche Liebe von Eltern zu ihren Kindern ist ein starkes Bild für das Verhältnis von Gott zu den Menschen. Man könnte auch formulieren: "Ich glaube an Gott, der wie Vater und Mutter für mich ist". Es geht nicht darum, Gott ein menschliches Geschlecht zuzuweisen. Es geht um diese Beziehung von Eltern zu ihren Kindern, die geprägt ist von starker unerschütterlicher Liebe ohne Vorbedingungen.
Können Sie sich vorstellen, welche Freude es alten Eltern machen kann, wenn die Tochter oder der Sohn, der viele Jahre nichts hat von sich hören lassen, anruft und einen Besuch ankündigt? Ob es bei Gott auch so ist, wenn Menschen beginnen, nach ihrem Schöpfer zu fragen?