Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN | 31.03. - 06.04.2025

Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Christoph Pötzsch.

Sonnabend, 05.04.2025: Wunder gibt es immer wieder

Wunder gehören in die Welt der Märchen. So ist der allfällige Kanon unserer heutigen Welt. Wunderglauben ist Kinderglauben. Und ich räume gern ein, dass ich, als ich mich bewusst mit religiösen Themen zu beschäftigen begann, am klassischen Jesus-Wunder verzweifelte.

Wie kann man mit fünf Broten und zwei Fischen eine gefräßige Menge von 5.000 Menschen sättigen und dann noch ordentlich Reste zur weiteren Verwendung haben? Kann nicht sein. Erst viel später dämmerte es mir, dass wir die Speisung der 5.000 viel weiter sehen müssen, als nur mit mathematischem Blick.

Christoph Pötzsch 2 min
Bildrechte: Christoph Pötzsch
2 min

gesprochen von Christoph Pötzsch

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Di 25.03.2025 14:33Uhr 02:11 min

Audio herunterladen [MP3 | 2 MB | 128 kbit/s] Audio herunterladen [MP4 | 3 MB | AAC | 187,5 kbit/s] https://www.mdr.de/sachsenradio/podcast/wort/audio-2896476.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Aber gibt es Wunder wirklich? Im Vatikan gibt es tatsächlich eine Kommission, die sich mit Wundern beschäftigt. Zum Beispiel mit unerklärlichen medizinischen Heilungen, die sich der Schulmedizin entziehen. Diese Untersuchungen sind für Heiligsprechungen erforderlich.

Aber das sind natürlich die großen Themen, die da auf den Schreibtischen der römischen Kardinäle bewegt werden. Viel wichtiger ist es, ob es auch in unserem Leben Wunder gibt. Da haben wir natürlich zunächst ein Definitionsproblem. Betrachten wir Wunder als Ereignisse, die plötzlich und von außen kommen und für die wir keine Erklärung haben? Vielleicht.

Schauen wir auf uns und unser Leben. Gibt es da Wunder? Für mich zum Beispiel die deutsche Einheit. Dass ein waffenstrotzendes System durch Kerzen und Gebete hinweggefegt werden konnte. Oder noch anders. Ist nicht alljährlich das Aufblühen der Natur nach dem Winter ein Wunder? Oder ist nicht die Tatsache, dass man den richtigen Partner gefunden hat aus einem Pool von Millionen ein Wunder?

Unsere rationale Welt drängt nach Erkenntnis. Und das ist gut so. Nur so ist die Wissenschaft erfolgreich. Aber man muss zulassen, dass es Dinge gibt, die ohne unser menschliches Zutun passieren.

Freitag, 04.04.2025: Seit 1865

"Seit 1865". Das prangt in markanten Buchstaben am Türschild der Bäckerei, bei der ich seit Jahren unser Brot und die Wochenendbrötchen kaufe. Diese Bäckerei hat eine lange Historie. Da ist Ehrfurcht geboten. Was für eine respekteinflößende Familiendynastie. Als diese Familie sich vor 160 Jahren anschickte, Backwaren herzustellen und zu verkaufen, regierte in Sachsen noch der gleichermaßen gebildete wie auch verhuschte König Johann, den man als Denkmal zu Pferd vom Theaterplatz kennt.

Christoph Pötzsch 3 min
Bildrechte: Christoph Pötzsch
3 min

gesprochen von Christoph Pötzsch

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Di 25.03.2025 14:32Uhr 02:31 min

Audio herunterladen [MP3 | 2,3 MB | 128 kbit/s] Audio herunterladen [MP4 | 3,5 MB | AAC | 187,5 kbit/s] https://www.mdr.de/sachsenradio/podcast/wort/audio-2896480.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Zu dieser Zeit verursachte die schreckliche Schlacht von Königgrätz viele Tote und in Amerika endete der Bürgerkrieg. Da gab es hier in Dresden schon Semmeln bei diesem Bäcker. Wahnsinn. Wenn man solche Zeiträume betrachtet, dann wird man ein paar Zentimeter kleiner.

Was müsste als Jahreszahl über uns und unserer heutigen Welt stehen? Seit 1990? Seit 1945? Seit 1871? Oder sollte man noch weiter zurückgehen?

Ich mache es mir einfach. Eigentlich müsste überall stehen „Seit 2000 Jahren“. Es ist unsere Zeitrechnung, die man heute mit Christi Geburt benennt. Mit dem Christentum begann nicht nur eine neue spirituelle Welt. Alles ordnete sich anders. Ethische Maßstäbe wurden neu definiert, die in die Gesetzbücher eingingen.

Man begann, Kirchen zu bauen, die stilprägend waren. Alles bekam einen neuen Kontext. Die Künstler wandten sich in ihrem Schaffen der christlichen Welt zu. Die Gemälde in der Dresdner Galerie sind ein Beleg dafür, wie auch die grandiosen ewigen Kompositionen von Johann Sebastian Bach. Ohne das Christentum nicht vorstellbar. Sogar die Sprache änderte sich.

Heute sind wir Christen in der Nische gelandet. Zu DDR-Zeiten wurden wir mehr oder weniger gewaltsam dorthin verfrachtet, aus heutiger Sicht kein schlechter Ort. Die Kirche hatte sich nicht ergeben. Heute verweist uns der Zeitgeist mit seinen bunten und schillernden Fassetten wieder an unseren Randplatz. Ergeben wir uns diesmal? Akzeptieren wir unser Dasein am Rand der Gesellschaft? Oder tragen wir sichtbar das Schild "Seit 2.000 Jahren" vor uns her?

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.