Mittwoch, 27.11.2024: Gott der Vater (II)

Es gibt im Islam die Rede von 99 Namen Gottes. Darunter sind viele schöne und ehrenvolle Beschreibungen: Der Erbarmer, der Barmherzige, der Heilige, der Frieden, der Gerechte, der Allwissende und viele weitere. Viele dieser Namen Gottes können auch aus christlicher Sicht als passende Beschreibungen für das Wesen Gottes angesehen werden.

Es gibt aber eine Bezeichnung für Gott, die es so nur im Christentum gibt und nicht im Islam. Das ist die Anrede Gottes als "Vater". Eine solche Bezeichnung würde aus islamischer Sicht den großen und erhabenen Gott viel zu sehr auf die Seite des Irdischen ziehen. Aber genau darum geht es im Christentum.

Harald Lamprecht, 2009 2 min
Bildrechte: picture alliance/dpa | Karlheinz Schindler
2 min

gesprochen von Dr. Harald Lamprecht

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Mi 27.11.2024 05:45Uhr 02:29 min

Audio herunterladen [MP3 | 2,3 MB | 128 kbit/s] Audio herunterladen [MP4 | 4,6 MB | AAC | 256 kbit/s] https://www.mdr.de/sachsenradio/podcast/wort/audio-2797288.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Jesus selbst hat diese Anrede intensiv gebraucht. In der Bibel finden wir ein geradezu inniges Verhältnis beschrieben. Die von Jesus gebrauchte Form des aramäischen Wortes "Abba" für Vater, könnte man auch mit "Papa" übersetzen. Darin wird ein sehr naher Umgang ausgedrückt, der von einem tiefen Vertrauen geprägt ist.

Gott erscheint hier nicht als der übermächtige und strafende Gott, nicht als der unnahbare und heilige, sondern als der liebende, barmherzige, gnädige und den Menschen zugewandte Gott.

Theologische Untersuchungen haben gezeigt, dass dieses Wort "Abba" aber keine kindliche Lallform darstellt, wie man vielleicht denken könnte. Diese Anrede Gottes als "Vater" galt auch keineswegs nur speziell und exklusiv für Jesus. Es wäre ja naheliegend, dass er als Sohn Gottes das speziell für sich hätte.

Aber nein - so ist es nicht. Dieses neue vertraute Gottesverhältnis soll für alle Christen gelten. Jesus spricht es vielfach an: Euer Vater im Himmel, weiß was ihr braucht. Jesus lehrte seine Jünger - und damit alle Christen - zu beten: "Vater unser im Himmel".

So können auch wir zu Gott beten in der Gewissheit, dass alle Menschen Gottes Kinder sind. Deshalb können auch wir ihn "Vater" nennen, weil Gott seine Kinder liebt.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Holger Treutmann

Holger Treutmann

1963 in Springe bei Hannover geboren | verheiratet | 2 Kinder | Studium in Bethel, Göttingen, Berlin | 1989 1. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover | 1989-1993 Pharmareferent bei Astra-Chemicals Wedel/Hamburg | 1993-1995 Vikariat in Bröckel bei Celle | 1995 2. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannover | 1995 Wechsel in die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen | 1995-1999 Pfarrer in Eibenberg-Kemtau und Chemnitz-Reichenhain | 1999-2005 Pfarrer in St.-Pauli-Kreuz-Gemeinde Chemnitz | 2006 - Januar 2016 Pfarrer der Frauenkirche in Dresden | Ehrenamtlicher Mitarbeiter der Notfallseelsorge Dresden | seit Februar 2016 Senderbeauftragter der Ev. Kirchen beim MDR und Rundfunkbeauftragter der Ev.-Lutherischen Landeskirche Sachsens

Kurzbiografie Dr. Harald Lamprecht

Dr. Harald Lamprecht

geboren 1970 in Dresden | verheiratet, drei Kinder | 1990 Theologiestudium in Leipzig, Göttingen und Halle | 1996 Wiss. Mitarbeiter am Institut für Ökumenik, Konfessionskunde und Religionswissenschaft der Theologischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg | 1999 Beauftragter für Weltanschauungs- und Sektenfragen der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens und Geschäftsführer des Evangelischen Bundes, Landesverband Sachsen

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.