Hintergrund Was ist aus der Wagner-Truppe und ihren Söldnern geworden?
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25. Juni 2024, 09:06 Uhr
Vor einem Jahr zettelte Söldnerführer Jewgeni Prigoschin mit seiner Wagner-Truppe einen Aufstand gegen die russische Militärführung an. Er scheiterte jedoch und starb kurz darauf bei einem Flugzeugabsturz. Prigoschin wird heute in Russland als Kriegsheld verehrt. Was ist von der Privatarmee übrig geblieben?
Wagner-Söldner sind weiter in der Ukraine im Einsatz
Nach dem Tod ihres Anführers Jewgenij Prigoschin wurde die Wagner-Gruppe offiziell aufgelöst. Viele der zehntausenden Söldner wurden auf andere Kräfte verteilt. So bestätigte der tschetschenische Kommandeur Diallo Dinos im April, dass Wagner-Kämpfer jetzt unter seinem Kommando stünden. 3.000 Mann gehören demnach zur Sondereinsatztruppe Ahmad Zahra, die derzeit auch nahe der ukrainischen Stadt Charkiw im Einsatz sein soll.
Wagner-Missionen in Afrika laufen noch
Andere Wagner-Milizionäre unterstehen mittlerweile dem russischen Verteidigungsministerium als Mitglieder des Afrika-Corps. Das ist in Mali, Burkina Faso, Nigeria, der Zentralafrikanischen Republik und in Libyen aktiv, immer darum bemüht, die zweifelhaften führenden Köpfe der jeweiligen Länder zu unterstützen und deren Schätze zu sichern: Gold, Öl, seltene Erden.
Der Wagner-Ex-Kommandeur Anton Jelisarow bestätigte im Mai: "Wir setzen unsere Arbeit fort. Wir arbeiten weiter auf dem afrikanischen Kontinent. Wir arbeiten zum Wohl Russlands und zwar ziemlich erfolgreich."
Nur noch wenige Söldner in Belarus
Reste der Wagner-Truppe halten sich offenbar auch noch Belaraus auf. Der Machthaber von Belarus, Alexander Lukaschenko, hatte vor einem Jahr den Kompromiss zwischen Kreml und Wagner-Chef Prigoschin ausgehandelt und Wagner und seinen Kämpfern Asyl angeboten. Aber Belarus scheint als Einsatzgebiet nicht so beliebt zu sein.
Nach Einschätzung des Militärexperten Valerie Schirjajew ist nur ein "kleiner Teil der Wagner-Söldner als Ausbilder in Berarus" geblieben. Manche Wagner-Kämpfer seien auch in die Nationalgarde integriert worden. Der große Teil der Kämpfer sei wahrscheinlich nach Hause zurückgekehrt, weil deren Verträge abgelaufen waren.
Rekrutierte Kriminelle sind in Russland wieder ein Problem
Ein Problem in Russland ist offenbar, dass die Wagner-Truppe viele Kämpfer in russischen Gefängnissen rekrutiert hatte, im Gegenzug für Straffreiheit. Daher sind aus ganz Russland dutzende Beispiele verurteilter Mörder, Vergewaltiger und anderer Schwerverbrecher bekannt, die die Einsätze in der Ukraine überlebt haben und nun in Freiheit leben. Das soll die Zahl von Delikten in häuslicher Gewalt und Straftaten in Russland überhaupt erhöht haben.
Nicht jeder von ihnen dürfte straffällig geworden sein. Aber nach dem Aufstand im vergangenen Jahr behauptete Wagner-Chef Jewgenij Prigoschin, 32.000 von ihm rekrutierte Sträflinge seien aus dem Krieg nach Russland zurückgekehrt.
MDR AKTUELL(ans)
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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 24. Juni 2024 | 15:23 Uhr