Sonnabend, 15.04.2023: Damian de Veuster
1840 kommt in einem belgischen Dorf ein eigenbrötlerischer Dickschädel zur Welt. Joseph de Veuster, siebentes Kind einer Bauernfamilie. Als er als 18-Jähriger die Predigt eines Paters hört, beschließt er Ordensmann zu werden. Ein Jahr später macht er ernst, tritt den Arnsteiner Patres bei und heißt fortan Damian.
Pater Damian kommt bald mit keinem seiner Mitbrüder aus, legt sich mit staatlichen Behörden und kirchlichen Würdenträgern an. Er ist misstrauisch, verschlossen, pflegt einen düsteren Galgenhumor. Nur für eine Gruppe von Menschen macht er eine Ausnahme und das konsequent: Frauen, Männer und Kinder, die an Lepra leiden und von der sie umgebenden menschlichen Gesellschaft ausgestoßen sind. Seinem Orden war die seelsorgerliche Betreuung der Sandwich-Inseln – die zur Inselkette Hawaii gehören – anvertraut; mittendrin die Aussätzigeninsel Molokai. Lepra war damals, vor 150 Jahren unheilbar. 1873 trifft Damian de Veuster auf Molokai ein. Er bringt sich selbst medizinische Fähigkeiten bei und beschließt als erster Gesunder freiwillig das Leben dieser Todgeweihten zu teilen. Er wäscht und verbindet Wunden, kümmert sich um saubere Kleidung, amputiert zerstörte Gliedmaßen. Er beginnt mit den Kranken der Insel das Leben neu zu gestalten. Mit den Kräftigsten ersetzen sie die Grashäuser durch Holzhäuser, legen Gärten und eine Wasserleitung an. Kinder der Insel werden unterrichtet, Jugendliche ausgebildet. Mit Spenden und Hilfen, die er von außerhalb bekommt oder erstreitet, bauen sie Straßen und sogar ein Hospital.
"Er kenne kein kluges Maß halten" steht in seinem Personalbogen. Ihm ist das herzlich egal. Seine fordernde und wohl auch nervende Art hat Erfolg. Meist bekommt er, was er braucht. Dabei ist sein Grundgedanke einfach: Wenn der Mensch das Ebenbild Gottes ist, dann muss er auch als solches behandelt werden. Er will nicht vom fernen Jenseits träumen, sondern die Welt zu einem Ort des Lebens machen.
1885 kommt ein Arzt nach Molokai und stellt fest, auch Damian ist vom Aussatz befallen. Noch vier Jahre arbeitet Damian auf der Insel. Bis zu seinem Tod am 15. April 1889. Mahatma Gandhi nennt ihn einen Helden, Mutter Teresa setzt sich für seine Seligsprechung ein. Barack Obama, der auf Hawaii aufgewachsen ist, bewundert ihn. 2009 wird Damian de Veuster von Papst Benedikt heiliggesprochen.
Freitag, 14.04.2023: Händel
Georg Friedrich Händel ist 52 Jahre alt als ihn (am 13. April 1737) der Schlag trifft. Und auch sonst läuft es für ihn nicht gut. Lange war er der unangefochtene Star am Londoner Musikhimmel, tourte durch Europa und feierte selbst in Italien Erfolge. Doch mittlerweile ist seine Musik aus der Mode gekommen, seine Opern fallen durch. Gläubiger sind hinter ihm her und wollen ihr Geld, welches sie in seine erfolglosen Musikproduktionen gesteckt haben. Und jetzt noch dieser Schlaganfall. Eigentlich müsste es das gewesen sein mit seiner bis dahin grandiosen Karriere. Händel liegt wie gelähmt im Bett, kann sich Monate lang kaum rühren. Aber aufgeben ist nichts für ihn. Er lässt sich nach Aachen ins Heilbad bringen. Schon die Reise muss eine unsagbare Tortur gewesen sein. Dort hält er es stundenlang im heißen Wasser aus. Zwei Wochen vergehen - aber er kann sich wieder rühren. Die Kur und wohl auch sein unbändiger Lebenswille päppeln ihn wieder auf. 1741 bedrängt ihn sein Freund und Librettist Charles Jennens zu einem neuen Oratorien-Projekt. Händel schließt sich über drei Wochen ein, lässt niemanden an sich heran, scheint so gut wie nichts zu essen, kaum zu schlafen und ackert wie ein Besessener. Am Ende hat er in 24 Tagen einen Packen mit 259 Partiturseiten und insgesamt 53 Musikstücken vollgeschrieben. Es wird sein berühmtestes Werk: der Messias.
Ein grandioser Ritt durch das Alte und das Neue Testament. Es erzählt von der jahrhundertalten Hoffnung auf den Messias, dem Leben und Sterben Jesu - und klingt, singt, jubiliert als grandioses Finale von der Auferstehung der Toten.
Seine Uraufführung erlebt das Oratorium in Dublin. Nicht in einer Kirche sondern zur Mittagszeit in einem Theater. Ein gigantisches Werk, Musik für die Ewigkeit, ein Glaubensbekenntnis, dass in seiner Wucht seinesgleichen sucht. Als das Halleluja erklingt erheben sich die Menschen. Sie feiern nicht nur Händel, sondern auch den Gott, der ihnen Hoffnung gibt. Die Hoffnung, dass dieses Leben Sinn hat, durch alles Leid, alle Not hindurch. Am 14. April 1759 stirbt Händel. Mit seinem Leben zeigt er, welche Kräfte einem Menschen wachsen können, wenn er an sich und wohl auch an Gott glaubt.
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