Mittwoch, 02.04.2025: Kreuze
Immer noch hängen in vielen europäischen Ländern in Gerichtssälen Kreuze an den Wänden.
Wenn man sich im Netz auf dem Weg macht und nach diesem Thema sucht, dann wird man von den verschiedenen Meinungen dazu wie ein Wasserfall überschüttet.
Es wird gestritten ohne Ende. Darf in einem Gerichtssaal ein Kreuz hängen? Darf man die Entfernung des Kreuzes verlangen? Die Meinungen gehen hin und her. Die einen meinen, das Kreuz verletze die weltanschauliche Neutralität eines Gerichts und die Würde der vor den Gerichten auftretenden Nichtchristen.
Die anderen berufen sich auf die Tradition und die kulturelle Identität Europas, die ohne das Christentum nicht vorstellbar ist. Und es gibt die, die schlichtweg etwas so Schlimmes wie das Kreuz, das ja auch für Strafe und Hinrichtung steht und als Drohung wahrgenommen werden kann, nicht sehen wollen. Es ist schon ein Kreuz mit dem Kreuz.
Auch bereits der Dichterfürst Goethe hatte so seine Schwierigkeiten damit.
"Willst du mir zum Gotte machen, solch ein Jammerbild am Holze!" fragt er in den "Venezianischen Epigrammen". Mit dem Fundament des Christentums, der Theologie des Gottessohns und Erlösers, konnte er sich nie befreunden.
Er wollte nicht den Gekreuzigten, er wollte den Auferstandenen dargestellt wissen.
Vor dem Kreuz zu flüchten kann man, jedenfalls vor dem Holzkreuz an der Wand. Aber das Kreuz einfach so abzunehmen und auszublenden, als ob es das nicht gäbe, erscheint einfach unvollständig. Zum Leben gehören Leid und Tod ebenso wie Freude und Glück. Das Kreuz ist immer dabei.
Ich halte es nach wie vor für hilfreich, ein Kreuz im Gerichtssaal zu haben. Meine Meinung. Es erinnert einerseits an einen der schlimmsten Justizmorde der Geschichte und mahnt andererseits, dass die irdische Rechtsprechung immer nur die vorletzte Instanz ist.