Dienstag, 25.07.2023: Kreative Momente

"Ich seh' etwas, was du nicht siehst. Und das sieht gelb aus." Die Kinder hinten im Auto machen das Beste aus ihrer Langeweile. Hochkonzentriert sehen sie auf die vorbei zischende Landschaft. Einer pickt sich einen markanten Punkt heraus. Ein Schild, ein Dach am Horizont, ein Auto, das vorausfährt. Dann sagt er oder sie den Spruch auf. Anschließend geht es um Tempo. Ist es dies oder das oder etwas ganz dort hinten. Die Kinder sprechen so schnell sie können. Sie wollen unbedingt den richtigen Gegenstand benennen, bevor er vorbeigerast ist. Sind dicht dran an dem, was sie tun. Hochkonzentriert gehen sie ganz in diesem Moment auf. Sie sind was sie tun und sie tun, was sie sind. Das Zeitgefühl verändert sich. Es gibt nur noch das Hier und Jetzt. Die Kinder sind im Fluss, im Flow, wie man heute sagt.

Diese Erfahrung ist kein Privileg der Kindheit. Sie gibt es auch beim Lernen, beim Arbeiten, beim Reden. Dann entstehen mit großer Leichtigkeit die besten Ergebnisse. Künstlerinnen und Erfinder haben in solchen Momenten ihre kreativen Eingebungen. Sie würden anschließend sagen: bisher unbekannte Möglichkeiten in mir haben sich gezeigt. Ich habe mich konzentriert und hart gearbeitet, aber es bleibt das Gefühl, mir ist auch etwas zugeflogen.

Lüder Laskowski 3 min
Bildrechte: Lüder Laskowski
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gesprochen von Lüder Laskowski

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Di 25.07.2023 05:45Uhr 02:41 min

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Mir kommt ein Gedanke des christlichen Denkers Meister Eckardt in den Sinn. Der war Ende des 13. Jahrhunderts Mönch in Erfurt. Für ihn war ein kreatives Ereignis, eine wahre Erkenntnis kein Schritt ins Unbekannte, sondern ein Wiedererkennen. Er sagte: „Die Leute brauchten nicht soviel nachzudenken, was sie tun sollten; sie sollten vielmehr bedenken, was sie seien.“ Bevor wir denken sind wir schon. Als Kinder Gottes tragen wir ein Bild des Vaters in uns. Es ist ein meist verborgener Teil von uns. Nach ihm sehnen wir uns ein Leben lang zurück. Wer im Flow ist, der findet dazu Zugang. Tun und Denken und Sein verschmelzen. Das sind wunderbare Momente.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Pfarrer Dr. Andreas Martin

Pfarrer Dr. Andreas Martin

geboren am 2. Juli 1957 in Greiz | erlernter Beruf: Bautischler | Studium "Mathematische Methoden und Datenverarbeitung in der Wirtschaft" | 1985 Abschluss als Diplomwirtschafter | 1998 Magisterstudium "Katholische und evangelische Theologie und Philosophie | von 2004-2006 Mitarbeiter im "St. Benno Verlag" | parallel Dissertation an der TU Dresden, Religionsphilosophie | ab Oktober 2006 Diplomstudien-Tagung Katholische Theologie und Dissertation im Fach Theologie an der Universität Erfurt | 2009 Diakonweihe und Dienst in Radebeul | 2010 Promotion zum Dr. theol. | 2010 bis 2015 Pfarrer in Altenburg/Thüringen | 2016-2020 Pfarrer in Markkleeberg und Leipzig | seit Oktober 2020 Caritasrektor des Bistums, er ist zuständig für die geistliche Begleitung und religiöse Weiterbildung von Mitarbeitern der Diözesancaritas | zudem priesterliche Dienste in der Pfarrei Meißen.

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Lüder Laskowski

Lüder Laskowski

geboren 1973 in Dresden und dort aufgewachsen I 1992 Abitur I 1992 - 1995 Ausbildung zum Steinmetz/Steinbildhauer bei den Sächsischen Sandsteinwerken Pirna I 1995/96 Zivildienst im Landesjugendpfarramt Sachsen / Behindertenarbeit I 1996 bis 2004 Studium der ev. Theologie in Leipzig und Berlin I 2004 - 2007 Geschäftsführer einer Unternehmensberatung im Kulturbereich in Dresden I 2007 - 2009 Vikariat an der Lutherkirche Radebeul I 2009 - 2019 Pfarrer Kirchgemeinde Großschirma / Freiberger Dom / Studierendenpfarrer Bergakademie Freiberg I seit 2019 Projektpfarrstelle "Kirchliche Arbeit in neuen Stadtquartieren" beim Kirchenbezirk Leipzig

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.