COP27 Kritik an Ergebnissen der Weltklimakonferenz

20. November 2022, 21:28 Uhr

Um drängende Klimaschutzfragen zu klären, sind Vertreter und Vertreterinnen der ganzen Welt auf der 27. UN-Klimakonferenz in Scharm el-Scheich zusammengekommen. Nach zähen Gesprächen und einem Tag Verlängerungen haben sich die Staats- und Regierungschefs über die Umsetzung der vereinbarten Klimaziele einigen können, um die Treiber des globalen Klimawandels zu reduzieren und die Folgen der Erderwärmung einzudämmen.

Beim 27. UN-Klimagipfel im ägyptischen in Scharm el-Scheich ist nach dpa-Informationen eine Abschlusserklärung erreicht worden. Eigentlich sollte das Treffen bereits am Freitagabend beendet sein. Doch waren viele Knackpunkte noch offen. Deshalb verlängerte die ägyptische Präsidentschaft die Konferenz um einen Tag.

In ihrer Abschlusserklärung bekräftigten die rund 200 Staaten am frühen Sonntagmorgen ihren früheren Beschluss, die Verbrennung klimaschädlicher Kohle herunterzufahren. Ein Abschied von den beiden anderen fossilen Energieträger Öl und Gas wurde hingegen nicht erwähnt.

Aufbau eines Fonds für Entwicklungsländer

Zuvor war in der Nacht bereits der Aufbau eines Fonds beschlossen worden, über den ärmere und durch die Erderwärmung besonders bedrohte Länder bei klimabedingten Schäden und Verlusten Ausgleichszahlungen erhalten können. Dazu soll ein Komitee Vorschläge bis zur nächsten Klimakonferenz in einem Jahr in Dubai erarbeiten.

Hartes Ringen um Klimaschutzmaßnahmen

Vor dem Hintergrund der drängenden Klimaschutzfragen stand vor allem der aktuelle Stand des Pariser Klimaschutzabkommens zur Diskussion. Bei den aktuellen Verhandlungen geht es vor allem um die Einhaltung des angestrebten 1,5-Grad-Ziels bei der Erderwärmung und um den Streitpunkt klimabedingter Schäden und Verluste. Doch gerade bei der Diskussion, wie eine weitere Erderhitzung verhindert werden kann, kamen die Klimaverhandlungen ins Stocken.

So bleibt das gesteckte Ziel die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen weiterhin unerreicht. Viele Regierungen haben ihre nationalen Pläne zum Klimaschutz in diesem Jahr nicht ausreichend nachgeschärft. Beobachtern zufolge sollen unter anderem China und Saudi-Arabien die Maßnahmen blockieren.

Kritik an den Ergebnissen

UN-Generalsekretär António Guterres hat die Ergebnisse des Gipfels scharf kritisiert und der UN-Klimakonferenz vorgeworfen, zentrale Ziele verfehlt zu haben. Es sei dort nicht gelungen, die "drastischen Emissionssenkungen" auf den Weg zu bringen, die notwendig seien, um die Erderwärmung einzudämmen. Auch dem EU-Kommissionsvize Frans Timmermans gehen die Resultate nicht weit genug. "Was wir vor uns haben, ist nicht genug als Schritt voran für die Menschen und den Planeten", sagte Timmermans am Sonntagmorgen zum Ende der Konferenz.

Außenministerin Annalena Baerbock zieht eine gemischte Bilanz. Die Einigung auf den Fonds zum Ausgleich für klimabedingte Schäden sei positiv. "Zudem konnten wir einen Rückschritt hinter den Konsens von Glasgow und Paris verhindern", hob die Ministerin hervor. Es sei gelungen, das Ziel zu verteidigen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Frustrierend sei aber, "dass aufgrund der Blockade von einigen großen Emittenten und ölproduzierenden Staaten überfällige Schritte zur Minderung und zum Ausstieg aus fossilen Energien verhindert wurden".

Kritik aus Sachsen an COP27

Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (B90/Grüne) hat die Ergebnisse der UN-Klimakonferenz im ägyptischen Scharm el-Sheich kritisiert. Er erklärte, um die Erderwärmung zu stoppen, müssten die Emissionen drastisch reduziert werden. Eine Einigung darauf habe die Konferenz aber verfehlt. Das sei frustrierend. Lediglich der Fonds für klimabedingte Schäden in ärmeren Ländern schaffe ein Stück Gerechtigkeit.

Das Ergebnis der UN-Klimakonferenz bedeute für Sachsen, dass alle Bremsen für den Ausbau der erneuerbaren Energien gelöst werden müssten. Für Sachsen gehe es um eine bezahlbare, sichere Energieversorgung und um eine zukunftsfähige, CO2-freie Wirtschaft, so Günther.

Greenpeace: "Keine klare Kante zum Ausstieg aus Kohl, Öl und Gas"

Auch Umweltverbände reagierten kritisch. Martin Kaiser von Greenpeace Deutschland bemängelte, dass es keine "klare Entscheidung zum dringend notwendigen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas" gebe. Die Klimakonferenz "riskiert damit in fahrlässiger Weise die Einhaltung des 1,5-Grad-Limits".  Christoph Bals von Germanwatch sagte, der Weltklimagipfel sei "ein Abwehrkampf gegen die Öl- und Gas-Lobby" gewesen. Dabei sei immerhin gelungen, den Pfad in Richtung 1,5 Grad offenzuhalten.

Ukraine-Krieg überschattet Klimakrise

Die 27. Klimakonferenz der Vereinten Nationen fand dieses Jahr im ägyptischen Scharm el-Scheich statt. Zwei Wochen berieten sich etwa 40.000 Teilnehmer aus fast 200 Ländern zur Eindämmung der Klimakrise. Unter den rund 100 anreisenden Staats- und Regierungschefs ist neben Bundeskanzler Olaf Scholz und US-Präsident Joe Biden auch der neue britische Premierminister Rishi Sunak.

Dabei stand das Treffen von Politikern, Wissenschaftlern und Aktivisten zur Bekämpfung des Klimawandels in diesem Jahr unter dem Eindruck des russischen Einmarschs in die Ukraine. Die damit verbundenen Probleme etwa für die Energiebeschaffung in Europa und die globale Nahrungsmittelverteilung haben die Erderwärmung teilweise von der aktuellen Berichterstattung verdrängt.

MDR (lmb, efa), dpa, epd

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 20. November 2022 | 06:00 Uhr

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