Mittwoch, 27.11.2024: Gott der Vater (II)
Es gibt im Islam die Rede von 99 Namen Gottes. Darunter sind viele schöne und ehrenvolle Beschreibungen: Der Erbarmer, der Barmherzige, der Heilige, der Frieden, der Gerechte, der Allwissende und viele weitere. Viele dieser Namen Gottes können auch aus christlicher Sicht als passende Beschreibungen für das Wesen Gottes angesehen werden.
Es gibt aber eine Bezeichnung für Gott, die es so nur im Christentum gibt und nicht im Islam. Das ist die Anrede Gottes als "Vater". Eine solche Bezeichnung würde aus islamischer Sicht den großen und erhabenen Gott viel zu sehr auf die Seite des Irdischen ziehen. Aber genau darum geht es im Christentum.
Jesus selbst hat diese Anrede intensiv gebraucht. In der Bibel finden wir ein geradezu inniges Verhältnis beschrieben. Die von Jesus gebrauchte Form des aramäischen Wortes "Abba" für Vater, könnte man auch mit "Papa" übersetzen. Darin wird ein sehr naher Umgang ausgedrückt, der von einem tiefen Vertrauen geprägt ist.
Gott erscheint hier nicht als der übermächtige und strafende Gott, nicht als der unnahbare und heilige, sondern als der liebende, barmherzige, gnädige und den Menschen zugewandte Gott.
Theologische Untersuchungen haben gezeigt, dass dieses Wort "Abba" aber keine kindliche Lallform darstellt, wie man vielleicht denken könnte. Diese Anrede Gottes als "Vater" galt auch keineswegs nur speziell und exklusiv für Jesus. Es wäre ja naheliegend, dass er als Sohn Gottes das speziell für sich hätte.
Aber nein - so ist es nicht. Dieses neue vertraute Gottesverhältnis soll für alle Christen gelten. Jesus spricht es vielfach an: Euer Vater im Himmel, weiß was ihr braucht. Jesus lehrte seine Jünger - und damit alle Christen - zu beten: "Vater unser im Himmel".
So können auch wir zu Gott beten in der Gewissheit, dass alle Menschen Gottes Kinder sind. Deshalb können auch wir ihn "Vater" nennen, weil Gott seine Kinder liebt.