Donnerstag, 05.09.2024: Wunderbare Erkenntnis
Endlose Ferne und geheimnisvolles Licht. Bildausschnitte die den Betrachter in die Weite ziehen. Szenen die tief in die Seele hineinwirken. Dem Sog der Bilder kann der Zuschauer sich kaum entziehen. Mit den dargestellten Personen teilen wir oft die gleiche Blickrichtung und die Frage, was gibt es noch zu sehen? Mit dem "Wanderer über dem Nebelmeer" und "Dem Mönch am Meer" finden wir uns dem Unendlichen gegenüber.
Wie kaum ein anderer Maler nimmt uns Capar David Friedrich mit hinein in die Begegnung mit dem Unendlichen, der Unverfügbarkeit und der religiösen Suche. Stellt Gefühle von Einsamkeit, Machtlosigkeit, Trost und Hoffnung vor Augen. Seine Darstellungen berühren im Innern, wenn man sich auf sie einlässt. Heute vor 350 Jahren wurde Caspar David Friedrich in Greifswald geboren. Sein eigenes Erleben, Sorgen, Ängstigen, Glauben und Hoffen setzt er ins Bild und nimmt uns mit hinein in diese Verarbeitung.
Könnten die Protagonisten der Bilder sprechen, würden sie sich vielleicht der Worte des Ps. 139 bedienen: "Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten. Spräche ich: Finsternis möge mich decken und Nacht statt Licht um mich sein -, so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir, und die Nacht leuchtete wie der Tag. Finsternis ist wie das Licht. Wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele." (Ps 139)
Friedrichs Bilder führen in die Tiefe und darüber hinaus. Wie der Wanderer über dem Nebelmeer kann der Betrachter ehrfürchtig staunen und seinen Blick über die wunderbaren Werke der Schöpfung hinaus hoffend, weit schweifen lassen.