Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN
Hauptinhalt
Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Karsten Loderstädt.
Freitag, 24.01.2025: Feierabend
Feierabend! Das Wort hat einen schönen Klang. Es klingt nach Entspannung. Aufhören. Abschalten. Ausruhen. "Das Tagwerk ist vollbracht" singt der Anton Günter in dem bekannten erzgebirgischen Heimatlied "Is Feieromd".
Feierabend heißt auch: Loslassen. Den Mut haben, jetzt nichts mehr tun zu müssen. Atem schöpfen. Es gut sein lassen. Gelingt das?
Ich las unlängst einen Artikel unter der Überschrift: "Wie heilig ist den deutschen ihr Feierabend?" Berufstätige aus ganz unterschiedlichen Branchen antworteten darauf. Der Wissenschaftler meint, er kenne keinen klassischen Feierabend. Der Ansicht schlossen sich eine Journalisten, ein Gastwirt und und ein Handwerksmeister an. Sie räumten ein, dass sie sich zwar eine beschränkte freie Zeit einteilen können, doch einen geregelten Feierabend gäbe es nicht.
Eine Ärztin bekennt, eben darum kämpfe sie, schon allein der Familie wegen. Aber es klappt viel zu selten, pünktlich Feierabend zu machen. Dem Schichtarbeiter ergeht es ähnlich. Denn zu Hause angekommen, erwarte ihn ein zweiter Job: die Betreuung der Eltern.
Fazit: Unter den Befragten fanden sich Wenige, die sich nach einem straffen Arbeitspensum die Feierabendruhe gönnen. Allenfalls noch zu späterer Stunde ein Bier vorm Fernseher, aber dann fallen schon die Augen zu. Zählt die Überstunde zur Selbstverständlichkeit? Erfinden wir Pflichten? Andererseits ist oft die Rede von der "Work-Life-Balance".
Welche Rolle spielt der Feierabend? Ich sage: Er sollte uns "heilig" sein. Denn "heilig" meint im übertragenen Sinne: "Auf Gott bezogen. Mit Gott in Verbindung stehend." Darum unterscheidet sich beispielsweise die "Heilige Nacht" von allen anderen Nächten im Jahr. Gott wird Mensch.
Wenn uns der Feierabend "heilig" ist, dann erkennen wir, dass Gott ihn für uns eingerichtet hat.
Wir brauchen die Pause, brauchen den Mut, von den Arbeitsaufgaben Abstand zu nehmen. Urlaub ist da ein extra Thema. Doch den Abend, nach getaner Arbeit als Zeitgeschenk für Entspannung anzunehmen, das darf täglich ein kleines Fest sein. Und drüber steht ein Wort, nämlich: Danke!
Donnerstag, 23.01.2025: Der alte Tisch
Besitzen Sie einen alten Tisch? Ich frage deshalb, weil ich mir neulich meinen Tisch bewusst angeschaut habe. Manchmal erscheint einem ja das Selbstverständliche sehr außergewöhnlich.
Diesen Tisch kann man nach zwei Seiten hin ausziehen. Dann bietet er zwölf Leuten Platz. Er ist genauso stabil wie unhandlich. Kaum, dass man ihn rücken kann. Von meiner Großmutter einst geerbt, weiß ich, dass sie ihn als gebrauchten Speisetisch zur Hochzeit 1926 geschenkt bekam. Schließlich gelangte er an den Ort, an dem er heute steht.
Wie oft habe ich schon daran gesessen, nachgedacht, Papiere auf ihm ausgebreitet, Gespräche geführt. Auf seiner dicken Holzplatte geschrieben. Trauriges, Fröhliches. Mit Federhalter oder am Laptop.
Dieser Tisch. Seine Ecken sind abgestoßen. Scharten in den Tischbeinen. Die Maserung bricht an einigen Stellen. Er ist allein mit mir viermal umgezogen. Eine Menge hat er aushalten müssen.
Wissen Sie, ich habe Achtung vor solchen Gegenständen. Einst fertigte ihn ein Tischler aus Eichenholz. Gott hat die Bäume wachsen lassen. Und er gab dem Handwerker geschickte Hände sowie einen wachen Verstand, diesem Möbel eine ansehnliche Gestalt zu verleihen.
Alles brauchte seine Zeit. Das Holz musste eingeschlagen, gelagert und bearbeitet werden. Die Beize hatte zu trocknen. Der Tisch wurde nicht an einem Tage. Gott gewährte die Zeit. Wie viele Leute werden an ihm schon gesessen haben? Haben ihr tägliches Brot gegessen, sauer verdient, Wegzehrung, mit dem Geschmack des Lebens versehen. Das Tischgebet wurde vor jeder Mahlzeit gesprochen. Und keiner stand auf, bevor nicht der Dank für Speis und Trank gen Himmel aufstieg.
Alles an diesem alten Tisch.
Wenn er sprechen könnte, erzählte er von Menschen, deren müde Köpfe auf seine Platte sanken. Oder von fröhlichen Runden. Geburtstagsfeiern, Weihnachtsfesten, Familienjubiläen. Er wurde immer gebraucht und steht bis heute in der Mitte. Er hat seine Geschichte. Sie ist mit Gott verbunden. Sie wie die unsere auch. Und wenn wir uns heute, Sie und ich, je an den Tisch setzen, danken wir dafür, dass wir es im Frieden tun können.