Symbolbild Bausparen - Eine Familie hält ein Dach aus Pappe über ihre Köpfe
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Steigende Zinsen für Baukredite Ist Bausparen wieder sinnvoll?

24. Oktober 2023, 12:19 Uhr

Jahrelang wurde vom Abschluss von Bausparverträgen abgeraten, weil es keine oder kaum Zinsen für sie gab. Jetzt steigen die Zinsen für Baukredite. Können Bausparverträge helfen, Wohneigentum zu erwerben? Finanzexperte Hermann-Josef Tenhagen erklärt, was es mit den Verträgen auf sich hat und ob sie sich mittlerweile wieder lohnen.

Hermann-Josef Tenhagen von Finanztip
Hermann-Josef Tenhagen von Finanztip Bildrechte: Finanztip

Ein Jahrzehnt lang waren Bausparverträge keine gute Idee, weil sie für die Sparer sehr schlecht verzinst wurden. Doch theoretisch gibt es viele Vorteile.

Die Vorteile eines Bausparvertrags

Bausparerinnen und Bausparer wollen Geld in den Vertrag einzahlen, um damit gleich den sicheren Anspruch auf einen preiswerten Baukredit zu erwerben. Dafür geben sie sich in der Ansparphase traditionell mit wenig Zinsen zufrieden. Die Idee des Bausparvertrags war: Ich verzichte jetzt auf Zinsen und habe dafür in einigen Jahren einen Anspruch auf einen planbaren Kredit mit günstigen Zinsen.

Die Idee des Bausparvertrages war: Ich verzichte jetzt auf Zinsen und habe dafür in einigen Jahren einen Anspruch auf einen planbaren Kredit mit günstigen Zinsen.

Hermann-Josef Tenhagen Finanzexperte

Und dieser Anspruch bedeutet nicht nur, dass ich während der Baufinanzierung weniger Zinsen zahlen muss als Kunden, die ihre Wohnung und ihr Haus komplett über die Bank finanzieren müssen.

Sparschwein mit Bauhelm vom DGB
Theoretisch sind Bausparverträge eine gute Idee. Bildrechte: IMAGO / serienlicht

Der Anspruch auf den Kredit ist auch sicherer als meine Chance auf ein Bankdarlehen in einigen Jahren. Ich kann den Bausparkredit in jedem Fall bekommen. Für meine Baufinanzierung insgesamt bedeutet das, ich kann den Kredit der Bausparkasse gegenüber den anderen Finanzierern meines Hauses oder meiner Wohnung quasi wie Eigenkapital nutzen.

Das immer noch notwendige Annuitätendarlehen, der klassische Baukredit, kann kleiner werden und oft kann ich ihn dazu auch noch zu günstigeren Zinsen bekommen. Der Bausparvertrag spart nicht nur selbst Zinsen, er hilft auch beim Bankdarlehen Zinsen sparen.

Und schließlich sind Bausparverträge immer schon auch Verträge gewesen, mit denen ich auch die Modernisierung einer sonst schon abbezahlten Immobilie finanzieren kann. Gerade wenn der dafür notwendige Kredit nicht so groß ist und Banken sich weigern einen kleinen Kredit wirklich günstig anzubieten.

Nachteile: Von 2014 bis 2022 war alles anders

Doch in den Jahren von 2014 bis Anfang 2022 war alles anders. Die Kunden, die jahrelang in einen Bausparvertrag eingezahlt hatten und deren Bausparvertrag jetzt zuteilungsreif wurde, der also für die Baufinanzierung nutzbar wurde, stellten fest, dass das vor Jahren vertraglich zugesicherte Kreditangebot der Bausparkasse gar nicht mehr günstig war. Vielmehr boten Banken günstigere Kredite, die auch noch bequemer zurückzuzahlen waren.

Das war ärgerlich, wenn auch keine Katastrophe. Denn wenn man als Kundin oder Kunde den Bausparkredit nicht brauchte, kann man einfach das bis dahin angesparte Geld aus dem Vertrag entnehmen und anders bei der Finanzierung einsetzen. Den Verlust an Zinsen, weil man von der Bausparkasse keine guten Zinsen bekommen hatte, musst man allerdings verschmerzen. Und natürlich war die Verhandlungsposition für die Finanzierung der Wohnung und des Hauses gegenüber der Bank gar nicht so gut, wenn man für die Finanzierung einen etwas größeren Kredit brauchte.

Abschließen oder nicht? Die Situation heute

Erstens musste man 2021 für einen Baukredit oft weniger als ein Prozent Zinsen zahlen, heute zahlen Kunden bei der Bank vier Prozent. Plötzlich sind also alte Bausparverträge mit vergleichsweise niedrigen Zinsen zwischen ein und vier Prozent wieder attraktiv geworden.

Zweitens haben alle Bausparerinnen und Bausparer noch einmal vorgeführt bekommen, dass der Bausparvertag eben auch eine Zinswette ist – jetzt eine, die sie womöglich gewonnen haben. Gehen die Zinsen so steil nach oben wie in den vergangenen zwei Jahren, ist ein Bausparkredit mit Zinsen von zwei Prozent super, wenn ich ihn denn 2024 oder 2025 bekommen kann. Hätten sie den Kredit mit zwei Prozent Zinsen schon 2021 gebraucht, hätten sie sich geärgert und vermutlich darauf verzichtet.

Eine Frau wirft Münzen in ein Glas
Durch einen Bausparvertrag kann man auch kleine Kredite zu günstigen Zinsen bekommen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Arne Immanuel Bänsch

Drittens – und ziemlich unabhängig von der Zinsentwicklung der vergangenen zwei Jahre – kommt eine andere Facette des Bausparvertrags aktuell besonders gut zur Geltung. Nämlich die Möglichkeit, auch kleine Kredite für günstige Zinsen zu bekommen. Mit dieser Art von Vertrag können die Sparerinnen und Sparer heute leichter zum Beispiel energetische Modernsierungen ihrer Immobilie bezahlen. Oftmals ist ein konzentrierter Anlauf für eine solche Modernisierung sinnvoller als Stückwerk.

Mit anderen Worten: Was noch vor zwei oder drei Jahren als ein schlechtes Geschäft galt, ist für etliche Kunden heute wieder zur guten Idee geworden.

Das bedeutet aber nicht, dass der Neuabschluss eines Bausparvertrages heute sich notwendig auch in Zukunft als gute Idee zeigen muss. Es bleibt leider immer auch eine Wette.

Gut zu wissen: Wer ein Haus oder eine Wohnung modernisieren will, für den kann ein Bausparvertrag eine günstige Möglichkeit der Finanzierung sein. Man spart an und bekommt anschließend einen Kredit zu sehr günstigen Konditionen. Bausparen ist nicht zum klassischen Sparen geeignet, denn es gibt wenig Zinsen und zu Beginn sind die Kosten hoch.

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MDR (lk)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 24. Oktober 2023 | 17:00 Uhr

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