Krieg in Nahost Israelische Armee dringt in Schifa-Klinik ein
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15. November 2023, 07:30 Uhr
Seit Tagen kommt es rund um die Schifa-Klinik in Gaza-Stadt zu Gefechten zwischen israelischen Bodentruppen und der Hamas. Israel vermutet dort das Hauptquartier der Terrororganisation. In der Nacht zum Mittwoch sind israelische Soldaten in das Krankenhaus eingedrungen. Das hat die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde in Gaza bestätigt.
- Israels Armee ist nach eigenen Angaben in das Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt eingedrungen.
- Die von der Terrormiliz Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde wurde vorab über den Einsatz informiert.
- Israels Armee vermutet in den Kellerräumen das Hauptquartier der Hamas-Kontrollzentrum.
- Die USA bestätigten, dass die Hamas die Schifa-Klinik für militärische Zwecke nutzt.
Die israelische Armee ist nach eigenen Angaben in einen Teil des Schifa-Krankenhauses in Gaza-Stadt vorgedrungen. Wie das Militär in der Nacht zum Mittwoch mitteilte, handelt es sich um eine "präzise und gezielte Operation" gegen die islamistische Terrormiliz Hamas. Der Einsatz finde in einem bestimmten Bereich der Klinik statt. Zivilisten solle kein Schaden zugefügt werden. Alle Mitglieder der Hamas seien aufgefordert, sich zu ergeben.
Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde bestätigte, dass israelische Soldaten in den Keller des Schifa-Krankenhauses vorgedrungen sind. Ein Sprecher sagte, die Soldaten durchsuchten die Räume. Sie würden schießen und Sprengsätze werfen.
Der Leiter der Krankenhäuser sagte dagegen dem arabischen Sender Al-Dschasira, die Armee habe zuerst die Chirurgie und die Notaufnahme gestürmt. Überprüfen lassen sich diese Angaben nicht.
Israel kündigte Schifa-Einsatz an
Israel hatte vorab die Gesundheitsbehörde in Gaza über den Einsatz informiert. Das bestätigte ein Sprecher der Behörde Al-Dschasira. Ein Sprecher des Militärs erklärte, man habe in den vergangenen Wochen immer wieder davor gewarnt, dass die "fortgesetzte militärische Nutzung des Schifa-Krankenhauses durch die Hamas" dazu führen werde, dass es seinen besonderen völkerrechtlichen Schutz verlieren werde. Man sei dazu gezwungen, gegen die militärische Infrastruktur der Hamas in den Krankenhäusern vorzugehen.
Krankenhaus soll Hamas-Hauptquartier verbergen
Die israelische Armee wirft der Hamas vor, unter dem Schifa-Krankenhaus ihr militärisches Hauptquartier eingerichtet zu haben. Nach Geheimdienstinformationen würden das Krankenhaus und darunter liegende Tunnel zur Verschleierung militärischer Operationen genutzt. Offenbar würden dort auch in Israel entführte Hamas-Geiseln festgehalten.
Hinweis der Redaktion Die Berichterstattung aus dem Gazastreifen ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige Journalistinnen und Journalisten vor Ort sind. Informationen zu den Kampfhandlungen kommen vor allem von der israelischen Regierung und von der im Gazastreifen herrschenden Terrororganisation Hamas, die nur schwer überprüft werden können.
USA bestätigen Darstellung Israels
Die USA bestätigten am Dienstag, dass militante Gruppen im Gazastreifen Krankenhäuser für militärische Zwecke missbrauchten. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby sagte, die Hamas und die militante Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad nutzten Krankenhäuser, um Militäroperationen zu verbergen und um Geiseln festzuhalten. Die Schifa-Klinik sei ein "Kommando- und Kontrollzentrum" für diese Gruppierungen. Eigene Geheimdienstinformationen würden das stützen. Die Hamas bestreitet die Anschuldigungen.
Lage um Schifa-Krankenhaus seit Tagen angespannt
Das Schifa-Krankenhaus ist seit Tagen umkämpft. Israelische Panzer stehen laut Augenzeugen nur wenige Meter von der Zufahrt des größten Krankenhauses des Palästinensergebiets. In der Schifa-Klinik sollen hunderte Patienten ohne Strom, Wasser und Behandlungsmöglichkeit festsitzen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO erklärte, entgegen palästinensischen Angaben sei das Schifa-Krankenhaus weiter in Betrieb. Trotz Stromausfall und Angriffen versuche das Klinikpersonal, rund 700 schwer kranke Patienten zu versorgen.
dpa/AFP/Reuters (dkn)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 15. November 2023 | 06:12 Uhr