Mittwoch, 09.04.2025: Liebe und Abendbrot
Ich sitze am Schreibtisch und bin einigermaßen verzweifelt. Mir fällt nichts ein. Manchmal ist das so, da wollen die Ideen einfach nicht kommen. Dabei muss meine Predigt für Sonntag fertig werden und ich hab auch noch andere Sachen zu tun. Mir fällt weiter nichts ein, ich lege den Kopf in die Hände und seufze.
Da klingelt es. Draußen steht eine Frau aus unserer Gemeinde. Sie strahlt mich an und hält mir zwei große Platten hin: "Guck mal, das war bei uns übrig. Hier für euch, da habt ihr gleich ein Abendbrot!" Auf den Platten leuchtet mir ein freundliches Essen entgegen: weiß-gelbe Eihälften mit grünen dicken Schnittlauchröllchen garniert, rote Cocktailtomaten, rosa Wurstschnittchen, weiße Radieschenscheiben und Gurken. Es ist herrlich.
Ich bedanke mich herzlich, nehme die Platten entgegen und gehe wieder an meinen Schreibtisch. Plötzlich kommt die Kreativität. Die Ideen sind da, ich kann einen ersten Teil meiner kleinen Beiträge schreiben und bin sehr zufrieden, als die Kinder heimkommen. Sie freuen sich über das freundliche Abendbrot genauso wie ich.
Ich muss noch lange an diesen Moment denken. Hier ist mehr passiert, als eine nette Geste. Hier gings nicht nur ums Essen. Ich habe gespürt: hier denkt jemand an mich, an uns. Ich fühle mich versorgt und auch ein bisschen entlastet - zumindest unmittelbar davon, was es zum Abendbrot geben soll und wer das macht. Das hat offenbar schon geholfen. Genauso wie das freundliche Lächeln.
Ich lebe in einer Kirchgemeinde, wir sind verschiedene Menschen, die durch das gemeinsame Vertrauen auf Gott verbunden sind. Dieser Gott sagt: "Kümmert euch umeinander, so kommt Liebe in die Welt. Und wo Liebe ist, da bin ich. Weil ich Liebe bin."
Für mich hat das mit dem unverhofft liebevollen Abendbrot funktioniert. Ich habe Lust, demnächst auch mit einem Abendbrot lächelnd vor einer Tür zu stehen und Liebe weiterzugeben.