Rettungskräfte bringen den angeschossenen und verletzten slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico auf einer Trage in ein Krankenhaus.
Der Regierungschef der Slowakei, Robert Fico, ist in Handlová Ziel eines Angriffs geworden. Er wurde mit Schussverletzungen in ein Krankenhaus gebracht. Bildrechte: picture alliance/dpa/TASR | J·n Kroöl·k

Attentat Pellegrini: Fico ist "Tod um Haaresbreite entgangen"

16. Mai 2024, 16:52 Uhr

Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico ist nach Medienberichten wieder bei Bewusstsein. Er war in der Kleinstadt Handlová angeschossen und lebensgefährlich verletzt worden. Ein Mann wurde festgenommen.

Die slowakische Präsidentin Zuzana Čaputová hat nach dem Attentat auf Ministerpräsident Robert Fico zu Mäßigung im Europa-Wahlkampf aufgerufen. Zusammen mit ihrem gewählten Nachfolger Peter Pellegrini forderte sie am Donnerstag eine Beruhigung in der Gesellschaft.

Pellegrini besuchte Fico am Donnerstag in der Klinik. Ficos Zustand sei nach wie vor ernst, sagte Pellegrini in Banska Bystrica. Er habe mit Fico nur einige Minuten gesprochen. Die Situation sei weiter sehr kritisch. Vor dem Regierungschef lägen "schwierige Stunden und Tage". Der Regierungschef sei dem Tod "um Haaresbreite" entgangen.

Die politischen Auseinandersetzungen in der Slowakei hatten sich nach der Wahl von Fico verschärft. Čaputová war in diesem Jahr nicht zur Wiederwahl angetreten. Im Juni wird Pellegrini ihr Nachfolger.

Attentat am Mittwochnachmittag

Fico war am Mittwoch durch Schüsse verletzt worden. Nach einer Notoperation ist er außer Lebensgefahr, aber auf der Intensivstation. Sein Zustand sei "stabilisiert, ist aber weiterhin ernst", sagte sein Stellvertreter in der Regierung, Verteidigungsminister Robert Kaliňák. Eine Sprecherin des Krankenhauses sagte, Fico sei fünf Stunden lang operiert worden. Medien hatten berichtet, er sei wieder bei Bewusstsein gewesen.

Rettungskräfte bringen den angeschossenen und verletzten slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico auf einer Trage in ein Krankenhaus. 5 min
Bildrechte: picture alliance/dpa/TASR | J·n Kroöl·k

Wie die Regierung in Bratislava mitteilte, wurde das Attentat nach einer Kabinettssitzung in der Stadt Handlová im Zentrum des Landes verübt. Die Regierung sprach von einem "Mordanschlag". Fico wurde per Hubschrauber in ein Krankenhaus in Banska Bystrica gebracht, weil ein Transport nach Bratislava zu lange gedauert hätte.

Angreifer hatte wohl politisches Motiv

Augenzeugen berichteten im Fernsehen, vor dem Kulturhaus in Handlová seien fünf Schüsse gefallen, als Fico ins Freie ging, um Hände zu schütteln. Ein Schuss habe ihn in die Brust getroffen. Später hieß es dann, er sei auch im Bauchraum getroffen worden.

Der mutmaßliche Angreifer, ein 71 Jahre alter Slowake wurde umgehend festgenommen. Er soll in ersten Vernehmungen geäußert haben, dass er mit der Politik der Fico-Regierung nicht einverstanden sei. Er soll als ehemaliger Mitarbeiter eines Wachdienstes die Waffe legal besessen haben und sich als Amateur auch schriftstellerisch betätigt haben.

Robert Fico, Ministerpräsident der Slowakei, begrüßt Anwohner nach seiner Ankunft zu einer Regierungssitzung.
Robert Fico begrüßt Anwohner nach seiner Ankunft zu einer Regierungssitzung in der Kleinstadt Handlová. Nach der Sitzung wurde der 59-Jährige angeschossen. Bildrechte: picture alliance/dpa/TASR | Radovan Stoklasa

Attentat löst international Bestürzung aus

Auch international sorgte das Attentat für Bestürzung. "Die Nachricht vom feigen Attentat auf den slowakischen Ministerpräsidenten Fico erschüttert mich sehr", schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz auf dem Kurznachrichtendienst X. Gewalt dürfe keinen Platz haben in der europäischen Politik. Vizekanzler Robert Habeck kritisierte vor einer Rede im Bundestag Populismus und sagte mit Blick auf das Attentat in der Slowakei, Worte folgten Taten. Er mahnte Demokraten, sich ihres Einflusses bewusst zu sein.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bezeichnete den Angriff als "abscheulich". Die CDU-Politikerin schrieb ebenfalls auf X: "Solche Gewalttaten haben in unserer Gesellschaft keinen Platz und untergraben die Demokratie, unser höchstes gemeinsames Gut."

dpa, AFP, Reuters (kar,ksc)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 15. Mai 2024 | 16:00 Uhr

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