Männer und Kinder des nachts an einem Flughafen
Die vorerst letzte Maschine der Bundeswehr wird am Dienstagabend vom Sudan Richtung Deutschland unterwegs sein. Bildrechte: IMAGO / photothek

Anhaltende Kämpfe Bundeswehr schließt Evakuierungseinsatz im Sudan ab

26. April 2023, 20:57 Uhr

Die Bundeswehr hat am Dienstagabend die Evakuierung aus dem Sudan beendet. Wegen schwerer Kämpfe in dem nordafrikanischen Land hat die deutsche Luftwaffe mehr als 700 Menschen ausgeflogen. Sie landeten zunächst in Jordanien, bevor es nach Berlin weiterging. Einige der Geretteten stammen auch aus anderen Ländern. Zuvor hatten bereits Frankreich, die Niederlande, die Briten sowie die USA diplomatisches Personal außer Landes gebracht.

Die Bundeswehr hat ihren Evakuierungseinsatz im umkämpften Sudan am Dienstagabend vorerst beendet. Wie das Einsatzführungskommando auf Twitter mitteilte, ist eine letzte sechste Maschine mit rund 120 Menschen an Bord am Abend in Jordanien gelandet. Die anschließende Weiterreise nach Deutschland werde vorbereitet.

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"Sofern andere Nationen den Betrieb des Flugverkehrs sicherstellen, sind keine weiteren deutschen Evakuierungsflüge aus dieser Region geplant", erklärten das Auswärtige Amt und das Bundesverteidigungsministerium. Deutsche, die noch vor Ort sind, würden von den Einsatzkräften anderer Länder mit ausgeflogen werden, hieß es weiter.

Am Morgen hat die deutsche Luftwaffe nach Angaben der Bundesregierung noch etwa 100 weitere Menschen aus dem nordafrikanischen Land ausgeflogen. Sie seien in einem nunmehr fünften Militärtransporter gewesen, der in Jordanien landete, sagte ein Sprecher. Die Gesamtzahl der Evakuierten liege damit bei 700 Menschen, darunter Deutsche und Bürger anderer Staaten.

Verteidigungsminister Boris Pistorius hatte Montag mitgeteilt, bislang sei der "außerordentlich komplexe" Einsatz "ohne jede Panne, ohne jedes Problem" verlaufen. Niemand sei bisher zu Schaden gekommen.

Niemand ist bisher von unseren Leuten zu Schaden gekommen.

Boris Pistorius Bundesverteidigungsminister

Außenministerin Annalena Baerbock äußerte sich ebenfalls erleichtert über den Verlauf der Mission. Baerbock sagte, es befänden sich noch mehr Deutsche vor Ort. Ob die Sicherheitslage nach dem Ende der Feuerpause weitere Evakuierungen erlauben werde, sei mehr als ungewiss. Alle Optionen würden geprüft, Deutsche aus dem Land zu holen: über internationale Partner, den Land- oder Seeweg.

Erste Landungen am Montag in Berlin

Als Drehkreuz für die Transportflugzeuge vom Typ A400M nutzt die Bundeswehr Jordanien. Von dort aus sollen die Menschen nach Deutschland oder ihre sonstigen Heimatländer zurückkehren. Am Montagmorgen kamen bereits mehr als 100 Menschen mit einem Flug der Luftwaffe in Berlin an.

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Der Bundesregierung zufolge hatten sich mehrere hundert deutsche Staatsangehörige für eine Evakuierung registriert. Auch "weitere zu schützende Personen überwiegend aus europäischen Staaten ohne eigene Evakuierungsmöglichkeiten" nimmt die Bundeswehr an Bord.

Mehr als 1.000 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz

Die Bundesregierung und andere westliche Staaten hatten eine militärisch geschützte Rettungsaktion seit Tagen vorbereitet. Die Bundeswehr verlegte dafür mehrere hundert Fallschirmjäger mit Waffen und Material aus Deutschland nach Jordanien. Das Verteidigungsministerium teilte auf Twitter mit: "Unser Ziel ist, in dieser gefährlichen Lage in Sudan so viele Staatsangehörige wie möglich aus Khartum auszufliegen." An dem Evakuierungseinsatz sind mehr als 1.000 Soldatinnen und Soldaten beteiligt.

