Israelische Soldaten beziehen Stellung
Israelische Soldaten beziehen Stellung an der Grenze zum Gaza-Streifen. Bildrechte: picture alliance/dpa/AP | Ilan Assayag

Krieg in Israel Israel mobilisiert vor möglicher Gaza-Offensive 300.000 Reservisten

10. Oktober 2023, 06:48 Uhr

Die israelische Armee spricht von der größten Mobilisierung in so kurzer Zeit. Regierungschef Netanjahu hat das Ziel ausgegeben, der Bedrohung durch die Hamas ein Ende zu setzen. Auch an Israels Nordgrenze zum Libanon gab es Gefechte, was die Sorge vor einer Ausweitung des Konflikts verstärkt.

  • Mobilisierung von 300.000 Reservisten deutet auf Bodenoffensive in den Gazastreifen hin
  • Israel greift Ziele im Libanon an - Sorge vor Ausweitung des Konflikts
  • Hamas droht mit Tötung von Geiseln, zeigt sich aber offen für Gespräche über Waffenstillstand

Die israelische Armee hat 300.000 Reservisten mobilisiert, um auf den blutigen Angriff von Hamas-Terroristen mit mindestens 900 Toten und 2.600 Verletzten militärisch zu antworten. Die Anordnung deutet auf eine Bodenoffensive in den von der Hamas kontrollierten Gazastreifen hin. Es ist die größte Mobilisierung in der israelischen Geschichte in so kurzer Zeit, wie ein Armeesprecher am Montag sagte.

Israel greift Ziele im Libanon an

Auch an Israels Nordgrenze zum Libanon gab es Gefechte, was die Sorge vor einer Ausweitung des Konflikts verstärkte. Israelische Kampfhubschrauber griffen Ziele im Südlibanon an. Soldaten hätten zuvor mehrere Bewaffnete erschossen, die nach Israel vorgedrungen waren, teilte das israelische Militär mit. Die wie die Hamas mit dem Iran verbündete Schiitenorganisation Hisbollah dementierte eine Beteiligung und feuerte als Vergeltung Raketen auf Israel ab. Die Organisation beschrieb den Angriff als Reaktion auf den Tod mehrerer eigener Anhänger.

Hamas droht mit Tötung von Geiseln

Große Sorge bereitet zudem das Schicksal von rund 150 in den Gazastreifen verschleppten israelischen Geiseln. Die Hamas drohte, für jeden von Israel ausgeführten Angriff eine zivile Geisel hinzurichten, wie ein Sprecher sagte. Die Organisation hatte zuvor einen Gefangenenaustausch gefordert und verlangte die Freilassung von 36 inhaftierten Palästinenserinnen in Israel für die Übergabe von älteren entführten Israelinnen.

Israels Armee wiederum nahm eigenen Angaben zufolge Hunderte Hamas-Mitglieder in Gefangenschaft. Hunderte Terroristen seien zudem im Gazastreifen und auch am Grenzzaun getötet worden, sagte Militärsprecher Daniel Hagari laut israelischen Medien.

Zugleich zeigte sich die Hamas einem hochrangigen Vertreter zufolge offen für Gespräche über einen Waffenstillstand mit Israel. Die Organisation habe "ihre Ziele erreicht", sagt Mussa Abu Marsukdem dem Sender Al-Jazeera. Auf die Frage nach einer Waffenruhe erklärte Marsukdem, man stehe "etwas in dieser Art" und "allen politischen Gesprächen" offen gegenüber.

Schlimmstes Blutbad seit israelischer Staatsgründung

Die von den USA, der EU und Israel als Terrororganisation eingestufte Hamas hatte am Samstag, dem jüdischen Feiertag Simchat Tora (Freude der Tora), bei einem Großangriff auf das Grenzgebiet das schlimmste Blutbad unter Zivilisten seit der israelischen Staatsgründung angerichtet. Mehr als 4.500 Raketen wurden inzwischen nach offiziellen Angaben auf Israel abgefeuert.

Hamas-Terroristen erschossen Männer, Frauen und Kinder und verschleppten andere in den Gazastreifen. Bei einem Musikfestival in der Negev-Wüste wurden nach Angaben von Rettungskräften allein 260 überwiegend junge Teilnehmer von den Terroristen getötet. Nach Angaben von Israels Präsident Izchak Herzog wurden seit dem Holocaust nicht mehr so viele Juden an einem Tag getötet.

Die israelische Armee reagierte weiter mit massiven Bombardierungen des Gazastreifens. Nach Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums wurden dabei mindestens 687 Menschen getötet und mehr als 3.800 verletzt. Israel ordnete die komplette Abriegelung des nur 40 Kilometer langen und sechs bis zwölf Kilometer breiten Gazastreifens an. Verteidigungsminister Joav Galant sagte: "Es wird keinen Strom, keine Lebensmittel und keinen Treibstoff geben."

dpa rtr (mze)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 09. Oktober 2023 | 21:45 Uhr

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