Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN | 04. - 10.11.2024
Hauptinhalt
Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Katrin Hutzschenreuter, am Sonntag Guido Erbrich.
Sonnabend, 09.11.2024: Schuhe aus!
Wenn ich nach Hause komme, ziehe ich als erstes die Schuhe aus. Nicht nur, weil ich den Straßenschmutz nicht ins Haus tragen möchte, sondern weil ich dann weiß, jetzt bin ich zu Hause. Mit den Schuhen lege ich auch etwas davon ab, was ich bis zur Haustür getragen habe. Auf Socken bin ich viel leiser unterwegs und kann den Boden unter meinen Füßen besser spüren. Ich bin aber auch verletzlicher und weiß - ohne Schuhe ist kein großer Auftritt drin.
In der Bibel gibt es auch eine Stelle, in der sich jemand die Schuhe auszieht. Mitten in der Wüste, an einem brennenden Dornbusch. Mose hütet gerade Schafe und Ziegen, als Gott zu ihm sagt: "Zieh' deine Schuhe aus". Die Begründung schiebt er gleich hinterher: "Der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden". Heiliger Boden. Für Mose ist das jede Menge heißer Sand, vermutlich auch Steinchen und Dornen. Doch davon lässt sich Mose nicht abhalten. Er zieht die Schuhe aus und unterhält sich mit Gott. Die Steppe wird zu dem Ort, wo er Gott begegnet.
Heilige Böden gibt es auch heute noch. Christliche Meditationsräume werden meist ohne Schuhe betreten, auch muslimische Gebetshäuser und Moscheen. Die Menschen bücken sich, um ihre Schuhe auszuziehen. Sie machen sich bereit, darauf zu hören, was Gott ihnen zu sagen hat.
Heilige Böden gibt es auch darüber hinaus. Für mich gehören dazu Orte, die mich aus meinem Alltag herausholen, Orte, an denen ich zur Ruhe komme, an denen mein Herz vor Freude hüpft oder an denen ich einfach sein kann, wie ich bin. Das kann bei mir zu Hause am Schreibtisch sein, draußen in der Natur oder in einer Kirche. Entscheidend ist, dass ich für einen Moment ablege, was mich von mir selbst wegbringt, und dass ich bereit bin, mich von Gott überraschen zu lassen.
"Zieh deine Schuhe aus! Denn wo du stehst, ist heiliger Boden." Mich inspiriert der Satz, immer wieder heiligen Boden zu entdecken, im Alltag, im Urlaub. Barfuß oder mit Schuhen.
Freitag, 08.11.2024: Kirche unter freiem Himmel
In der niederländischen Stadt Utrecht gibt es eine Kirche mit einer langen und wechselvollen Geschichte. Sie wurde vom Friesen-Missionar Willibrord als Martinskirche gestiftet. Mehrmals brannte sie ab und wurde wieder aufgebaut. Als gotische Kathedrale hat sie nur ein paar Jahrhunderte ausgehalten.
Schließlich brachte vor 350 Jahren ein gewaltiger Sturm das Langhaus zum Einsturz. Für den Wiederaufbau gab es kein Geld mehr. So steht da bis heute der Turm mit seinen fünfzehn Glocken, die funktionieren. Dann liegt da der Domplatz und schließlich mit einer provisorischen Außenwand der Rest vom Dom aus Querschiff und Chorraum mit Altar und Kapellen.
Für mich ist das ein sehr symbolträchtiger Anblick und ein Sinnbild für Kirche in unserer Zeit. Turm und Glocken sind da, Kirche ist weithin sichtbar und hörbar. Manche Zeitgenossen beschweren sich ja über den "Lärm" der Glocken. Ebenfalls vorhanden ist der Raum für die Geistlichen, die die Gottesdienstfeiern leiten. Was fehlt, ist der Hauptraum, der Ort, wo die Gläubigen versammelt sind, um Gottesdienst zu feiern.
Da liegt in Utrecht eine freie Fläche unter Sonne und Regen, Wind und Schnee. So erinnert und mahnt der St-Martins-Dom, dass Kirche anders sein soll. Kirche soll einladen und Raum bieten und Heimat sein für Menschen.
Auch ohne große Kirchenbauten kann der Glaube ein Zuhause sein für Menschen, die für sich selbst einen guten Weg suchen und für andere Menschen da sind. Das, finde ich, soll die Kirche auch weiter tun: die Botschaft sichtbar und hörbar machen. Hörende, Fragende, Suchende und Glaubende können sich überall versammeln - im Zweifel auch gern unter freiem Himmel wie in Utrecht.
Donnerstag, 07.11.2024: Tischgemeinschaft
Wenn Sie jetzt gerade beim Frühstück sitzen, dann lassen Sie es sich schmecken! Essen und Trinken hält schließlich Leib und Seele zusammen. Ein altes, aber immer noch zutreffendes Sprichwort. Mit Freunden zusammensitzen, leckeres Essen kochen und gemeinsam verspeisen, das tut meinem Körper und meiner Seele gut.
Das Ganze lässt sich auch wissenschaftlich untermauern: Die Nahrung liefert Energie, Nährstoffe und Flüssigkeit. Sie ist eine Voraussetzung für`s Überleben. Liebevoll zubereitetes Essen spricht alle Sinne an. Viele Kindheitserinnerungen sind mit Essen verknüpft. Vielleicht denken Sie gerade an die Kohlrouladen, die Ihnen Ihre Großmutter zubereitet hat, wenn Sie sie in den Ferien besucht haben. Oder Sie erinnern sich an das gemeinsame Eis essen mit der ganzen Familie als Tradition am Zeugnistag.
Für mich sind gemeinsame Mahlzeiten bis heute ein Ort für lustige und ernste Gespräche und für ein Miteinander.
Kein Wunder, dass Essen auch in den Religionen eine zentrale Rolle spielt. Nicht umsonst setzt auch das Christentum eine Mahlzeit in ihr Zentrum - das letzte Abendmahl. Kurz vor seinem Tod isst und trinkt Jesus mit seinen engsten Freunden. Dieses Mahl macht bis heute deutlich, wie menschliches Leben gelingen kann. Sich an einen Tisch setzen, miteinander reden und anderen zuhören. Lebensnotwendiges teilen, Erinnerungen schaffen, aneinander denken. Essen und Trinken hält auch hier Leib und Seele zusammen.
Wenn in den Gottesdiensten die Menschen miteinander Abendmahl feiern, dann tun sie das in Erinnerung an dieses letzte Abendmahl. Es verbindet sie mit den Menschen, mit denen sie es feiern, aber auch mit Jeus und den ersten Jüngern und allen anderen, die sich auf der Welt im Namen Jesu versammeln.