Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN | 13. - 19.03.2023
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Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Kathrin Mette, am Sonntag Pfarrer Fabian Brüder.
Sonntag, 19. März 2023
Sonnabend, 17.03.2023: Morgen ist Freudensonntag
Morgen ist der Freudensonntag. Wirklich: Im Christentum hat jeder Sonntag einen Namen. Und der Sonntag, der auf den 19. März 2023 fällt heißt Freudensonntag.
Eigentlich ist das ja immer so gedacht: Das mit der Freude und dem Sonntag, jedenfalls für die, die nicht arbeiten müssen. Sonntag heißt Ausschlafen. In aller Ruhe frühstücken während im Radio vielleicht ein Gottesdienst läuft oder meine Lieblingsmusik. Spazierengehen in Forsythien-Hainen. Die Enkel besuchen oder mit der besten Freundin telefonieren. Und nachmittags könnten wir doch mal wieder in das italienische Eiscafé am Neumarkt gehen, wäre das nicht was? Jeder Sonntag ist zum Freuen da. Und doch: Wenn ich es mir überlege, spricht auch viel dagegen, es sich morgen so richtig gut gehen zu lassen: Das Erdbeben vor wenigen Wochen spricht dagegen. Dass immer noch Krieg ist, spricht dagegen. Der Blick in den Kalender, der mir sagt, dass die Krim vor genau neun Jahren von Russland besetzt wurde.
Es ist nicht so einfach mit der Freude. Es ist nicht so einfach, weil die Welt, in der ich lebe, eine geschundene und verletzte Welt ist. Eine Welt, in der Menschen leiden. Der christliche Glaube kennt das Leiden und er blendet es nicht aus. Im Gegenteil: Jedes Kreuz im Inneren einer Kirche erzählt davon, was Menschen einander antun - aus Dummheit, Eigennutz oder Hass.
Und trotzdem steht jeder Sonntag im Zeichen der Freude. Stur und widerspenstig. Genau das liebe ich am Christentum. Jeden Sonntag feiern wir Christen widerspenstig und stur das Leben. Wir schmücken den Altar mit Forsythien, Tulpen und Anemonen. Wir tauchen in Klänge ein, auch wenn es manchmal nur der schiefe Gesang dessen ist, der hinter uns sitzt. Wir erzählen uns Auferstehungsgeschichten. Sie handeln natürlich von Jesus, aber auch Svetlana, die jetzt eine Arbeit gefunden hat und von Georg, der morgen aus dem Krankenhaus darf. Wir danken Gott für alles, was uns Freude macht: Für Schokoladeneis mit Schlagsahne, für Enkel und Freundinnen und dafür dass so viele mit anpacken in der Not. Und dann singen wir gegen die Angst und beten für Frieden.
Freitag, 17.03.2023: Gebrauchsanweisung für das Beten
Beten geht so: Halte gleich früh Ausschau nach einer beschlagenen Fensterscheibe und schreib den Namen eines Menschen darauf, der dir am Herzen liegt oder den Namen eines Ortes oder eines ganzen Landes. Alles, was gerade dein Gebet braucht. Ein Spiegel geht auch oder ein Autofenster. Es kann auch ein fremdes sein.
Falls du heute an einer Kirche vorbeikommst, drück die Klinke herunter und wenn sie offen ist, geh hinein. In Kirchen kann man gut beten - wenn es still und groß ist um einen herum. Manchmal gibt es sogar Kerzen, die man anzünden darf. Das ist das Schönste: Das eigene Gebet leuchten sehen. Sehen wie es Licht verbreitet.
Beten geht so: Wenn Dir heute etwas Schönes widerfährt oder etwas gelingt: Wenn Du einen guten Einfall hast oder ein Tor schießt oder den letzten Parkplatz bekommst oder dir das erste Mal eine Crème brûlée gelingt, dann sag "Danke" und wirf eine Kusshand in den Himmel.
Überhaupt: Achte auf die Himmelstöne. Sie kommen von oben, von den Glockentürmen der Kirchen. Mittags und abends. In jeder Stadt und fast in jedem Dorf. Lass dich unterbrechen von ihnen. Hör einfach kurz auf, mit allem was du gerade tust. Nur einen Moment. Mit dem Essen. Mit dem Lesen. Mit dem Rotieren. Mit dem Weinen. Spüre: Da ist noch mehr. Da ist noch eine andere Welt. Sie ist da und sie klingt in dein Leben hinein.
Und wenn es dann Nacht geworden ist und du im Bett liegst und nicht schlafen kannst, weil der Tag so voll war und dir immer noch was einfällt, was Du erledigen musst, dann falte die Hände und sprich ein Gebet. Es muss nicht besonders schön sein oder gut formuliert. So was ist Gott egal. Sag einfach: Jetzt bist Du dran, lieber Gott. Hab Acht auf diesen und jene. Schenk mir morgen Kraft. Und lass mich jetzt gut schlafen. Danke schon mal im Voraus und Amen.
Donnerstag, 16.03.2023: Von der Geburt eines Liedes
Heute vor 402 Jahren, kommt Georg Neumark auf die Welt. Am 16. März 1621. Georg wächst im thüringischen Mühlhausen auf. Als er 20 Jahre alt ist, macht er sich auf eine Reise. Er will nach Königsberg, um dort Jura zu studieren, aber auch um zu dichten, Musik zu machen und Melodien zu erfinden. Denn das ist seine Gabe. Das spürt er.
Aber zunächst muss er nach Königsberg kommen. Und das ist nicht so einfach, denn es herrscht Krieg in Europa. Georg kennt den Krieg. Er hat ihn gesehen und gehört auf den Straßen seiner Vaterstadt. Auch deswegen will er nach Königsberg, denn dort herrscht Frieden. Nur der Weg dorthin, der ist gefährlich.
Und tatsächlich: Georg ist noch nicht lange unterwegs - er ist gerade mal in der Altmark - da wird er von Soldaten überfallen und ausgeraubt. Sie nehmen ihm alles weg. Was nun? Zurück will Georg nicht. Lieber weiter. Weiter in Richtung Frieden. Weiter in Richtung Zukunft. Aber dafür braucht er Geld. Ich such mir einfach eine Arbeit, denkt sich Georg. Als Lehrer oder Musiker. Ich werde arbeiten und sparen und irgendwann komm ich doch noch nach Königsberg.
Und so reist Georg weiter. Zuerst nach Magdeburg, dann nach Lüneburg. Nirgendwo findet er Arbeit. Also in die nächste Stadt. Nach Hamburg. Wieder warten. Wieder hoffen. Mittlerweile ist es Winter und Georg ist mit den Nerven am Ende. Am schlimmsten ist es in der Nacht. Ungezählte Male wälzt er sich im Dunkeln aus dem Bett, kniet sich hin, weint und betet zu seinem Gott.
Und dann endlich: In Kiel findet Georg eine Stelle. Als Hauslehrer bei den Hennings. Und auf einmal ist sie wieder da: Die Zukunft. Die Aussicht, irgendwann weiterreisen zu können. Zu studieren, zu dichten, zu komponieren. Frieden zu erleben.
Georg ist überglücklich. Er fällt er auf die Knie und dankt seinem Gott. Und dann setzt er sich hin und schreibt etwas - ein "Trostlied". Es wird sein schönstes. Schöner als alle, die er noch schreiben wird in seinem Leben. Es heißt: Wer nur den lieben Gott lässt walten. Es handelt von der Geduld, von der Hoffnung und vom Vertrauen, dass Gott uns niemals im Stich lässt.