Bundeskanzler Olaf Scholz dankte der Bundeswehr für den Evakuierungseinsatz im Sudan. Es sei ein gefährlicher Einsatz, aber er sei wichtig, um Bürgerinnen und Bürger "unseres Landes und anderer Länder" in Sicherheit zu bringen. Der Kanzler sprach von einem gut vorbereiteten Einsatz.

Dramatische Versorgungslage in Khartum

In der Hauptstadt Khartum hat sich die Versorgungslage seit dem Beginn der Kämpfe vor mehr als einer Woche dramatisch entwickelt. Es fehlen Wasser und Lebensmittel, Stromabschaltungen behindern zunehmend die Kommunikation. Vergangene Woche hatte die Bundesregierung eine Evakuierung deutscher Staatsbürger mit Bundeswehrmaschinen wegen der Sicherheitslage zunächst abgebrochen.

USA evakuieren und stellen Arbeit der Botschaft ein

Die USA und andere westliche Länder haben ihr Botschaftspersonal bereits aus dem Sudan ausgeflogen. US-Präsident Joe Biden erklärte in Washington, das US-Militär habe auf seine Anweisung hin einen Evakuierungseinsatz ausgeführt. Die Arbeit der US-Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum werde vorübergehend eingestellt. Nach Angaben des US-Militärs waren rund hundert Spezialkräfte an der Evakuierungsaktion beteiligt, bei der in weniger als einer Stunde weniger als 100 Menschen aus dem Land gebracht wurden.

Auch Frankreich, Niederlande, Großbritannien und Spanien evakuieren

Auch Frankreich, Niederlande, Großbritannien und Spanien holen angesichts der schweren Kämpfe im Sudan ihr Botschaftspersonal und andere Staatsbürger aus dem nordafrikanischen Land raus. Der niederländische Außenminister Wopke Hoekstra teilte mit, dass eine "Operation verschiedener Länder" laufe, um ihre Bürger aus dem Sudan zu evakuieren.

Der britische Premierminister Rishi Sunak teilte am Sonntag auf Twitter mit, dass die Armee eine komplexe und schnelle Evakuierung von britischen Diplomaten und deren Familien abgeschlossen haben. Er forderte die Konfliktparteien in dem afrikanischen Land zugleich zum Niederlegen der Waffen und zu einer sofortigen humanitären Waffenruhe auf, damit Zivilisten die Konfliktgebiete verlassen könnten.

Hunderte Tote bei Kämpfen von Militär und Miliz

Im Sudan liefern sich seit mehr als einer Woche Einheiten der Armee und der paramilitärischen Miliz RSF (Rapid Support Forces) erbitterte Kämpfe. Zuvor war eine Einigung zur Eingliederung der RSF-Miliz in die Streitkräfte gescheitert. Diese war eine Voraussetzung für den vereinbarten Übergang zu einer zivilen Regierung im Sudan. Bei den Gefechten wurden bereits hunderte Menschen getötet und Tausende verletzt. Mehrmals waren in den vergangenen Tagen Waffenruhen vereinbart worden, die jedoch immer wieder gebrochen wurden. So gab es Medienberichten im Sudan zufolge trotz verabredeter Feuerpause auch am Dienstag wieder Luftangriffe.

Der sudanesische Wissenschaftler Hamid Khalafallah warnte derweil vor den Folgen eines Abzugs ausländischer Diplomaten aus dem Land, die als mögliche Vermittler gebraucht würden. "Internationale Vertreter werden weniger Einfluss haben, wenn sie das Land einmal verlassen haben", erklärte er.

dpa/AFP/Reuters/epd (dni,kar,kkö,amu)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 23. April 2023 | 23:00 Uhr

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