Ein Pfarrer steht auf einem Soldatenfriedhof.
Michael Schwarzkopf, Pastor der Petersburger Petrikirche, auf dem Soldatenfriedhof Sologubowka bei St. Petersburg. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Andre Ballin

Repressionen Pfarrer aus Thüringen in Russland festgenommen

26. September 2024, 10:21 Uhr

Ein aus Thüringen stammender Pfarrer ist in Russland festgenommen worden. Ihm droht die Ausweisung. Auch andere Glaubensgemeinschaften in Russland stehen seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine unter Druck.

Die russische Polizei hat einen aus Thüringen stammenden Sankt Petersburger Pfarrer festgenommen. Wie die russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf die Justiz meldete, drohen dem evangelisch-lutherischen Geistlichen Michael Schwarzkopf die Ausweisung aus Russland und eine Geldbuße, weil er als Ausländer gegen Aufenthaltsbestimmungen verstoßen haben soll.

Schwarzkopf soll für einige Zeit an einem Ort gewohnt haben, ohne sich dort offiziell angemeldet zu haben, heißt es in anderen Medienberichten.

Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) sagte auf MDR THÜRINGEN-Anfrage, dass Schwarzkopf zur Kirche gehöre. Die Kirchenleitung sei mit dem Auswärtigen Amt in Kontakt, wolle sich aber zum Schutze Schwarzkopfs und seiner Familie nicht zu dem Fall äußern.

Gemeinde wartet auf offizielle Begründung

Der 62-Jährige ist seit 2014 als Propst für die Gemeinden im Nordwesten Russlands verantwortlich. Laut der Gemeinde der Sankt Petersburger Petrikirche wurde er am Dienstag festgenommen.

Die Gemeinde schrieb auf der Online-Plattform VKontakte, eine offizielle Begründung für die Festnahme habe sie bisher nicht erhalten. "Gemeinsam beten wir für eine gute Lösung der Situation", endet die kurze Mitteilung.

Thüringer Pfarrer seit 2013 in Russland

Michael Schwarzkopf wuchs laut dem evangelischen Magazin Chrismon in der DDR auf, studierte Mathematik und arbeitete zunächst als Programmierer. Von 1991 an studierte er Theologie in Berlin, Jerusalem und Heidelberg. 2000 wurde er Vikar in Erfurt, 2002 Pfarrer im Thüringer Wald und 2007 Gefängnisseelsorger.

Seinen Dienst in Russland begann er 2013 an der Petrikirche. Sie liegt an Sankt Petersburgs Prachtstraße, dem Newski-Prospekt.

Die Petrikirche am Newski-Prospekt in Sankt Petersburg
Die Petrikirche am Newski-Prospekt in Sankt Petersburg. Bildrechte: Tom Kühne

Nur ein kleiner Bruchteil der russischen Bevölkerung gehört der lutherischen Kirche an. Im europäischen Teil Russlands wird die Zahl auf etwa 15.000 geschätzt.

Der leitende Erzbischof der Kirche, Dietrich Brauer, war im März 2022 aufgrund staatlicher Repressionen mit seiner Familie aus Moskau nach Deutschland geflohen.

Auch andere Religionen in Russland unter Druck

Auch der damalige Oberrabbiner der jüdischen Gemeinde in Moskau, Pinchas Goldschmidt, verließ 2022 das Land. Die Mitglieder der Gemeinde seien von Behörden unter Druck gesetzt worden, den Krieg gegen die Ukraine zu unterstützen, erklärte er. Dem habe er sich widersetzt.

Russische Gerichte verurteilten seit der Invasion russischer Truppen in der Ukraine im Februar 2022 auch mehrere orthodoxe Priester zu Geldbußen, weil sie den Krieg öffentlich kritisiert hatten.

Weitere Meldungen aus Russland

MDR (mm), kna

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 26. September 2024 | 12:00 Uhr

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